Pragmatische Kräfte gehen gestärkt aus den jüngsten Wahlen hervor. Die Wahlbeteiligung allerdings zeigt: Den meisten Studentinnen und Studenten ist Hochschulpolitik egal.

Verluste für die Linken und die Juristen, deutliche Zugewinne für die Irchel-Fraktion und eine Schlappe für die Juristen: Die Wahlen zum Studentenparlament der Universität Zürich von Mitte April haben erkennbare Verschiebungen mit sich gebracht. Das neue Parlament dürfte in den kommenden zwei Jahren etwas pragmatischer politisieren als in der abgelaufenen Legislatur: Die linkslastige Gruppierung Kritische Politik (kriPo) gehört zu den Verliererinnen der Wahl. Sie stellt zusammen mit dem Fachverein Ökonomie und Informatik (je 15 von 71 Sitzen) aber immer noch die grösste Fraktion, wie der Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) am Montag bekanntgab.

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Eine kriPo-Vertreterin war jüngst in die Schlagzeilen geraten. Sie hatte im vergangenen Jahr neben weiteren Studierenden an der ETH Zürich gegen den Gaza-Krieg und gegen Israel protestiert und vor kurzem den VSUZH-Rat um finanzielle Unterstützung in eigener Sache ersucht: Die ETH hatte gegen sie und andere Demonstranten eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch eingereicht. Geschadet hat das der Philosophiestudentin nicht: Das Studentenparlament stimmte ihrem Antrag zu, sie wurde mit einem Glanzresultat wiedergewählt.

Kräftig zugelegt im Parlament hat die Interessengemeinschaft Irchel. Sie verfügt nun über 14 Mandate, doppelt so viele wie bei den Wahlen 2023. Die überfachliche Gruppierung setzt sich vor allem für praktikable Lösungen für Studentinnen und Studenten am Campus Irchel in Zürich Oberstrass ein – auf dem Gelände also, auf dem zurzeit auch die Kantonsschule Nord untergebracht ist, deren angestammtes Schulhaus saniert wird. Dieser Dichtestress könnte der IG zusätzliche Stimmen eingebracht haben. Nach eigenen Angaben wollen die Irchel-Vertreter aber auch den Austausch mit den Gymnasiasten fördern. Und mit den Lehrdiplom-Studierenden auf dem Campus.

Neu vertreten ist zudem eine Gruppe, die ihre Wähler zum Lachen bringen will: No Bünzlis. Die Ziele der Nicht-Spiesser: bedingungsloses Grundeinkommen an ECTS-Punkten für alle, eine engere Bestuhlung in Hörsälen («Wie kann es sein, dass zwischen zwei Studierende noch ein ganzes A4-Blatt passt?»), mehr Spannung in Vorlesungen («Oder immerhin mehr Steckdosen», wie es auf der Website der künftigen Fraktion heisst). Mit drei Mandaten sind die No Bünzlis nur unwesentlich kleiner als die Fraktion des Fachvereins der Juristen, die deutlich geschrumpft ist (minus vier Sitze).

Sébastian Margot, der Co-Präsident des VSUZH, lässt durchblicken, dass No Bünzlis nicht mit einer Spasspartei zu verwechseln seien. Ihre Vertreter hätten sich vor den Wahlen ernsthaft mit hochschulpolitischen Fragen auseinandergesetzt und sich genau über die Abläufe im Studierendenverband informiert.

Die Wahlbeteiligung beträgt 16,6 Prozent. Das ist zwar mehr als vor zwei Jahren (11,9 Prozent). Das Grundproblem studentischer Hochschulpolitik bleibt jedoch bestehen: Den meisten Studierenden der Universität Zürich ist egal, was ihre offizielle Vertretung macht oder nicht macht. Sie haben anderes zu tun. Studieren geht über politisieren, auch dieses Jahr.

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