Mittwoch, Februar 12


The Market Momentum Screen

The Market zeigt, welches die Indizes und Valoren mit den stärksten Aufwärtstrends sind. Den Trends zu folgen, kann sich lohnen, sind sie doch häufig von längerer Dauer. Vor allem Aktien aus dem CAC 40 und dem Ibex 35 stechen derzeit hervor – und im Speziellen Banktitel.

Der Januar war ein guter Börsenmonat – und hat damit die Tendenz der ersten fünf Tage im neuen Jahr bestätigt: Der deutsche Leitindex Dax stieg 9,2%, der Swiss Leader Index (SLI) 8,6%. Das Plus beim US-Index S&P 500 lag bei 2,7%. Das bedeutet, dass auch das gesamte Börsenjahr 2025 ein gutes werden sollte – zumindest gemäss dieser saisonalen Regel, die auch als Januarbarometer bekannt ist. Schliesslich setzt sich ein Trend oft fort. Mit dem Momentum Screen identifiziert The Market jene Aktien im Aufwärtstrend, die, sollten sie als ein Investment infrage kommen, zudem attraktiv bewertet sein sollten, damit sie ihren Siegeszug auch mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen.

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Besonders gut lief es in den vergangenen Tagen auf Indexebene aber nicht nur beim Dax, der am Montag mit 21‘912 Punkten ein Rekordhoch erklommen hat, auch der Ibex 35 hat auf sich aufmerksam gemacht. Der spanische Leitindex hat es unter die Top fünf der vierzig von The Market beobachten Indizes geschafft. Das liegt mitunter an seiner Konzentration, wie wir das von Softwareriese SAP im Dax oder den «Magnificent Seven» aus dem S&P 500 bereits gewohnt sind. Drei der vier Schwergewichte des Index haben zuletzt ordentlich an Momentum hinzugewonnen. Das sind die beiden Kreditinstitute Banco Santander und BBVA sowie der Textilkonzern Inditex. Nur der Versorger Iberdrola schwächelt. Das Quartett macht mehr als die Hälfte des Ibex aus.

Wie The Market bereits Anfang Jahr schrieb, stehen die Chancen gut, dass europäische Bankaktien dieses Jahr erneut reüssieren werden – das fünfte Jahr in Folge. Sie sind derzeit einer von fünf Bullenmärkten. Das hat seine Gründe: Allein in der laufenden Berichtssaison haben die Kreditinstitute (Stoxx 600 Banks) die Erwartungen mehrheitlich übertroffen. Der Vorsteuergewinn lag im Mittel 5% über den Schätzungen. «Analysten nahmen dies zum Anlass, ihre Gewinnprognosen für 2025 und 2026 im Schnitt um 2% beziehungsweise 3% anzuheben», so Ulrich Stephan, Chefanlagestratege bei der Deutschen Bank, der Bankaktien zu seinen Favoriten zählt. Die durchschnittliche Ausschüttungsrendite aus Dividenden und Aktienrückkäufen liegt bei Finanztiteln bei stolzen 10%.

Santander löst das Versprechen gerade eindrucksvoll ein. Die spanische Grossbank plant nach einem Gewinnsprung milliardenschwere Aktienrückkäufe. Die Valoren haben allein in den vergangenen zwei Wochen 11,8% zugelegt. Santander hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 12,6 Mrd. € und damit 14% mehr verdient als im Vorjahr. Vom Gewinn will die Bank rund 1,6 Mrd. € in den Rückkauf stecken und beabsichtigt weitere 10 Mrd. € aus den Jahren 2025 und 2026 für ein entsprechendes Programm zu verwenden. Auch die Dividende soll steigen.

Die Kernkapitalquote (CET1) betrug 12,8%, ein Plus von 0,5 Prozentpunkten. Das Kosten-Ertragsverhältnis lag bei 41,8%. Das bedeutet, dass Santander für jeden verdienten Euro rund 42 Cent ausgeben musste. Davon können andere Banken nur träumen.

Für 2025 strebt Konzernchefin Ana Botín einen Ertrag etwa auf Vorjahresniveau (62,2 Mrd. €) an. Allerdings will sie die Kosten weiter senken und die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) auf mehr als 17% hieven. 2024 war die Rendite von 15,1 auf 16,3% gestiegen. Die Santander-Aktien sind auf Basis des für die kommenden zwölf Monate geschätzten Gewinns mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7 günstig bewertet.

