Samstag, März 22

Die Krise in der Auto- und Maschinenbaubranche macht Swiss Steel schwer zu schaffen. Den Grossteil des letztjährigen Erlöses aus einer Kapitalerhöhung hat der Stahlhersteller bereits aufgezehrt.

Es war die dritte Kapitalerhöhung in nur vier Jahren, und sie hätte Swiss Steel endlich auf ein solideres Fundament stellen sollen. 290 Millionen hat sie dem angeschlagenen Stahlhersteller im vergangenen April eingebracht.

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Hoher Verlust belastet Bilanz

Wie ein Blick in die Bilanz per Ende des vergangenen Jahres zeigt, hat der Konzern einen grossen Teil dieser Mittel aufgebraucht. Das Eigenkapital stieg gegenüber dem Vorjahr lediglich von 234 auf 323 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote verbesserte sich nur unwesentlich von 12 auf 19 Prozent.

Grund dafür ist der hohe Verlust von fast 200 Millionen Euro, den Swiss Steel 2024 erlitt. Hätte das Unternehmen wenigstens eine schwarze Null geschrieben, wäre das Eigenkapital Ende letzten Jahres bei über 500 Millionen Euro gelegen. Und die Eigenkapitalquote hätte sich auf einen solideren Wert von gut 30 Prozent belaufen.

Bitterer Ausgang für den Hauptaktionär

Das schwache Abschneiden von Swiss Steel ist vor allem für den Hauptaktionär Martin Haefner bitter, der die Kapitalerhöhung beinahe im Alleingang finanzierte. Um den Konzern steht es finanziell so schlecht, dass Haefner sich jüngst entschlossen hat, auch eine weitere Kreditfinanzierung von 150 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Haefner hält knapp 66 Prozent des Kapitals von Swiss Steel. Sein Vermögen verdankt der 71-Jährige hauptsächlich dem Autoimporteur Amag, der ihm zu 100 Prozent gehört.

Wie dem letztjährigen Geschäftsbericht zu entnehmen ist, sind von den 200 Millionen Euro, die Haefner Swiss Steel schon früher als Kredite zukommen liess, lediglich 35 Millionen Euro noch nicht bezogen worden. Bei den Bankdarlehen und übrigen Kreditfinanzierungen beschränkte sich die Gesamtsumme der noch nicht beanspruchten Mittel auf knapp 200 Millionen Euro, an Liquidität besass das Unternehmen per 31. Dezember 2024 nur noch gut 30 Millionen Euro.

Kostspielige Restrukturierung

Die Restrukturierung von Swiss Steel verschlingt viel Geld. Dazu kommt, dass das Unternehmen zu wenig Einnahmen erwirtschaftet, um selbst die laufenden Kosten zu decken.

2024 schrumpfte der Umsatz um weitere 23 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Zu schaffen machte dem Konzern die schwache Nachfrage in seinem Hauptabsatzmarkt, der Automobilindustrie. Ein weiterer wichtiger Abnehmer, der Maschinenbau, benötigte ebenfalls deutlich weniger Stahl als im Vorjahr.

Die Markterholung in der zweiten Jahreshälfte, von der das Unternehmen bei der Kapitalerhöhung noch ausgegangen war, blieb aus. Zu Beginn des laufenden Jahres verspürte Swiss Steel beim Auftragseingang eine leichte Belebung. Ob es sich dabei um den Anfang einer Trendwende handelt, wagt beim Stahlhersteller aber noch niemand zu sagen. Das Management verzichtet auf jegliche Aussage zum erwarteten diesjährigen Geschäftsverlauf.

Von 10 000 auf unter 7000 Mitarbeitende

Der Personalbestand verringerte sich im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 7450 Mitarbeitende. Der Rückgang ging indes zum grossen Teil auf die Ausgliederung der früheren französischen Tochterfirma Ascometal zurück. Der Bereich verschwand aus der Bilanz, nachdem er Ende März 2024 für insolvent erklärt worden war.

Der Abbau von 800 Stellen, der im vergangenen November angekündigt wurde und primär die deutschen Werke betrifft, befindet sich zurzeit in der Umsetzung. Swiss Steel dürfte nach dem Abschluss der Restrukturierung weniger als 7000 Personen beschäftigen. Anfang dieser Dekade waren es noch fast 10 000.

Der Geschäftsbericht, der für das vergangene Jahr beinahe 180 Seiten umfasst, dürfte künftig deutlich knapper ausfallen. Nachdem die SIX Swiss Exchange dem Begehren auf eine Dekotierung entsprochen hat, werden die Aktien von Swiss Steel ab dem 6. Juni nur noch ausserbörslich gehandelt werden.

Dieser Schritt entbindet den Konzern von der Pflicht, ausführliche Informationen zur Geschäftsentwicklung zur Verfügung zu stellen. Allerdings scheint er bei Anlegern ohnehin kaum mehr auf Interesse zu stossen. Die Marktkapitalisierung von Swiss Steel beträgt mittlerweile weniger als 50 Millionen Franken.

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