Montag, September 30

Das Schweizer Radio und Fernsehen muss sparen und gleichzeitig den digitalen Wandel beschleunigen. Die SRF-Direktorin Nathalie Wappler hat am Montag einschneidende Massnahmen bekanntgegeben.

Das Schweizer Radio und Fernsehen baut Stellen ab. Wie die SRF-Direktorin Nathalie Wappler am Montagnachmittag im Rahmen einer Mitarbeiterinformation bekanntgab, sind auch Kaderstellen betroffen. Dass SRF einen Sparplan umsetzen muss, ist seit März bekannt. Damals hatte SRF das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0» vorgestellt, mit dem der digitale Wandel in den kommenden Jahren vorangetrieben werden soll.

Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens ist nun klar, dass in den kommenden Monaten rund 75 Vollzeitstellen abgebaut werden. Wie Nathalie Wappler ausführte, wird SRF bis 2027 auch Veränderungen im Angebot und in der Organisation vornehmen. Geplant ist auch eine Verkleinerung der Geschäftsleitung.

Radio- und Fernseh-Chefredaktionen fusionieren

Eine für SRF-Verhältnisse radikale Änderung betrifft die Chefredaktionen von Fernsehen und Radio. Aus den beiden heute getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital soll eine gemeinsame Chefredaktion entstehen. Die Trennung der Chefredaktionen sei nicht mehr zeitgemäss und im Tagesgeschäft zunehmend hinderlich, sagte Wappler am Montag.

Im digitalen Zeitalter müssten Geschichten konsequent multimedial gedacht werden, was in zwei getrennten Organisationen nur mit Zusatzaufwand möglich sei. Die SRF-Direktorin hatte einen solchen Schritt bisher allerdings immer ausgeschlossen. Um mehr Synergien zwischen den Bereichen zu schaffen, sollen auch gleich die Regionalredaktionen Audio/Digital mit den TV-Korrespondentenstellen zusammengelegt werden. Weiter verzichtet SRF auf die Wiederbesetzung der Abteilungsleitung Kultur. Die Stelle ist nach der Wahl von Susanne Wille zur SRG-Generaldirektorin vakant.

Zu Veränderungen kommt es auch beim Programm. Ab nächstem Sommer werden die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag und um 18 Uhr durch moderierte «Newsflashes» ersetzt. Auch die Mittagsausgabe am Wochenende wird gestrichen. Weiter sei geplant, die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» im Sommer pausieren zu lassen.

Gespart wird weiter bei Radio SRF Virus, wo die News-Bulletins durch die regulären SRF-Nachrichten ersetzt werden, und beim Angebot der Regionaljournale am Wochenende. Als Ersatz dient laut SRF die News-App «als Hauptnachrichtenkanal».

SRF reagiert auf verändertes Nutzungsverhalten

Richtiggehend umgekrempelt wird das Angebot für unter 35-Jährige. Neu fokussiert SRF künftig auf die Marken «SRF Impact», «Bounce» und «Studio 404». Im Gegenzug verzichtet SRF auf die Kanäle «SRF Mood» und «We, Myself & Why» sowie auf die Formate «Das VARs», «Deep Dating», «Hypegenossen», «Pasta del Amore», «In Progress» und «Helvetia». Das Gesamtbudget für unter 35-Jährige bleibe unverändert. Dafür komme es in den Abteilungen Distribution, Sport und Unterhaltung zu einem leichten Stellenabbau.

SRF will zudem das Drittmarktgeschäft reduzieren: Ab sofort nehme das Medienunternehmen Produktionsaufträge nur noch an, wenn die Übertragungsrechte bei der SRG und bei SRF lägen, teilte SRF am Montag mit.

Das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0» sichere neben der kurzfristigen Stabilisierung des Stellen- und Finanzrahmens auch die weitere, mittel- und langfristige digitale Transformation des Medienhauses, so Wappler. Damit stelle sich SRF auf den rasanten technologischen Wandel und das veränderte Nutzungsverhalten des Publikums ein.

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