Die Erdstösse, deren Stärke unterschiedlich angegeben wurde, haben am Dienstagmorgen Tibet, Nepal und den Norden von Indien erschüttert. Es treffen erste Berichte von Schäden und Opfern aus der Gegend um das Epizentrum ein, die als Tor zur Everest-Region gilt.
bso. /(Reuters) Am Dienstagmorgen ist die Region Shigatse in Tibet in der Nähe der heiligen Stadt Lhatse von einem starken Erdbeben erschüttert worden. Das Beben ereignete sich demnach im Kreis Tingri, der auf der Nordseite des Mount Everest und etwa 400 Kilometer westlich der tibetischen Hauptstadt Lhasa liegt. Dabei kamen mindestens 32 Personen ums Leben und mindestens 38 wurden verletzt, wie chinesische Behörden und die Nachrichtenagentur Xinhua bekanntgaben. Auch Schäden an Gebäuden wurden gemeldet.
Der chinesische Staatssender CCTV meldete, um 9 Uhr 5 (GMT 1 Uhr 5) hätten Erdstösse der Stärke 6,8 die tibetische Region Shigatse erschüttert. Zuvor hatte die chinesische Erdbebenwarte (China Earthquake Networks Centre) eine Magnitude von 6,9 gemeldet. Es folgten viele Nachbeben von Stärken von bis zu Magnitude 4.
Das deutsche Erdbebenwarte in Potsdam (GFZ) korrigierte die Stärke des Erdbebens kurz nach der ersten Meldung von 6, 4 auf 7,0 nach oben. Die amerikanische Erdbebenwarte USGS bezifferte die Magnitude des Bebens in zehn Kilometern Tiefe auf 7,1. Angesichts der verhältnismässig geringen Tiefe sind tendenziell eher mehr Schäden an der Erdoberfläche zu erwarten als bei Beben, die in noch tieferen Regionen passieren.
Erdstösse bis nach Nepal und Indien spürbar
Die Auswirkungen des Bebens waren in der gesamten Region mit 800 000 Einwohnern zu spüren, die von Shigatse aus, dem traditionellen Sitz des Panchen Lama, einer der wichtigsten Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus, verwaltet wird.
In einem Video aus der Stadt Lhatse sind laut der Nachrichtenagentur Reuters beschädigte Ladenfronten zu sehen, Trümmer liegen auf der Strasse. Die Agentur konnte den Ort anhand von nahen Gebäuden, Fenstern, Strassenverläufen und Schildern, die mit Satelliten- und Strassenbildern übereinstimmen, bestätigen. Das Datum konnte nicht unabhängig verifiziert werden.
Auch in der 400 Kilometer entfernten nepalesischen Hauptstadt Kathmandu waren Erschütterungen zu spüren, und die Bewohner rannten aus ihren Häusern. Im nordindischen Gliedstaat Bihar, der an Nepal grenzt, waren die Erdstösse ebenfalls deutlich zu merken. Als die Wände wackelten, eilten die Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen auf freie Flächen.
Erde Meldungen aus China nannten als Epizentrum das Gebiet Xizang. Ende 2023 hatte die chinesische Regierung in Peking begonnen, die im Südwesten von China gelegene autonome Region Tibet mit dem Namen Xizang zu bezeichnen.
Häufig schwere Erdbeben im Südwesten Chinas
Nach Angaben des staatlichen chinesischen Fernsehsenders CCTV gab es in den letzten fünf Jahren im Umkreis von 200 Kilometern um das Shigatse-Beben 29 Erdbeben der Stärke 3 oder höher, die alle kleiner waren als das Beben am Dienstagmorgen.
Die südwestlichen Teile Chinas werden häufig von Erdbeben heimgesucht. Bei einem schweren Beben in der Provinz Sichuan im Jahr 2008 kamen fast 70 000 Menschen ums Leben.
Im Jahr 2015 ereignete sich in der Nähe von Kathmandu im benachbarten Nepal ein Beben der Stärke 7,8, bei dem etwa 9000 Menschen ums Leben kamen und Tausende verletzt wurden – das schlimmste Erdbeben in dem Land.