Mittwoch, Oktober 9

Mit dem ID.7 Tourer bringt Volkswagen eine elektrische Alternative zum Passat Variant auf den Markt. Der Kombi überzeugt mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern, einem grosszügigen Stauraum und einem durchdachten Design.

Beim ID.7 Tourer bleibt eigentlich alles wie bei VW gewohnt – und doch gibt es etwas Aussergewöhnliches: Dieser Kombi fährt elektrisch. Er ist der erste Wagen der batterieelektrischen ID-Serie, der vollständig zu überzeugen weiss. Bisher war zu vieles in den Modellen ID.3, ID.4, ID.5 und ID.Buzz noch nicht ausgereift. Angefangen beim etwas beliebigen Design über den schwachbrüstigen Antrieb, das unausgewogene Fahrwerk, das frugale Bedienungskonzept bis hin zur nicht fehlerfrei laufenden Software – überall hatten die VW-Ingenieure noch nachzubessern. Die Produkte waren schlicht zu früh auf den Markt geworfen worden.

Doch mit dem ID.7 gibt es eine elektrische Limousine aus Wolfsburg, die es mit der Konkurrenz aufnehmen kann. Zwar ist das Stromer-Pendent zum VW Passat kein Kompaktauto, sondern eine geräumige Fliessheck-Limousine mit viel Kofferraum, doch Batterie und Antrieb passen gut zum knapp fünf Meter langen Gefährt. Was noch fehlte, war eine Kombiversion.

Die ist nun ebenfalls erhältlich. Ab sofort gibt es den ID.7 Tourer als elektrische Alternative zum Passat Variant. Zudem verfügt der Steilheck-Kombi über 605 Liter Stauraum hinter den Rücksitzen, das sind 73 Liter mehr als die gleich lange Limousine. Klappt man die Rückenlehnen im Fond um, ergeben sich 1714 Liter. Damit ist der ID.7 Tourer besonders interessant fürs Gewerbe. In letzter Zeit sind Betriebe immer häufiger vom Kombi auf das SUV umgestiegen, weil es mehr Platz bot.

Auch für Familien steht mit dem ID.7 Tourer nun eine geräumige Elektro-Alternative zum SUV bereit. Das Fahrzeug ist aufgrund des Innenraums auf längere Fahrten ausgerichtet. VW verspricht elektrische Reichweiten um die 600 Kilometer, je nach Antriebs- und Batterievariante.

Geringer Luftwiderstand bringt gute Reichweite

Ein Schlüssel zu grossen Reichweiten bei Elektroautos ist einerseits das Gewicht, das beim ID.7 Tourer allerdings mit gut 2,3 Tonnen auf dem Niveau anderer Batterie-Elektroautos liegt. Andererseits lässt sich viel davon durch eine gute Aerodynamik ausgleichen, und der neue Elektro-Kombi ist entsprechend windschlüpfig gestaltet. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert cw von 0,24 liegt der Tourer im Vergleich mit der Konkurrenz gut. Die Limousine bietet mit 0,23 einen noch besseren Wert, da deren Karosserie ein sanft abfallendes Fliessheck aufweist, der Tourer hingegen zugunsten eines grossen Laderaums ein Steilheck hat.

Um die Aerodynamik weiter zu verbessern, hat man bei VW auch über kleine seitliche Kameras anstelle von Seitenspiegeln nachgedacht. Aber Dirk Wieser, Entwicklungsingenieur Aerodynamik beim ID.7, entschied sich dagegen: «Zwar bringen Kameras statt Spiegeln kleine Vorteile beim Luftwiderstand», erklärt er. «Aber die dann erforderlichen kleinen Bildschirme an den Türen, die das Kamerabild zeigen, kosten Energie, die die Ersparnis in der Windschlüpfigkeit durch einen kleinen Mehrverbrauch wieder auffressen. Zudem sind Seitenkameras und Bildschirme deutlich teurer als konventionelle Seitenspiegel.»

Die Gestaltung der Karosserie ist beim ID.7 deutlich besser gelungen als bei früheren VW-Elektroautos. Die Linienführung ist harmonisch, die Front fällt in einer sanften Rundung nach vorne ab. Der Bereich mit Front- und Heckscheibe und Seitenfenstern, im Fachjargon oft «Greenhouse» genannt, entspricht dem des Passat mit Verbrennungsmotor. Anders als etwa die derzeit noch wenig erfolgreichen Mercedes-Modelle EQS und EQE wirkt der ID.7 im Aussendesign nicht so futuristisch, was Kunden besser ansprechen dürfte. Und dies gilt gleichermassen für den Tourer.