Ähnlich lautet die Quintessenz des Geschäftsberichts der französischen Bank Société Générale, die im Ranking des CAC 40 nach relativer Stärke nun ganz oben zu finden ist. Und deren Valoren darüber hinaus davon profitieren, dass es in Frankreich zu einer Einigung über den Staatshaushalt gekommen ist. Er sieht eine Reduzierung der Defizitquote von 6,1 auf 5,4% im Jahr 2025 vor, während die temporäre Erhöhung der Körperschaftssteuer den Erwartungen entsprach und bereits am Markt entsprechend eingepreist ist.

Auch Société Générale hat 2024 einen Gewinnsprung hingelegt, will nun insgesamt 1,7 Mrd. € für Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien ausgeben und auch die Soc-Gen-Aktien sind auf Zwölfmonatssicht mit einem KGV von 7 bewertet. Im Unterschied zu Santander will Slawomir Krupa, Chef der französischen Bank, die sich gerade in einer Restrukturierung befindet, die Rendite auf das materielle Eigenkapital im laufenden Jahr von 6,9% auf lediglich mehr als 8% steigern. Da hat sich selbst CEO Christian Sewing für die Deutsche Bank mit «mehr als 10%» mehr vorgenommen. Die Pläne der Deutschen sind recht ambitioniert, zuletzt lag der RoTE bei 4,7%, klammert man die Kosten für die Rechtsfälle aus waren es 7,1%.

Die Kursbewegungen der deutschen Valoren sind im jüngsten Momentum Screen insgesamt besonders aufgefallen: Das grösste deutsche Kreditinstitut gehört neben Labordienstleister und Diagnostikspezialist Qiagen und Short-Seller-Liebling Porsche zu den Valoren, die am meisten Schwung verloren haben.

Besonders stark sind weiterhin die Papiere von Siemens Energy (nach guten Zahlen des dänischen Windturbinenspezialisten Vestas), Heidelberg Materials, Rheinmetall, Zalando, SAP und Commerzbank. Wer die Kombination aus Trendfolge und Value-Investing verinnerlicht hat, wird unter diesen Titeln fündig. Zwei Sondersituationen gibt es zu beachten: Siemens Energy hat die defizitäre Windsparte als Achillesferse, bei Commerzbank treibt vor allem das Interesse von Unicredit den Kurs.

Auffällig ist auch, dass MDax und SDax stärker zulegen konnten als der Dax. Dies, nachdem es Mid- und Small-Caps zuletzt recht schwer hatten.

Dax-Dominator SAP hat sein Cloud-Wachstum im vierten Quartal beschleunigt, 2025 soll es so weitergehen und der Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) zunehmend zum Geschäftstreiber werden. Die Panik um DeepSeek beweise nur, dass SAP mit seiner KI-Strategie richtig liege, erklärte SAP-Chef Christian Klein jüngst bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Für die Aktien sprechen das starke Wachstum sowie eine gute Vorhersehbarkeit der Ergebnisse. Der Auftragsbestand für Software in der Cloud lag per Ende 2024 bei 63,3 Mrd. €. Das ist 40% mehr als vor einem Jahr und fast doppelt so viel wie der im vergangenen Jahr verbuchte Konzernumsatz von 34,2 Mrd. €. Die Verträge laufen im Durchschnitt etwas mehr als drei Jahre.

Besonders teuer bewertet ist SAP im Vergleich zu Wettbewerbern nicht.

Private-Equity-Investoren haben erkannt, was den meisten Marktteilnehmern offensichtlich verborgen geblieben ist: Die Aktien des Verpackungsspezialisten Gerresheimer sind aktuell sehr günstig zu bekommen. So haben laut einem Bericht von Bloomberg Warburg Pincus, EQT und KKR Interesse an einer Übernahme des MDax-Unternehmens angemeldet. Laut Gerresheimer befänden sich die Gespräche «noch in einem sehr frühen Stadium». Es sei «zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, ob es tatsächlich zu einem öffentlichen Übernahmeangebot kommen wird». Für Aktionäre könnte die Entwicklung trotz des jüngsten Kursanstiegs unangenehm werden. Ein solches Angebot dürfte vermutlich vergleichsweise niedrig ausfallen und unter dem inneren Wert der Aktien liegen.

