In Sachen Unternehmenssteuern behält der Kanton Zürich gemeinsam mit Bern die rote Laterne, bei den Privaten ist er nur Mittelfeld.

Die Zürcher sind in vielen Belangen die Besten: die grösste Stadt der Schweiz, der grösste Kanton, die grösste Uni, der grösste Flughafen, der grösste Bahnhof. Alles andere als podestwürdig ist der Kanton allerdings bei einem anderen Punkt: bei der Steuerbelastung.

Bei den Privatpersonen ist Zürich im kantonalen Vergleich bloss Mittelfeld, Tendenz negativ. Bei den Unternehmen liegt er sogar fast ganz am Schluss. Dies ist das Resultat des Steuerbelastungsmonitors des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics im Auftrag der Zürcher Finanzdirektion. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022.

Zuerst zu der Steuerbelastung für natürliche Personen. Bei ihnen kommt Zürich auf Rang 12 von 26 (-1 im Vergleich zum Vorjahr). Der Kanton liegt hinter Standorten wie Basel-Stadt (Rang 10), Genf (7) und natürlich Zug (1) klar zurück.

Zürichs Abstieg ist kein einmaliger Ausrutscher. BAK Economics erkennt schon länger einen kontinuierlichen Abwärtstrend für den Wirtschaftskanton. Zwischen 2019 und 2022 ist Zürich um drei Plätze zurückgefallen. Seit 2006 sind es sogar 7 Ränge.

Zürich schläft, Schaffhausen schleift

Ein Grund für das schlechte Abschneiden ist Zürichs jahrelange Untätigkeit. 2022 wurde zum ersten Mal seit 2003 der Steuerfuss gesenkt, aber nur um den kleinstmöglichen Schritt: Der Satz wurde um einen einzigen Punkt reduziert, von 100 auf 99 Prozent. Weil gleichzeitig die anderen Kantone nicht untätig blieben, verlor Zürich einen Rang im Ranking.

Zürich ist besonders bei den tiefen und bei den sehr hohen Einkommen teurer als die meisten anderen Kantone. Bei Löhnen zwischen 60 000 und 200 000 Franken kann der Kanton mithalten.

Wie man es besser macht, hat Zürichs nördlicher Nachbar gezeigt, der Kanton Schaffhausen. Er verbesserte dank einer gewaltigen Steuerfusssenkung in einem einzigen Jahr (von 102 Prozent auf 92 Prozent per 2022) seine Position in der Rangliste der Kantone gleich um 8 Ränge und stiess auf Platz 9 vor. Das war aber noch nicht alles: Per 2024 hat Schaffhausen seinen Steuerfuss sogar auf 81 Prozent gesenkt. Der Aargau (Rang 13 direkt hinter Zürich) machte im Jahr 2022 immerhin 3 Plätze gut.

Stabil geblieben ist der Kanton Zürich bei den Vermögenssteuern, hier liegt er wie im Vorjahr auf dem 10. Rang. Damit hat der Kanton laut dem BAK-Bericht seit 2006 ebenfalls 7 Plätze verloren. Zürich hat vor allem ein Problem bei den hohen und sehr hohen Vermögen, also bei den besten Steuerzahlern. Ab 5 Millionen Franken sind alle Nachbarkantone günstiger – wer mit 50 Millionen Franken von Zürich in den Kanton Schwyz zieht, spart pro Jahr über 200 000 Franken allein an Vermögenssteuern.

Zürich ist teurer als Genf, aber günstiger als Boston

Im zweiten Steuerblock, bei den Unternehmenssteuern, ist die Situation für Zürich besonders düster. Der Kanton hat seit 2006 12 Ränge verloren und liegt ganz knapp vor Bern auf dem zweitletzten Platz. Auch bei den Firmen blieb Zürich zwar nicht untätig und reduzierte per 2021 die Gewinnsteuersätze erheblich, dazu kam die Steuerfusssenkung von 2022. Jedoch nahmen auch andere Kantone ihre Tarife massgeblich zurück.

Die Belastung ist jedoch nicht für alle Unternehmen gleich hoch. Im Rahmen der Vorlage zur Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) wurden unterschiedliche Tarife eingeführt. Sehr forschungsintensive Unternehmen etwa können bestimmte Abzüge vornehmen. Für sie liegt Zürich nicht am Ende der Tabelle, sondern auf dem 22. Rang.

Zürich kann sich ausserdem damit trösten, dass es im internationalen Kontext trotz seinen im inländischen Vergleich hohen Tarifen recht gut abschneidet. Die Stadt ist für Unternehmen steuerlich nach wie vor viel günstiger als etwa London, Wien, Schanghai oder Boston.

Weitere Senkungen in Sicht

Wie eingangs erwähnt, reflektiert die Studie den Stand von 2022. Seit damals gab es auch in Zürich weitere Reduktionen: Der Steuerfuss wurde per 2024 abermals minimal zurückgenommen, von 99 auf 98 Prozent. Das schlägt sich sowohl bei den Privaten wie bei den Unternehmen nieder. Private können zudem höhere Abzüge vom Einkommen vornehmen, etwa für Versicherungsprämien und für die Kinderbetreuung. Für Anfang 2025 vorgeschlagen ist schliesslich eine weitere Senkung des Gewinnsteuersatzes für Unternehmen.

Allerdings haben auch die anderen Kantone Massnahmen beschlossen oder angedacht. Zürich dürfte ihnen im Steuerwettbewerb also auch in den kommenden Jahren hinterherhecheln.

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