Donnerstag, Januar 2

In verschiedenen Gemeinden können Einwohner staatliche Dienstleistungen und Gebühren mit Kryptowährungen bezahlen. Doch was weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, funktioniert nur beschränkt.

Zug hatte es für einmal mit positiven Schlagzeilen in die Weltpresse geschafft. Im Mai 2016 gab die Stadt Zug als weltweit erste Gemeinde bekannt, dass sie Kryptowährungen als ordentliches Zahlungsmittel akzeptiert. Seit dem 1. Juli 2016 können Einwohnerinnen und Einwohner behördliche Gebühren, zum Beispiel für eine Wohnsitzbestätigung, mit Bitcoin und Ethereum bezahlen.

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Angesichts der internationalen Aufmerksamkeit ist es erstaunlich, dass der Kanton Zug als selbsternanntes Crypto Valley erst fünf Jahre später nachzog. Seit Februar 2021 können natürliche und juristische Personen kantonsweit ihre Gemeinde-, Kantons- und Bundessteuern mit Kryptowährungen bezahlen. Ursprünglich lag die Obergrenze für Zahlungen bei 100 000 Franken. Im Jahr 2023 wurde sie auf 1,5 Millionen Franken angehoben.

Neuer Rekord im Jahr 2024

Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich die neue Zahlungsweise im Steueramt durchsetzte. Im Jahr 2021 überwiesen nach Angaben der Finanzverwaltung rund 60 Privatpersonen und Unternehmen Steuern im Wert von rund 250 000 Franken. Ein Jahr später waren es ebenfalls rund 60 Transaktionen, aber immerhin flossen bereits 1,35 Millionen Franken an Kantons-, Gemeinde- und Bundessteuern in die Staatskasse. Nach der Erhöhung der Limite im Jahr 2023 haben bereits über 100 natürliche Personen und Unternehmen 6,51 Millionen Franken Steuern mit Kryptowährungen bezahlt.

Im laufenden Jahr sind bis Ende September rund 3,24 Millionen Franken eingegangen. Wie der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler erklärt, gehen die meisten Steuerzahlungen aber erst im letzten Quartal ein. «Wir rechnen im Jahr 2024 mit Zahlungen in der Höhe von schätzungsweise bis zu 10 Millionen Franken. In Zukunft dürften die Beträge rasch zunehmen», so Tännler. Die definitiven Zahlen werden im ersten Quartal 2025 vorliegen.

Für Nina Attinger ist die grössere Zahlungsbereitschaft ein Zeichen dafür, dass Kryptowährungen im sogenannten Crypto Valley Zug inzwischen breit akzeptiert sind. «Zudem bietet die Steuerzahlung für Besitzer, die nicht mit Kryptowährungen handeln wollen, die Möglichkeit, unabhängig vom Kursverlauf Bitcoin einzusetzen», sagt die Deputy Head Communications and Media Relations der Bitcoin Suisse AG.

Rund ein Drittel der Steuerzahlungen erfolgt in Bitcoin und ein Drittel in Ethereum. Die Art der Zahlenden (Privatperson oder Unternehmen) wertet der Kanton Zug statistisch nicht aus. Während also immer mehr Privatpersonen und Unternehmen ihre Steuern mit Bitcoin und Ethereum bezahlen, erweist sich die Bezahlung von staatlichen Dienstleistungen als unattraktiv. «In den ersten Jahren wurde die Möglichkeit, kleine Beträge zu bezahlen, etwa hundertmal genutzt. In den letzten vier bis fünf Jahren gab es keine Nachfrage mehr», sagt der Zuger Stadtschreiber Martin Würmli.

Das musste auch Zermatt erfahren, das seit 2020 auf Krypto-Zahlungen setzt. Im Gemeindehaus des weltbekannten Walliser Tourismusortes steht seither ein Terminal, an dem die Steuerzahler ihre Gemeindesteuern mit Bitcoin bezahlen können. Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser seufzt, als sie am Telefon auf den Erfolg der Aktion angesprochen wird. «Seit wir diesen Schritt gewagt haben, gibt es immer wieder Anfragen von Medien. Aber bisher hat noch niemand bei uns mit Bitcoin bezahlt.» Erst seit Anfang 2024 gibt es diese Möglichkeit in Lugano. Eine Anfrage, wie sich das Geschäft seither entwickelt hat, blieb unbeantwortet.

Der Zuger Stadtschreiber Würmli führt das auf null gesunkene Interesse auf die gestiegenen Transaktionskosten bei den Kryptowährungen zurück. Auch Attinger verweist auf die hohen Kosten bei Bitcoin-Zahlungen. Sie hätten dazu geführt, dass in Geschäften und bei Dienstleistern kaum noch mit Kryptowährungen bezahlt werden könne.

Abschaffen will die Stadt Zug diese Möglichkeit aber nicht. «Unter dem Strich fällt die Bilanz positiv aus», sagt Würmli. «Die Medienpräsenz bei der Lancierung hat viel dazu beigetragen, das Crypto Valley Zug bekannt zu machen.» Auch am Fusse des Matterhorns gibt es keine Bestrebungen, den Entscheid rückgängig zu machen. «Die Einführung entsprach dem Zeitgeist», sagt Biner-Hauser. «Für uns entstehen keine Nachteile, und die Einheimischen behalten eine zusätzliche Bezahloption.»

Spekulation verboten

Mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen konnten in den letzten Jahren hohe Kursgewinne erzielt werden. Wer sich am 1. Juli 2016 in der Stadt Zug eine Wohnsitzbestätigung ausstellen liess, bezahlte dafür 20 Franken oder 0,032 Bitcoin. Das entspricht Mitte Dezember knapp 3000 Franken, die heute in der Kasse wären, wenn die Stadt Zug die Bitcoins gehortet hätte.

Da stellt sich die Frage, ob die ohnehin nicht arme Stadt und der reichste Kanton der Schweiz in den letzten Jahren durch geschicktes Handeln noch reicher geworden sind. Würmli winkt ab. «In unserer Bilanz tauchen keine Bitcoin auf, sondern nur Schweizerfranken.» Man habe einen Vertrag mit der Bitcoin Suisse AG mit Sitz in Zug abgeschlossen. Sie überweist den fälligen Frankenbetrag an die Stadt.

Ebenso handhabt der Kanton Zug den Umgang mit den eingenommenen Kryptowährungen. «Für den Kanton Zug ist Bitcoin ein Zahlungsmittel und kein Spekulationsobjekt», sagt Finanzdirektor Tännler. «Diese Sicherheit ist uns wichtiger als kurzfristige Spekulationsgewinne, die sehr schnell auch in Verluste umschlagen können.»

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