Die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IMF) blicken optimistisch auf die Weltwirtschaft. Ihre Wachstumsprognosen korrigieren sie nach oben, doch die Krise werde noch andauern.
Krieg in Israel und der Ukraine, Inflation und wachsende protektionistische Tendenzen: Die Lage der Weltwirtschaft sieht auf den ersten Blick miserabel aus. Doch die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IMF) belehren die Leser ihres jüngsten «World Economic Outlook» eines Besseren: Es scheint, als hätte die Weltwirtschaft vorerst das Jammertal durchschritten. Der IMF blickt optimistisch in die Zukunft.
Die Schätzungen der Ökonomen zeigen, dass die Weltwirtschaft stärker wächst als noch im Januar angenommen. So korrigiert der IMF seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent nach oben.
Gespaltenes Europa
Das Wachstum findet besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern statt, wo die Expansion stärker ausfällt als in den Industriestaaten. Gerade der Blick nach Europa zeigt die Spaltung zwischen hochentwickelten Ländern und jenen, die es noch werden wollen.
Die IMF-Ökonomen errechnen für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von mageren 0,2 Prozent im Jahr 2024, das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Januar angenommen. Das erwartete Wachstum im gesamten Euro-Raum korrigieren sie um 0,1 Punkte nach unten auf 0,8 Prozent. Für Osteuropa sagen sie hingegen ein Wachstum von 3,1 Prozent voraus; diese Zahl haben sie um 0,3 Prozentpunkte nach oben korrigiert.
Die Zahlen zeigen damit auch: Nicht alle Länder passen sich an die weltwirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen gleich erfolgreich an. Die Vereinigten Staaten werden dieses Jahr wohl um 2,7 Prozent wachsen, die Schweiz um 1,3 Prozent. Damit ist die Entwicklung der beiden Länder schwächer als der weltweite Durchschnitt von 3,2 Prozent.
Das Wachstum sinkt seit Jahren
Langfristig zeigt sich eine gewisse Wachstumsmüdigkeit. Die Erwartungen der Ökonomen sinken seit Jahren. Seit 2000 schwächen sich die Erwartungen des Währungsfonds an die Weltwirtschaft ab. Im Jahr 2000 lag das weltweite Wirtschaftswachstum noch bei fast 4,5 Prozent, Anfang der 2010er Jahre sagten die Prognosen beinahe 5 Prozent voraus, seitdem sinken sie.
Ein stabiles Wachstum ist nach wie vor die Grundlage für wirtschaftlichen Wohlstand. So betonen die IMF-Ökonomen, wie wichtig es für Staaten und Unternehmer sei, sich mehr anzustrengen. Dazu geben sie verschiedene Empfehlungen ab:
Naheliegend ist, dass sie sich für eine strikte Fiskalpolitik aussprechen, um die starke Inflation einzudämmen. Ist das gelungen, müssten sich die Staaten mithilfe wirtschaftspolitischer Reformen für ein wachstumsfreundliches Umfeld einsetzen. Schwellenländer sollten dabei vor allem auf Bildung setzen und sich so reformieren, dass sie für ausländische Investoren interessant würden.
Wohlklingende staatliche Massnahmen sind das eine, doch für Wachstum braucht es auch Unternehmergeist und Innovation. Auch darauf zielen die Ökonomen. Für die schwachen Wachstumszahlen machen sie unter anderem das seit Jahren rückläufige Produktivitätswachstum verantwortlich. Mit den eingesetzten Produktionsfaktoren wird also immer weniger zusätzliches Geld erwirtschaftet.
KI und grüne Technologie sollen den Wandel bringen
Ein Unternehmen kann wachsen, indem es produktiver wird. Etwa, wenn neue Technologien mehr Output generieren, ohne dass man dafür mehr Hände braucht. Der IMF empfiehlt daher, stärker auf künstliche Intelligenz zu setzen. Staaten müssten dafür digitale Infrastrukturen aufbauen und ein gemeinsames KI-Regelwerk schaffen.
Eine schöne neue Wirtschaftswelt mit KI? Die Ökonomen meinen: Ja – und mit grüner Technologie. Der Umbau zur klimagerechten Wirtschaft könne mit dem Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand einhergehen, es brauche nur die entsprechenden Investitionen. Auch bei einer anderen Sache sind sie sich einig. Mit Blick auf die USA rät der IMF der amerikanischen Notenbank, bei der Lockerung der Geldpolitik behutsam vorzugehen.