Mittwoch, Januar 15

Der Leader der portugiesischen Liga ist für den Schweizer Meister eine Nummer zu gross und gewinnt im Europa-League-Playoff in Bern 3:1. Im Rückspiel in Lissabon kann’s für YB nur noch um Kosmetik gehen.

Ein paar Zahlen lassen erahnen, weshalb die europäische Reise der Berner Young Boys demnächst zu Ende geht. Der YB-Verteidiger Aurèle Amenda wird die Schweiz im Sommer in Richtung Bundesliga verlassen und dem Klub einen beträchtlichen einstelligen Millionenbetrag einbringen. Amenda ist das nächste Exempel dafür, dass die Berner ihr (Transfer-)Handwerk verstehen. Ausbilden, weiterverkaufen, Geld generieren.

Doch wer sich die Transferbilanz von Sporting Lissabon vor Augen hält, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sporting ist einer der Exportschlager im europäischen Fussball und hat in den letzten Jahren bisweilen einen Transfer-Nettogewinn von 60 bis 80 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet. Die Portugiesen beherrschen das Spiel mit dem An- und Verkauf in schierer Perfektion und wirken wie eine geölte Trading-Organisation, die nie zum Stillstand kommt.

Sporting ist im eigenen Stadion schier unschlagbar

Das allein ist der Hinweis darauf, wie hoch die Hürde für YB im Ringen um die Achtelfinals der Europa League ist. Sporting ist eine Nummer zu gross, zumal der Klub die portugiesische Liga anführt und im eigenen Stadion derzeit unschlagbar scheint. So viel lässt sich bei aller Unvorhersehbarkeit im Fussball nach dem ersten Vergleich im ausverkauften Wankdorfstadion festhalten. Das 1:3 ist eine erhebliche Hypothek, die kaum mehr wettgemacht werden kann.

Die Berner hatten in dieser Saison Europacup-Abende, nach denen man getrost auf die Fussballgöttin verweisen konnte, die die Farben Gelb und Schwarz getragen habe. Erinnert sei an das Heimspiel um die Qualifikation für die Champions League gegen Maccabi Haifa (3:0) oder auch an den glückhaft erkämpften 2:0-Heimsieg in der Königsklasse gegen Roter Stern Belgrad.

Doch dem ist diesmal nicht so. Nach etwas mehr als einer halben Stunde lenkt Amenda einen Flankenball zum 0:1 ins eigene Tor ab. Etwas später läuft der schnelle und wendige Marcus Edwards der YB-Abwehr davon, worauf ihn der hechtende YB-Goalie David von Ballmoos nur per Foul stoppen kann – Penalty, 0:2.

Weil die Fussballgöttin an diesem Abend keine Bernerin ist, lassen die Einheimischen kurz nach der Pause bereits das 1:3 zu. Vor der Pause verkürzt zwar Filip Ugrinic zum 1:2, doch er verletzt sich bei dieser Szene dergestalt, dass er danach nicht mehr mittun kann. Am Ende wird der YB-Verteidiger Mohamed Ali Camara dazu des Feldes verwiesen.

Die Türe ist für YB fast ganz zu

Es läuft zu viel gegen die Berner, die weit weg von einem perfekten Abend sind, der jeweils herbeigesehnt wird, will sich ein Schweizer Vertreter im Europacup gegen ein solches Kaliber die Türen offen halten.

Doch ihm werden Grenzen aufgezeigt, die Gedanken an die nächste Runde schnell vertrieben. Das Rückspiel nächste Woche in Lissabon wird schwer. Für die Berner kann es nur noch darum gehen, das Gesicht nicht zu verlieren. Und wer weiss: Vielleicht trägt die Fussballgöttin nochmals Gelb und Schwarz. Noch ist die Türe nicht ganz zu.

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