Montag, Februar 24

Suzuki ist schon jetzt Marktführer in Indien. Bis 2030 will der Toyota-Partner weltweit rasant Umsatz und Gewinne erhöhen. Dafür soll Indien das Zentrum für Elektroautos und Exporte werden.

Der japanische Kleinwagenhersteller Suzuki hat vergangene Woche ehrgeizige Wachstumsziele vorgestellt. In seinem neuen mittelfristigen Managementplan verspricht der Konzern, den Absatz bis 2030 um ein Drittel auf 4,2 Millionen Fahrzeuge zu steigern.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Der Umsatz soll sogar um 40 Prozent auf 8 Billionen Yen steigen, die Gewinnmarge von rund 8 auf 10 Prozent. Das wäre so viel wie der japanische Sonderfall Toyota. Dabei setzt Suzuki vor allem auf den indischen Markt.

Die Wahl an sich überrascht nicht, wohl aber die Ambitionen. Mit ihrer Landestochter Maruti Suzuki, einem ehemaligen Joint Venture, sind die Japaner seit Jahrzehnten Marktführer auf dem Subkontinent. Doch obwohl der Wettbewerb in der indischen Autoindustrie zunimmt, will Suzuki seinen Marktanteil von derzeit 40 Prozent wieder auf über 50 Prozent erhöhen.

Geht der Fünfjahresplan auf, würde der Anteil Indiens am globalen Suzuki-Absatz sogar von 56,6 auf 63,5 Prozent steigen. Mehr noch: Die Japaner wollen Indien zu einem ihrer wichtigsten Produktionsstandorte für Elektroautos und Exporte in andere Märkte machen.

Der Konzern steckt daher viel Geld in den Ausbau von Fabriken. Bis 2030 soll die Kapazität in Indien auf vier Millionen Autos ausgebaut werden, um auch Autos für Toyota zu produzieren. Toyota hält 4,9 Prozent der Aktien des Kleinwagenherstellers, der in vielen Bereichen hart mit Japans Branchenprimus rivalisiert.

Darum mögen Anleger Suzukis Wachstumsplan

Die Anleger honorierten die Versprechen an der Börse. Kurzzeitig trieben sie den Aktienpreis am Donnerstag um mehr als 5 Prozent in die Höhe, nahe an einen neuen Rekord. Danach gaben sie zwar wieder etwas nach, aber die japanischen Autoanalysten des Brokers Morgan Stanley MUFG sehen weiteres Kurspotenzial.

Der neue Plan hinterlasse einen leicht positiven Eindruck, schrieben sie. Sie raten daher zur Übergewichtung der Aktie und nannten ein Kursziel von 2100 Yen, etwas mehr als 10 Prozent über dem Kurs vom Freitag. Denn das Unternehmen, das derzeit vom Enkel des Firmengründers Toshihiro Suzuki geführt wird, verfügt über eine gute Performance. Der eher kleine Hersteller erzielt mit seinen Kleinwagen und Motorrädern hohe und wachsende Gewinnmargen. Die Fahrzeuge sind vor allem in Entwicklungsländern gefragt.

Der weltgrösste Autobauer Toyota spielt zwar in einer anderen Liga. Aber Suzuki könnte den schweren Sanierungsfall Nissan als Nummer 3 in Japan dauerhaft verdrängen, zumal Nissans Fusionsverhandlungen mit Honda in diesem Monat gescheitert sind. Und die Nummer 2, Honda, hat Suzuki in Sachen Profitabilität bereits überholt, vor allem bei den Autos. Hier dümpelt Hondas Gewinnmarge bei mageren 3,8 Prozent.

Suzukis Stärke liegt in der effizienten Produktion von Klein- und Kleinstwagen. So ist das Unternehmen einer der Marktführer in der japanischen Kategorie der Kei-Cars, wörtlich Leichtautos. Das sind Autos mit maximal 660 Kubikzentimetern Hubraum, 64 PS und einer Länge von unter 3,40 Metern. Bei den meisten Modellen handelt es sich aber um Wagen in der Kompaktklasse.

Frugales Engineering: von Indien lernen

Bereits 1983 startete der Konzern die Produktion in Indien, einem besonders preissensiblen Markt, den viele Hersteller lange mieden. Für Suzuki zahlte sich die harte Schule aus. Denn sie konnten das grosse Wissen indischer Ingenieure mit japanischer Qualität verbinden. So sind die Inder vor allem für das «frugal engineering» bekannt. Darunter versteht man die besonders preisbewusste Entwicklung von Autos.

Auch wenn der Wettbewerb zunimmt, halten die Analysten von Morgan Stanley MUFG das Wachstum in Indien für den Hersteller für möglich. Die indische Regierung versuche, die Wirtschaft durch Steuersenkungen für Personen mit mittlerem Einkommen anzukurbeln, so die Analysten. Wenn das dazu führe, dass der Absatz in ländlichen Gebieten stärker wachse als in den Städten, wäre das Rückenwind für Suzuki. Denn Suzuki sei besonders stark auf dem Land.

Hinzu kommt, dass Suzuki auch weltweit immer stärker von seinem indischen Standort profitiert. Ein Beispiel ist die in Indien entwickelte fünftürige Variante des Suzuki-Welterfolgs, des Mini-Geländewagens Jimny. Der Jimny Nomade wurde Ende Januar in Japan vorgestellt und dem Unternehmen noch vor dem eigentlichen Verkaufsstart im März aus den Händen gerissen. Das Jahresziel war sofort erreicht, die 50 000 Einheiten ausverkauft.

Suzuki wird mit Toyota Elektroautos entwickeln und auch für den Partner produzieren. In Europa wird Toyota den Urban Cruiser auf den Markt bringen, der in Indien hergestellt wird. Damit wollen die Japaner den Konkurrenten aus China auch bei günstigen Elektroautos etwas entgegensetzen.

Auch mit Hybrid- und Verbrennungsmotoren planen sie weiterhin. Zwar will Suzuki, dass in Europa und Japan bis 2030 alle verkauften Modelle entweder Hybride oder reine Elektroautos sind. Doch in Indien sieht der Mix noch anders aus. Dort rechnen die Japaner mit 15 Prozent batterieelektrischen Autos, 25 Prozent Hybriden, 35 Prozent Motoren mit komprimierten Erdgas und 25 Prozent Fahrzeugen mit Ethanol als Beimischung im Benzin.

Exit mobile version