Auch im Interieur wirkt der ID.7 Tourer ausgereifter als etwa der kompakte ID.3 und das SUV ID.4. Die Wahl der Formen ist etwas konservativer, die Vielfalt an Materialien und Linien ist zurückgefahren. Das ist wohltuend und wirkt weniger aufgeregt in einem Innenraum, der als Ruheoase konzipiert ist.

Dazu passen die komfortablen Sitze mit optionaler Massagefunktion. Einzig beim Seitenhalt wäre etwas mehr wünschenswert. Insbesondere die sportliche GTX-Version verlangt nach mehr Sitzstütze bei Querkräften. Und das Gros der Schweizer Kunden dürfte genau diese Ausstattung wählen, gibt es den Tourer doch mit Allradantrieb nur als GTX.

Das Cockpit zeigt sich im Vergleich zu den anderen ID-Modellen überarbeitet. Das recht schmale Instrument vor dem Lenkrad bietet dem Fahrer alle erforderlichen Informationen, es wird durch ein vierfarbiges Head-up-Display ergänzt. Hinzu kommt ein 15 Zoll grosser Touchscreen über der Mittelkonsole, der als Schaltzentrale für das Infotainment und die Steuerung der verschiedenen Assistenzsysteme dient.

Der ID.7 Tourer ist in den drei Varianten Pro, Pro S und GTX erhältlich. Das Pro-Einstiegsmodell verfügt über eine 77 kWh grosse Batterie und ist bereits auf dem Markt, zum Preis ab 61 500 Franken – das sind mehr als 15 000 Franken mehr als beim schwächer motorisierten Verbrennermodell Passat Variant.

Ab Oktober gibt es zusätzlich den Pro S mit 86 kWh grosser Batterie und Heckantrieb. Das Spitzenmodell ist der GTX 4Motion mit der grossen Batterie und dem Allradantrieb. Hinzu kommt in allen drei Varianten ein Sondermodell namens United mit serienmässigen Extras wie elektrische Heckklappe, Matrix-LED-Leuchten, Massagesitzen und beheizbares Lenkrad.

Als E-Variante zum Passat bestens geeignet

Auf ersten Testfahrten in Schweden erweist sich der VW ID.7 Tourer GTX 4Motion als praktisches, alltagstaugliches und zugleich agiles Familienauto, das auch als Vertreterfahrzeug oder im Gewerbe-Einsatz gute Dienste leisten dürfte.

Wählbar sind drei Fahrprogramme. Im Comfort-Modus fährt sich der ID.7 Tourer wie ein Passat, allerdings dank Elektroantrieb deutlich laufruhiger und geräuschärmer, aussen wie innen. Die Lenkung ist präzis und bietet genügend Rückmeldung von der Fahrbahn, die Wankbewegungen der Karosserie sind durch das adaptive Fahrwerk gut unterdrückt.

Etwas straffer zeigt sich der Tourer im Sportmodus, dann ist auch das Ansprechverhalten des Fahrpedals direkter. Auch bei etwas dynamischerer Fahrt – soweit dies auf schwedischen Strassen überhaupt möglich ist – tritt kaum Seitenneigung auf. Ein Durchdrehen der Räder tritt dank Allradantrieb und elektronischem Sperrdifferenzial nicht auf.

Der Eco-Modus schliesslich eignet sich am besten zur entschleunigten Fahrt in Städten. Er ist auf besonders hohe Effizienz ausgelegt und geht mit der Antriebskraft eher zurückhaltend um.

Als einziges Relikt aus früheren ID-Modellen von VW bleibt die nur ein- oder ausschaltbare Energierückgewinnung, die beim Loslassen des Strompedals eine spürbare Bremswirkung erzeugt, sich jedoch nicht mehrstufig regulieren lässt. Zuschalten lässt sich die Rekuperation durch die Wahl des Sportmodus.

Insgesamt dürfte der ID.7 als Tourer zur echten Elektro-Alternative zum Passat Variant werden. Der höhere Preis wird sich aus heutiger Sicht erst über längere Dauer kompensieren, doch der höhere Komfort, insbesondere im fast lautlosen Innenraum, und das emissionsfreie Fahren stehen vom ersten gefahrenen Kilometer bereit. Hinzu kommt der geringere Wartungsaufwand durch den Wegfall von Ölwechsel und geringeren Bremsverschleiss sowie grössere Wartungsintervalle.

Die Testfahrten wurden durch Volkswagen unterstützt.

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