Donnerstag, März 20

Seit den 1990er Jahren ist Glencore am Zinkproduzenten Kazzinc beteiligt. Der Konzern erwägt offenbar einen Ausstieg aus dem zentralasiatischen Land. Was steckt dahinter?

Die Bergbaubranche ist im Umbruch. Nach einer langen Zeit der Abstinenz sind wieder die grossen, milliardenschweren Übernahmeversuche zurückgekehrt. BHP, der grösste Minenkonzern der Welt, wollte vergeblich den Konkurrenten Anglo American schlucken. Das kanadische Bergbauunternehmen Teck Resources wehrte sich erfolgreich gegen einen Gesamtverkauf an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore. Als grösster Schatz werden derzeit Kupfervorkommen betrachtet. Das Metall mit der hervorragenden Leitfähigkeit wird als ein wichtiger Baustein der Energiewende gesehen.

Abschied von Kazzinc?

Aber auch in kleineren Transaktionen rüsten sich die Bergbaukonzerne, um im Ringen um die Metalle der Zukunft die Nase vorn zu haben. So erwägt Glencore laut der Nachrichtenagentur Bloomberg, die Mehrheitsbeteiligung am kasachischen Minenunternehmen Kazzinc zu verkaufen. Diese Spekulation konnte man schon seit einiger Zeit hören. Der Schweizer Konzern hält rund 70 Prozent an Kazzinc, das Unternehmen könnte laut der Investmentbank Morgan Stanley 2,7 Milliarden Dollar wert sein. Zum Verkauf könnte auch eine von Kazzinc betriebene Goldmine stehen. Das Geld würde dann für Zukäufe bei anderen Projekten zur Verfügung stehen. Glencore wollte sich dazu nicht äussern.

Die möglichen Verkaufsabsichten sind teilweise überraschend, weil das Schweizer Unternehmen bei der Präsentation der Geschäftszahlen für 2023 im Februar noch davon gesprochen hatte, der Zinkabbau werde auf die grossen, langlebigen Anlagen in Kasachstan und Australien ausgerichtet. Die Produktion von Zink wird in der Lagerstätte Zhairem in Kasachstan derzeit hochgefahren. Das kasachische Unternehmen trug im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte zum angepassten Betriebsgewinn (Ebitda) im gesamten Zinkgeschäft bei, der Anteil am Betriebsgewinn von Glencore betrug aber nur knapp 3 Prozent, wobei vor allem die Erträge aus dem Kohlegeschäft dominierten.

Wenig Potenzial in der Energiewende

Mit dem Verkauf von Kazzinc würde Glencore einen beträchtlichen Teil der eigenen Zinkproduktion abstossen. Möglicherweise kam das in Baar beheimatete Unternehmen zu einer neuen Einschätzung zur Zukunft von Zink. Der Preis für das Metall ist zwar in den vergangenen Monaten gestiegen. Die längerfristige Aussicht sieht aber eher schwach aus. Der Rohstoff wird vor allem zur Produktion von rostfreiem Stahl verwendet.

«In der Energiewende wird mehr Infrastruktur benötigt. Das unterstützt den Zinkmarkt. Es wird aber keinen grossen Einfluss haben», sagt Andrew Thomas, ein Metall-Experte bei dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie. Die Nachfrage könnte sogar zurückgehen. Wenn gerade für Elektrofahrzeuge vermehrt Aluminium statt Stahl verwendet werde, um diese leichter zu machen, dann senke dies auch die Nutzung von Zink, fügt Thomas an.

Glencore ist bereits seit 1997 mehrheitlich an Kazzinc beteiligt. Chinesische Unternehmen sollen bereits Interesse gezeigt haben, heisst es bei Bloomberg auf Berufung von Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Weitere Stimmen sagen, die kasachische Regierung sei über die Entwicklung nicht glücklich und biete auch mit, um eine chinesische Beteiligung zu verhindern. «Einen Käufer zu finden, dürfte wohl nicht leicht sein. Zinkminen werden derzeit nicht als aufregend empfunden», sagt Thomas von Wood Mackenzie. Die Produktion von Kazzinc sei stabil, das Vorkommen in Kasachstan sei aber aus geologischer Sicht nicht herausragend.

Ausverkauf der Problemminen

Für eine neue Einschätzung könnte auch der Wechsel an der Spitze des Unternehmens gesorgt haben. Gary Nagle hat Ivan Glasenberg 2021 als Konzernchef abgelöst. In den vergangenen Monaten ist die alte Riege der Zink-Abteilung abgetreten. Seit Februar gibt es mit Xavier Wagner auch einen neuen Gesamtverantwortlichen für die Bergbauaktivitäten. In den vergangenen Jahren vereinfachte Glencore das Portfolio an Minen und stiess problematische oder allzu kleine Vorkommen ab.

So wurde die Kupfermine Mopani in Sambia, die Glencore häufig wegen Umweltproblemen Kritik einbrachte, verkauft. Der Konzern trennte sich dieses Jahr auch von der Nickelmine Koniambo in Neukaledonien, die immer ein wirtschaftliches Sorgenkind war. Kleinere Zinkminen in Bolivien, Peru und Argentinien sind ebenso veräussert worden. Vor kurzem teilte Glencore mit, die Mehrheitsbeteiligung am peruanischen Zinkproduzenten Volcan loswerden zu können. Nichtregierungsorganisationen kritisierten vielfach die Bedingungen in einer Minenstadt in den Anden.

Im Jahr 2021 schloss Glencore auch die Zink-Aktivitäten in Portovesme in Italien. Der Konzern möchte nun mit einem Partner einen Recycling-Hub für Lithium-Ionen-Batterien in Portovesme aufbauen. Der Plan kam auch teilweise darum zustande, weil mit der Sanierung des kontaminierten Standorts auf Sardinien auf Glencore enorme Kosten zukommen. Die italienischen Behörden haben aber noch nicht die Genehmigung erteilt.

Ein möglicher Verkauf von Kazzinc könnte aber auch dadurch angestossen worden sein, dass das Länderrisiko in Kasachstan anders wahrgenommen wird. Nach einer Reihe von tödlichen Unfällen kam der indische Stahlhersteller Arcelor Mittal im vergangenen Jahr der Aufforderung der kasachischen Regierung nach, sein Werk in Kasachstan an den Staat zu verkaufen. Arcelor Mittal war 28 Jahre lang im zentralasiatischen Land tätig.

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