CEO Dietmar Siemssen verspielte zuletzt das Vertrauen des Marktes, nachdem er seine viel zu optimistische Prognose hatte zurücknehmen müssen. Nach dem anschliessenden Kursrutsch sah The Market Ende Okotober vergangenen Jahres eine gute Einstiegsmöglichkeit für Anleger mit längerem Atem. Denn das Unternehmen sollte mittelfristig vom Ende des Lagerabbaus (Destocking) profitieren können. Wie The Market bereits schrieb, wird am Markt darüber spekuliert, dass Gerresheimer das energie- und kapitalintensives Glasgeschäft und im Speziellen die Formglassparte abspalten oder verkaufen könnte.

Neue Zahlen zum abgelaufenen Quartal will Siemssen am 26. Februar vorstellen.

Im Schweizer SLI gibt es in Sachen Finanzvaloren eine gegenläufige Entwicklung. Aktien von Banken wie UBS und Julius Bär haben besonders stark an Momentum verloren, dabei waren die Geschäftszahlen alles andere als schwach. Julius Bär taucht gar nicht mehr in der Top 10 auf. Stark zeigte sich zuletzt neben alten Bekannten wie Richemont vor allem Logitech.

Der Hersteller von Computerzubehör konnte zuletzt mit guten Quartalszahlen überzeugen und einer Anhebung der Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) überzogen. Die Bewertung der Logitech-Valoren befindet sich auf dem in den vergangenen Jahren erreichten Niveau und scheint ausgereizt. Das vorwärtsgerichtete KGV beträgt 22.

Julius Bär hat den 600 Mio. Fr. schweren Kreditausfall des österreichischen Immobilieninvestor René Benko zwar verdaut, doch die Ermittlungen der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma sind entgegen den Erwartungen noch nicht abgeschlossen. Dazu greift seit dem 1. Januar die Finalisierung des Regelwerks Basel 3 mit schärferen Kapitalanforderungen. Das bedeutet für die Privatbank statt einer Kernkapitalquote (CET1) von hohen 17,8% per Ende Jahr, zum Jahreswechsel nur noch 14,2%. Dadurch sind die Hoffnungen auf ein Aktienrückkaufprogramm vorerst geplatzt. Das Kursmomentum einmal ausgeklammert, scheint der Rücksetzer derzeit eine Einstiegschance.

UBS hat mit ihrem Ergebnis in erster Linie eine Bestätigung vorgelegt, dass die einzig verbliebene Grossbank der Schweiz mit der Integration der Credit Suisse auf Kurs ist. Der Titel gehört zu den Favoriten für 2025 von The Market.

Bei Assenagon Asset Management hat man analysiert, welcher Anlagestil 2024 gegenüber dem globalen Aktienmarkt die beste relative Performance erzielt hat. Es war mit Abstand der Faktor Momentum (+9,7%). Am schlechtesten schnitt hingegen ein reiner Value-Ansatz ab (–11,4%).

Die Analysten des Family Office HQ Trust haben indes errechnet, dass der S&P 500 im Schnitt bis zum Jahresende weitere 10,5% zugelegt hat, wenn er den Januar mit einem Plus beendete und damit das eingangs erwähnte Januarmuster bestätigt. Wenn das keine guten Vorzeichen für 2025 sind.

HQ Trust hat dafür den Zeitraum von Dezember 1993 bis Januar 2025 untersucht. Besonders gut schnitten die US-Aktien aus den Bereichen Versorger (15,6%) und Kommunikation (15,4%) ab. Die Technologiewerte (ganz rechts in der Grafik) toppten jedoch alle Branchen. Sie kamen in den Monaten von Februar bis Dezember nicht nur auf ein Plus von 16,9%. Verlief der Januar negativ, wie 2025, reichte es immer noch zu einem durchschnittlichen Zuwachs von stolzen 13,5% in den restlichen elf Monaten.

Noch eine Anmerkung in eigener Sache: The Market hat zahlreiche Anregungen zum Momentum Screen erhalten. Ein vielfach genannter Wunsch war, die Tabellen mit den Schweizer Valoren auszuweiten. Deshalb finden Sie nun anstelle des SLI künftig den SMI Expanded im Momentum Screen wieder, der Index umfasst alle fünfzig Titel aus dem SMI und dem SMIM.


Über diesen Link gelangen Sie zum Dokument mit sämtlichen Tabellen.

Haben Sie Anregungen zum Momentum Screen? Vermissen Sie eine Tabelle? Dann schreiben Sie uns: ulrich.hanke@themarket.ch.

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