Sonntag, März 16

SNB-Präsident Martin Schlegel ist forsch gestartet. Legt er bei den Zinsen nun eine Verschnaufpause ein?

Martin Schlegel, der neue Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat gleich ein forsches Tempo hingelegt. Bei seinem ersten Zinsentscheid im Dezember halbierte er den Leitzins von 1,0 auf 0,5 Prozent. Ein solch grosser Schritt von 50 Basispunkten ist eigentlich nur in Krisen üblich.

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Kritiker warfen ihm daher vor, er verschiesse sein Pulver vorschnell. Sollte sich die Lage an den Finanzmärkten unerwartet verdüstern, dann könne er nicht mehr weiter reagieren – ausser, er griffe erneut zu den beim Volk unbeliebten Negativzinsen.

Entsprechend gross ist die Spannung, wie Schlegel den geldpolitischen Kurs kommende Woche bei seinem zweiten SNB-Entscheid steuern wird. Laut dem jüngsten, von der UBS erhobenen Finanzbarometer erwartet eine Mehrheit der Analysten eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte. Eine wachsende Minderheit allerdings glaubt, dass die SNB von einer erneuten Reduktion absehen wird.

Drohendes Comeback der Inflation

Tatsächlich spielen die globalen Entwicklungen der SNB-Führung derzeit in die Hände. So sind die Zinssätze in der Euro-Zone deutlich nach oben geschossen. Der Grund sind die geplanten Militärausgaben in der EU sowie das Schuldenpaket des designierten deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz. Diese wirken inflationär.

Weil sich die Zinsdifferenz zwischen dem Euro-Raum und der Schweiz ausweitet, erleichtert das die Arbeit der SNB. Je grösser dieser Abstand nämlich ist, desto geringer wird der Aufwertungsdruck auf den Franken. Schon in den letzten Monaten hat der Euro gegenüber dem Franken an Wert zugelegt. Dies ist für die SNB auch deshalb willkommen, weil sich die Inflation in letzter Zeit stark abgeschwächt hat. Derzeit beträgt die Jahresteuerung nur noch 0,3 Prozent.

Fällt die Teuerungsrate in den negativen Bereich, so verstärkt dies ebenfalls den Druck auf die Nationalbank, die Leitzinsen stärker zu senken. Dank dem schwachen Franken, der inflationär wirkt, ist diese Gefahr nun gesunken. Kann sich Schlegel also beruhigt zurücklehnen? Leider nein. Die Risiken gehen diesmal von den USA aus.

Unklare Folgen des Handelskonflikts

Da ist zunächst der drohende Handelskrieg: Die Zölle der Regierung Trump haben nicht nur die Aktienmärkte verschreckt. Auch die Stimmung der Konsumenten hat sich stark eingetrübt. Das Gespenst einer harten konjunkturellen Landung ist plötzlich wieder erwacht. Die Rede ist gar von einer drohenden Stagflation. In einem solchen Fall aber wäre die SNB dringend auf weitere Munition in Form von künftigen Zinssenkungen angewiesen, um gegenzusteuern.

Ebenfalls unerfreulich sind die Pläne der amerikanischen Regierung, den Dollar zu schwächen oder den ausländischen Besitzern von US-Staatsanleihen eine Gebühr aufzubrummen. Die SNB hält zurzeit 40 Prozent ihrer Devisenreserven von 800 Milliarden Franken in Dollar. Falls die US-Währung also stark an Wert verlieren sollte, dann beschert dies auch der Nationalbank empfindliche Verluste. Ihre Kursgestaltung entspricht also weiterhin einem Hochseilakt: Sie muss nicht nur verhindern, dass die Zinsen ins Minus kippen, sondern ebenso die Währungsreserven vor einem Absturz bewahren.

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