Freitag, Oktober 4

Laut einer Auswertung kämpften die Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe diesen Sommer mit verspäteten und stornierten Flügen. Auch der Flughafen Zürich war im Vergleich stark betroffen. Wetterphänomene, IT-Pannen und zahlreiche Streiks spielen dabei eine Rolle.

Wer diesen Sommer in Europa in die Ferien geflogen ist, hat die Reise in mehr als einem Viertel der Fälle verspätet angetreten. Das ergab eine Auswertung des Fluggastrechte-Portals Flightright. Das Portal hat dafür die zwanzig europäischen Fluggesellschaften mit den meisten Abflügen im Zeitraum vom 20. Juni bis 4. September verglichen.

Bei der Swiss waren laut der Auswertung von insgesamt 32 222 Flügen 13 866 oder 43,03 Prozent verspätet. Auch die anderen Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe verzeichnen im Vergleich schlechte Werte. Bei der Lufthansa waren 34,83 Prozent aller Flüge verspätet (bei insgesamt 104 698 Flügen), bei der Tochtergesellschaft Eurowings waren es 32,38 Prozent (43 550) und bei der österreichischen Austrian Airlines 34,70 Prozent (28 246). Als verspätet gilt laut der Auswertung ein Flug, der 15 Minuten später als geplant im Zielflughafen ankommt.

Externe Gründe bei drei Viertel der Verspätungen

Die Lufthansa-Gruppe wollte die Auswertung auf Anfrage nicht kommentieren. Die Swiss teilte mit, dass die Gründe der Verspätungen oder Annullationen wie bei anderen ähnlichen Ranglisten ignoriert würden. Das vermittle ein undifferenziertes Bild. So hätten verschiedene Fluggesellschaften unterschiedliche Betriebsmodelle, die nicht vergleichbar seien.

Die Swiss hat bereits Ende August eine eigene Auswertung zu Verspätungen veröffentlicht. Die Pünktlichkeit lag laut den Angaben im Zeitraum von Anfang Jahr bis zum 18. August bei 64 Prozent. Obwohl die Swiss zwischen Anfang Juli und Mitte August rund acht Prozent mehr Passagiere befördert hatte, übertraf sie damit den Vorjahreswert um 3 Prozentpunkte. Die Swiss ist zuversichtlich, dass sie die Pünktlichkeit in den kommenden Monaten weiter verbessern könne.

Interne betriebliche Gründe seien dabei für ungefähr ein Viertel der Verzögerungen verantwortlich. Die anderen drei Viertel seien auf äussere Faktoren zurückzuführen, auf die die Swiss keinen Einfluss habe. Dazu gehörten etwa wetterbedingte Einschränkungen wie Gewitter sowie Engpässe in der europäischen Flugsicherung und daraus entstehende Folgeverspätungen.

Dach-Länder mit vielen Stornierungen

Die Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe schneiden bei den Stornierungen im Vergleich ebenfalls schlecht ab. Bei Eurowings wurden 3,09 Prozent der Flüge storniert, bei der Lufthansa waren es 2,90 Prozent und bei der Swiss 2,61 Prozent. Austrian Airlines stand mit 1,53 Prozent etwas besser da. Eine Quote von 1 Prozent bei den Stornierungen gilt dabei laut Flightright als «normaler Durchschnitt».

Beim Vergleich der Länder in Europa mit den meisten Abflügen, steht die Dach-Region in der Auswertung ebenfalls schlecht da. In der Schweiz wurden 2,50 Prozent aller Flüge storniert, der höchste Wert im Vergleich. Deutschland mit 2,44 Prozent und Österreich mit 1,46 Prozent landen auf den Plätzen zwei und drei.

Auch bei den Verspätungen belegt die Schweiz den unrühmlichen ersten Platz, wobei 38,78 Prozent aller Flüge im Sommer 2024 verspätet waren. In Deutschland waren 31,8 Prozent aller Flüge verspätet, in Österreich 31,05 Prozent.

Europaweit kam etwas mehr als ein Viertel der Flüge (27,97 Prozent) mit einer Verspätung von mindestens 15 Minuten an. Laut Flightright sind ein Teil der Ausfälle und Verspätungen auf aussergewöhnliche Umstände wie Waldbrände und andere Naturkatastrophen zurückzuführen. Andererseits hätten zahlreiche Streiks, insbesondere innerhalb der Lufthansa-Gruppe, europaweit und vor allem in Deutschland zu Flugausfällen und Verzögerungen geführt. Am 19. Juli kam es wegen einer weltweiten IT-Panne zu Komplikationen im Flugverkehr.

Windverhältnisse sind in Zürich ein Problem

Wenig überraschend schneiden daher in der Auswertung auch die Flughäfen in der Schweiz und Deutschland schlecht ab. Sie verzeichneten prozentual am meisten Stornierungen. Der Flughafen Berlin Brandenburg führt die Liste im untersuchten Zeitraum mit einer Quote von 3,01 Prozent an. Dahinter folgen Frankfurt (2,52 Prozent) und München (2,49 Prozent). Vierter wurde der Flughafen Zürich mit einer Quote von 2,37 Prozent.

Der Flughafen Zürich liegt auch bei den Verspätungen weit vorne. 13 737 der 34 264 Flüge (40,09 Prozent) im untersuchten Zeitraum kamen verspätet an. Auf Anfrage teilte der Flughafen Zürich mit, dass die Pünktlichkeit zwar bis zu den Sommermonaten verbessert werden konnte, die Verspätungssituation in den Monaten Juni und Juli jedoch nicht zufriedenstellend gewesen sei. Auch der Flughafen nennt als Gründe Probleme bei der europäischen Flugsicherung und die vielen Gewitter. Dazu weist er auf die angespannte geopolitische Lage in Osteuropa und im Nahen Osten hin.

Ein Grund die vielen Verspätungen in Zürich – und damit auch bei der Swiss – sind die Windverhältnisse in Zürich. Bläst die Bise, also der Wind aus dem Osten, zu stark, müssen am Flughafen Zürich die Sicherheitsabstände zwischen den landenden Flugzeugen erhöht werden. Der Flughafen verliert damit 40 Prozent seiner Kapazität, was zu einem Rückstau führt. Das Problem ist jedoch erkannt. Doch bis die Massnahmen, etwa die Entflechtung der Pisten, umgesetzt sind, wird es noch mehrere Jahre dauern.

Zudem ist der Flughafen Zürich für die Swiss ein Drehkreuz, das heisst es steigen hier viele Passagiere von Kurz- auf Langstreckenflüge um. Weil Fluggesellschaften Kunden nicht gerne stehen lassen, müssen Flugzeuge oft einen verspäteten Flug mit Umsteigepassagieren abwarten. Das führt zu Verspätungen, die sich kaum mehr aufholen lassen.

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