Mittwoch, Oktober 30

Die Swiss Marketplace Group dominiert mit ihren beiden Plattformen Homegate und Immoscout24 den Schweizer Markt für Immobilienanzeigen. Einer der wichtigsten verbliebenen Konkurrenten ist Newhome. Dieser bekommt nun prominente Unterstützung.

Bei Immobilienanzeigen herrscht in der Schweiz seit rund zwei Jahren wenig Wettbewerb. Die zwei mit Abstand grössten Immobilienplattformen – Homegate und Immoscout24 – sind nicht mehr Konkurrenten, sondern Schwestern. Beide gehören zur Ende 2021 gegründeten Swiss Marketplace Group (SMG), einem Joint Venture der Medienhäuser TX Group und Ringier, an dem auch die Mobiliar-Versicherung und der Finanzinvestor General Atlantic beteiligt sind.

Stärkung der Marktposition

Nun kommt allerdings wieder etwas Bewegung in den Markt. Die Nummer drei – die Plattform Newhome – erhält prominente Unterstützung. Wie am frühen Montagmorgen bekanntgegeben wurde, beteiligt sich der Versicherer Axa mit 20 Prozent an Newhome.ch. Newhome war bisher im Besitz von 19 Kantonalbanken sowie von über 500 Akteuren der Immobilienbranche. Nun soll das Aktienkapital erhöht werden, so dass neu die Kantonalbanken 50 Prozent, die Immobilienwirtschaft 30 Prozent und die Axa 20 Prozent am Unternehmen halten.

Für Newhome ist der Einstieg des Versicherers nicht nur aus finanzieller Sicht wertvoll. Die Axa ist eine grosse Immobilieneigentümerin. Wenn sie ihre Wohnungen künftig prioritär auf Newhome aufschaltet, kann die Plattform ihre Marktpräsenz vergrössern. Das Portal ist von der Zahl der Inserate her derzeit gesamtschweizerisch gesehen etwas weniger als halb so gross wie Homegate und Immoscout24. Aber in gewissen Regionen wie der Inner- oder der Ostschweiz reicht es dank den dortigen Kantonalbanken sogar zur Marktführerschaft.

Axa will die Kunden besser erreichen

Auch für die Axa ist der Schritt strategisch bedeutend. «Es gibt im Privatkundengeschäft zwei magische Momente, um auf die Kundschaft zuzugehen», sagt Dominique Kasper, Leiter Schadenversicherungen bei der Axa. Einer sei der Autokauf, der andere der Moment, wenn jemand seine Wohnsituation ändere. Dann müsse man die Kundinnen und Kunden erreichen, weil es dann sinnvoll für sie sei, zu überprüfen, ob es Anpassungen bei den Versicherungen brauche.

Ein guter Ort dafür sind Immobilienplattformen. Das hat die Mobiliar-Versicherung schon vor Jahren gemerkt und sich zuerst an der Scout24-Gruppe und dann an der SMG beteiligt. Entsprechend gut ist sie auf deren Portalen vertreten. Wer etwa auf Homegate den Ratgeber für Versicherungen konsultiert, landet am Schluss bei der Empfehlung: «Es lohnt sich, beim Umzug die Versicherungssituation zu überdenken. Bestelle bei unserem Partner Mobiliar jetzt eine unverbindliche Offerte oder schliesse diese unkompliziert online ab.» Das setzt die Axa unter Zugzwang.

Makler fürchten um Datenhoheit

Die an Newhome beteiligten Makler sind ebenfalls froh um den neuen Partner. Für sie ist Newhome als Alternative wichtig, weil sie bei dieser – bewusst so konstruierten – Plattform die Datenhoheit behalten und nicht Gefahr laufen, dass ihnen das Geschäft streitig gemacht wird. Das sei bei Homegate oder Immoscout24 anders, sagt der bei Newhome stark engagierte Makler Claude Ginesta mit Verweis auf die Datenschutzerklärung der SMG. Dort steht beispielsweise, dass die Nutzerdaten sowohl an die Unternehmen der SMG wie auch an die Aktionäre weitergegeben werden können.

Die Makler fürchten, dass die SMG versucht, selber in neue Geschäftsfelder vorzustossen, sobald sie ihre dominante Marktstellung gesichert und die notwendigen Daten beisammen hat. Die Ängste sind nicht unbegründet. In den USA oder auch in gewissen Ländern Europas verdienen die Plattformen seit einiger Zeit an den Transaktionen mit.

«In Deutschland verlangen Plattformen teilweise bis zu 40 Prozent Provision, wenn sie Informationen zu Angeboten oder potenziellen Käufern weiterleiten», sagt Ginesta. Ein weiterer Schritt zu mehr Marktmacht sei, den Immobilieneigentümern günstig oder gar gratis Bewertungs-, Bewirtschaftungs- oder Vermietungssoftware anzubieten.

Belebung des Wettbewerbs

Für Privatpersonen, welche die Plattformen nur gelegentlich nutzen, sind die Entwicklungen auf dem Markt für Immobilienportale kaum spürbar. Die Inseratekosten machen nur einen kleinen Teil des Endpreises einer vermieteten Wohnung oder eines verkauften Hauses aus.

Dennoch besteht ein übergeordnetes Interesse an einem funktionierenden Wettbewerb für Immobilieninserate. Dieser sorgt für niedrigere Preise und für Innovation. Mit dem Einstieg des Versicherers Axa bei Newhome dürfte die Konkurrenz gestärkt werden. Zudem hat das reichweitenstarke Vergleichsportal Comparis vergangene Woche angekündigt, kostenlose Immobilienanzeigen auf seiner Seite einzuführen. Auch dies dürfte den Wettbewerb beleben.

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