Mittwoch, November 27

Tomaten rüsten mit dem Rüstungsamt +++ Gnade für Jungväter im Ständerat +++ Drei Freisinnige für ein Halleluja +++ News aus der Bundesgasse

Oberst Betty Bossi

fab. Millionen, Milliarden, Militär: Das Parlament will den Wiederaufbau der Armee forcieren. Man weiss nur noch nicht so genau, woher das Geld kommen soll. Da ist es nur logisch, dass das Verteidigungsdepartement (VBS) von Bundesrätin Viola Amherd intern alle verfügbaren Kräfte dem grossen Ziel der Wiederaufrüstung unterordnet. Alle?

Na ja. (Und damit sind jetzt ausnahmsweise keine externen Beraterinnen gemeint.) Ausgerechnet das Bundesamt für Rüstung ist vor wenigen Tagen mit einer speziellen Nebenbeschäftigung aufgefallen: Armasuisse erteilt via Social Media Kochtipps. Ohne Kohl, das Amt versorgt die hungrige Nation ungefragt mit Rezeptideen.

Da haben wir den Salat: «Noch keine Idee für das Abendessen?», fragt Armasuisse in einem Linkedin-Beitrag. Und erklärt, an einem kalten Tag gebe es nichts Besseres, als sich mit einer warmen Suppe zu verwöhnen. Sodann liefert das Amt tatsächlich die generalstabsmässige Anleitung zur Zubereitung einer Tomatensuppe. Da bekommt die Bezeichnung Bundesamt für Rüstung ungeahnte Bedeutung. Das klingt dann so: «1. Wasser zum Kochen bringen.» Zu Befehl, Oberst Betty Bossi!

Trotzdem wäre es übertrieben, deswegen vor Wut anfangen zu kochen. Ebenso fehl am Platz wären billige (wenngleich verlockende) Witze in Bezug auf den Namen der VBS-Chefin. Denn womöglich dient die appetitliche Operation (Codewort «Knorrli»), mit der Armasuisse die Menschen zum Suppenkochen animieren will, eben doch dem grossen Ziel: Damit der Wiederaufbau der Armee gelingt, braucht das VBS dringend flüssige Mittel.

Pardon für Papi

Es soll Leute geben, die sagen, das Parlament sei ein Kindergarten. Aber das ist eine haltlose Beleidigung (fragt sich nur, für wen). Dennoch besteht ein Zusammenhang zwischen Fortpflanzung und Politbetrieb. So ist die GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy zweimal Mutter geworden, was zweimal einen Rechtsstreit bis vor Bundesgericht um die Mutterschaftsversicherung nach sich zog. Zweimal kam Bertschy auf die Welt und unterlag vor Gericht.

Politisch aber hat sie gewonnen. Die Teilnahme an Parlamentssitzungen führt nicht mehr dazu, dass die Mutterschaftsgelder vorzeitig versiegen. Mittlerweile kennt die Schweiz aber auch einen Vaterschaftsurlaub, der im Parlamentsbetrieb ebenfalls akribisch geregelt sein will. Das sieht nun selbst der Ständerat ein. Er will in seinem Geschäftsreglement festlegen, was in Männerkreisen mittlerweile fast überall gilt: Vaterschaft gilt als Entschuldigung. Man will ja keine übermüdeten Väter im Saal. Sonst sind es am Ende ausgerechnet im demografisch fortgeschrittenen Ständerat die Jungen, die am ältesten aussehen.

Dreisinnig

Alles neu macht der Winter: Am Montag beginnt die Dezembersession, in der stets die Präsidien beider Parlamentskammern sowie des Bundesrats neu bestimmt werden. Die Wahlen sind Formsache. Den Nationalrat wird Maja Riniker dirigieren, den Ständerat Andrea Caroni und den Bundesrat Karin Keller-Sutter. Jawohl, es ist ein rein freisinniges Trio, das Parlament und Regierung 2025 manövrieren soll.

Steckt dahinter eine neue Strategie der FDP? Nach dem Motto: Wir schaffen es kaum mehr, liberale Positionen durchzusetzen, also besetzen wir lieber alle Positionen.

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