Samstag, September 28


Typologie

Der Hut ist der Hochsitz des Charakters. Wir zeigen die angesagtesten Modelle des Sommers und welcher Typ Mensch sie trägt.

1. Das Logo-Cap

Die Trägerin kombiniert dazu weite Jeans, sehr saubere Adidas-Schuhe, einen Iced Matcha und eine Tote-Bag. Ultimatives Stilvorbild: die bei einem Flugzeugunglück verstorbene Carolyn Bessette-Kennedy. Sie schaut jeden Sonntag Formel 1, steht für den neuesten Smashburger an und hat eine Lieblingsbadi, von der alle wissen sollen, dass es ihre Lieblingsbadi ist. Ihr Cap stammt von Lamarel (Bild), Lovem oder Sporty & Rich.

2. Der Berset-Borsalino

Beliebt beim Genussmenschen und Humphrey-Bogart-Fan. Er ist stets verdächtig braungebrannt und sehr stolz auf seinen Bootsanlegeplatz. Der Berset-Borsalino-Träger hat zudem eine beeindruckende Sammlung von Leinenhemden in jedem erdenklichen Erdton (und Hellrosa!). Knöpft diese und andere Hemden nur dann ganz zu, wenn es unbedingt sein muss. Ist meist in Espadrilles anzutreffen, unabhängig vom Wetter.

3. Der Statement-Hut

Wer diesen Hut trägt, ist von Beruf Kreative/Kreativer oder möchte es sein. Verbringt acht Stunden pro Woche auf Tiktok. Ist immer allen voraus, manchmal um mehrere Jahre, und damit Anlaufstelle für stilistischen Rat – den aber die wenigsten auch wirklich annehmen, weil ihnen der Mut dazu fehlt. Paradebeispiele: der Eimerhut aus Raffia von Marni (Bild) und der Plüsch-Hut von Nemo.

4. Das Dad-Cap

Der Träger hat keine Ahnung, was die ausgefransten Ausdrücke auf dem Cap eigentlich bedeuten oder dass der Markenname «Camp David» eine Hommage an Bill Clinton ist. Egal, der Hut tut seinen Dienst! Der Träger besucht jeden Sommer denselben Ferienort und steht mindestens drei Stunden vor Abflug samt Kopfbedeckung am Check-in. Liest lieber Biografien statt Belletristik, auch am Strand.

5. Der Fashionista-Strohhut

Der ärgste Feind dieser Behüteten ist nicht die Sonne, sondern der Wind. Sie findet ihr nächstes Reiseziel auf Instagram und trägt im Sommer fast ausschliesslich Weiss. Im Flugzeug nach Ibiza belästigt sie mit ihrem Hut von Lola Hats (Bild) ihre Sitznachbarn (aber im Ernst, wo soll man den auch verstauen?). Faustregel: Je grösser der Durchmesser, desto besser.

6. Der Visor

Diesen eigentlich halben Hut braucht man als Mitglied eines exklusiven Country-Clubs (des Dorftennisklubs). Seine Trägerinnen sind hart im Nehmen – auf dem Platz und später beim Duschen, wo ihnen das schmerzhafte Einschamponieren der sonnenverbrannten Kopfhaut nichts ausmacht. Sie checken täglich ihre Schritte auf der Apple-Watch und backen für das Heimspiel den besten Kuchen.

7. Das Béret

Die Béret-Besitzerin ist gerade aus Paris zurückgekehrt oder (und das ist wahrscheinlicher) hält es kaum aus, bis die neue Staffel «Emily in Paris» im August erscheint. Grundsätzlich gibt sie zu viel Geld für Pain au Chocolat aus, macht es aber damit wett, jedes Mal auf Instagram ein Foto davon zu posten. Ist dem Comeback von Ballerinas als einzige Person nicht skeptisch begegnet. Schwitzt nicht. Ist verträumt und stolz darauf.

8. Der rosa Cowboyhut

Diese Person hat am 9. oder 10. Juli 2024 Ferien eingegeben oder fehlt mysteriöserweise genau dann an der Arbeit, wenn Taylor Swift im Letzigrund auftritt. Fragt sich, ob die Stiefel dazu etwas viel sind. Sie wird den Hut – etwa den von Pieces auf Zalando (Bild) – nie mehr tragen, ausser ein Junggesellinnenabschied steht an. Vorschlag für die Social-Media-Bildunterschrift: «all hat and no cattle». Aber es wird wohl eine Songzeile.

9. Der Nummer-sicher-Hut

Der Träger schwört auf Sonnenschutzfaktor UPF 50+ und hat damit wohl recht. Er gehört mehreren Wandergruppen an und postet fleissig Whatsapp-Storys. Er mag währschafte Küche, hat aber auch nichts gegen einen feinen Quinoa-Salat (ausgesprochen mit Betonung auf dem o). Lieblingsspruch: Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung.

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