Mittwoch, März 12

Die Angst vor einer US-Rezession und die chaotische Zollpolitik Donald Trumps schütteln die Börsen weltweit durch. Solche Turbulenzen könnten zur neuen Normalität werden.

Die Angst vor einer möglichen Rezession in den USA und die erratischen Aussagen der Trump-Regierung zur Wirtschaftspolitik sorgen für Turbulenzen an den Märkten. Nach dem Einbruch an den amerikanischen Börsen am Montag setzte sich der Ausverkauf in Asien zunächst fort, bevor sich die Kurse zum Teil wieder erholten.

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Die Investoren bleiben jedoch auch dort nervös. Sie sorgen sich, dass die erratische Handelspolitik von US-Präsident Trump die wirtschaftliche Entwicklung in Asien belasten könnte. Währenddessen mehren sich in Europa die Zeichen für eine Stabilisierung.

Was die Märkte nervös macht: US-Präsident Trump scheint gewillt, in eine «Übergangsperiode» zu treten und kurzfristig negative Konsequenzen für Konjunktur und Börsen in Kauf zu nehmen. Der US-Finanzminister Scott Bessent sprach von einer «Detox-Frist», welche die amerikanische Wirtschaft brauche, um sich von ihrer Abhängigkeit von staatlichen Ausgaben zu lösen.

Den Preis für diese Zollpolitik zahlen bis jetzt vor allem die US-Börsen. Der US-Aktienindex S&P 500 hat sämtliche Kursgewinne seit der Wahl Donald Trumps im November wieder abgegeben. Es gebe grosse Unterschiede zwischen dem, was an den Aktienmärkten geschehe, und der Realität bei den Unternehmen, so ein Beamter der Trump-Regierung. Letzteres sei das, was wirklich zähle für die mittel- bis langfristige Wirtschaftsentwicklung.

Das sind die wichtigsten Entwicklungen, die für Anleger relevant sind:

Defensive Schweizer Aktien können sich nicht entziehen

Die Schweizer Börse gilt im Vergleich zu den amerikanischen und europäischen Handelsplätzen als defensiv ausgerichtet, sie verhält sich normalerweise in einer Krise relativ stabil. Doch am Dienstag konnten sich auch Schwergewichte wie Nestlé, Roche oder Novartis nicht den negativen Vorgaben aus den USA entziehen.

Der Schweizer Blue-Chip-Index SMI verzeichnete Verluste, sie hielten sich jedoch im Rahmen. Einige Titel wie Partners Group konnten sich dank starken Geschäftszahlen im positiven Bereich halten. Für zusätzlichen Abwärtsdruck sorgte der Abgang der Dividende beim Index-Schwergewicht Novartis.

Asiatische Märkte sind im Sog Amerikas

Die asiatischen Märkte wurden vom Abverkauf in den USA mitgerissen. Weltweit wollten sich Anleger einfach von risikoreichen Vermögenswerten wie Wachstumsaktien oder Kryptowährungen trennen. Sowohl die Börse in Tokio mit dem Nikkei-Index, der Kospi-Index in Seoul, aber auch Börsen in Hongkong, Taiwan und Australien sahen in der Nacht auf Dienstag teilweise erhebliche Verluste.

Diese konnten sie im Verlaufe des Handelstags jedoch eindämmen. Gleichzeitig erholten sich die Kurse von amerikanischen und europäischen Aktien-Futures-Kontrakten, auch die US-Anleihenrenditen erholten sich etwas.

Bitcoin und Krypto sind seit Wochen unter Druck

Amerikanische Investoren trennten sich am Montag auch von digitalen Währungen wie dem Bitcoin. Die Krypto-Leitwährung fiel zu Wochenbeginn zwischendurch unter die Marke von 80 000 Dollar. Auch die zweitgrösste Kryptowährung, Ethereum, sank auf den tiefsten Stand seit November 2023.

Auch eng mit dem Kryptomarkt verbundene Aktien wie jene der Börse Coinbase oder der IT-Firma Microstrategy sahen Kursverluste im zweistelligen Bereich. Obschon Donald Trump sich im Wahlkampf als «Krypto-Präsident» positioniert hat, steht der Markt schon länger unter Druck.

Zwar hat er am Wochenende im Weissen Haus einen «Krypto-Gipfel» abgehalten und eine strategische Bitcoin-Reserve offiziell ins Leben gerufen. Neuigkeiten gab es jedoch kaum, und kurzfristig fehlen die positiven Katalysatoren, um bei diesen volatilen Vermögenswerten wieder für Auftrieb zu sorgen.

Die europäischen Börsen und der DAX halten dagegen

Im Gegensatz zu den asiatischen Märkten konnten die Aktienbörsen in Europa am Dienstag den Trump-bedingten Turbulenzen aus Übersee trotzen. Der breit abgestützte europäische Index Stoxx 600 verbuchte am Dienstagmorgen kaum Verluste.

Der deutsche Leitindex DAX stieg zeitweise sogar und setzte den Aufwärtstrend fort, den er seit September eingeschlagen hat. Wobei der DAX die Rezessionsängste aus Übersee zum Teil vorweggenommen hat: Vom am vergangenen Donnerstag erreichten Rekordstand hat der deutsche Leitindex bereits rund 4 Prozent abgegeben.

Die deutschen Börsen profitieren schon seit Anfang Jahr davon, dass Anleger amerikanische Aktien abstossen und vermehrt in günstig bewertete europäische Valoren investieren. Zudem scheinen sich die Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD vorteilhaft zu entwickeln.

Anleihenrenditen fallen weiter

Statt in risikobehaftete Aktien legen Investoren ihr Geld vermehrt in weniger volatile Anlageklassen wie Staatsanleihen an. Das treibt deren Preis nach oben und drückt die Renditen. So stürzten sich Anleger am Dienstag auf US-Staatspapiere, wobei die Renditen sowohl für zwei- wie zehnjährige Anleihen fielen.

Die zweijährigen Renditen geben auch einen Hinweis auf die zu erwartende Zinspolitik der US-Zentralbank Fed. Händler gehen nun von einem Rückgang des Zinsniveaus von 85 Basispunkten aus, das ist leicht mehr als noch am Montag. Die Annahme ist dabei, dass eine schwächere US-Wirtschaft das Fed dazu anhalten könnte, die Geldpolitik wieder etwas zu lockern.

Franken und Yen als Fluchtwährungen

Mit dem Aufkommen der Rezessionsängste in den USA schwächte sich auch der Dollar im Vergleich zu einem Korb anderer wichtiger Währungen ab. Insbesondere gegenüber dem japanischen Yen, aber auch gegenüber dem Franken verlor die US-Währung deutlich an Boden. Sowohl der Yen als auch der Franken gelten in unsicheren Börsenzeiten als Fluchtwährungen. Auch die europäische Gemeinschaftswährung Euro konnte sich gegenüber dem Dollar behaupten und bewegt sich weiterhin in der Nähe des Höchststandes der letzten vier Monate.

Gold funktioniert als sicherer Hafen

In Krisensituationen ist Gold als sicherer Hafen beliebt. Am Dienstagvormittag ist der Preis für eine Feinunze Gold allerdings nur leicht um rund 0,8 Prozent auf 2885 Dollar gestiegen, Analysten sprechen von Gewinnmitnahmen: Investoren haben nach dem Anstieg des Goldpreises das Edelmetall verkauft und den Gewinn realisiert. Seit Anfang Jahr hat der Goldpreis um fast 10 Prozent zugelegt. Vor allem die Besorgnis über die möglichen Zölle der Trump-Administration haben den Preis des Edelmetalls derart ansteigen lassen. Dazu kommen Zentralbanken, welche ihre Goldreserven weiter aufbauen, so beispielsweise in China. Trotzdem rechnen Analysten damit, dass der Goldpreis in diesem Jahr auch weiter steigen wird.

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