Am Mittwochabend fand die grösste Musikpreisverleihung der Schweiz statt. Auffällig viele Volksmusiker waren nominiert.
Endlich «bringt er en hei»: Baschi war schon viermal für einen Swiss Music Award nominiert. Nach zwanzig Jahren im Musikbusiness und dem neunten Studioalbum gewann er in der Kategorie «Best Male Act» und konnte auf der Bühne den Preis entgegennehmen – einen Betonstein.
In einem «jungfräulich blauen Anzug» – so beschrieb er diesen selbst auf dem roten Teppich vor der Show – trat er auf die Bühne. Er nahm sich Zeit für die Rede, dankte seinen «Hardcore-Fans» und seiner Ehefrau Alana, «mein Stein in der Brandung», die «einen Berg von Steinen» verdient hätte.
Baschi setzte sich gegen den Mundartsänger Gölä durch, der bereits siebenmal nominiert war, aber bisher leer ausging. Eine Niederlage musste auch der Zürcher Rapper EAZ einstecken, der das Rennen um einen Award gleich mit drei Nominierungen anführte.
Immerhin einer davon gewann EAZ dann auch, den «Best Hit»-Award, den die Moderatorinnen als «Königsdisziplin» angekündigt hatten. Es ist die einzige Kategorie, die erst während der Live-Show entschieden wird, durch das Publikum via SMS-Voting. «Juicy» landete 2023 als erster Mundartsong in den internationalen Spotify-Charts und zeigt, dass der Preis nach Popularität vergeben wird.
Souveräne Moderation, holprige Reden
Die Swiss Music Awards wurden am Mittwochabend vor Auffahrt im Zürcher Hallenstadion vergeben, zum 17. Mal. Es ist die grösste Musikpreisverleihung der Schweiz. Ausgezeichnet wurden Musikerinnen und Musiker in insgesamt 15 Kategorien. Die Swiss Music Awards ehren das Schaffen der erfolgreichsten Künstlerinnen und Künstler des Landes und bieten eine Plattform für neue Talente. Erstmals in der Geschichte der Swiss Music Awards führte mit Melanie Winiger und Annina Frey ein Frauen-Duo durch den Abend.
Winiger glänzte in goldenem Anzug, «wie ein Oscar», den sie nie bekommen habe, und führte mit Frey souverän durch den Abend. Die Dankesreden der Künstlerinnen und Künstler hingegen waren oft etwas holprig, aber bodenständig sympathisch. Ganz so, als hätte man nicht damit gerechnet, dass eine Nomination auch zu einem Gewinn führen könnte. Oder sie nahmen den Anlass nicht so ernst, ein Betonstein ist halt kein Oscar.
«Äh, was sagt man denn jetzt?», sagte Aurel Hassler von der Stubete Gäng aus Zug. Die Band gewann den Award «Best Streaming Artist». Ihr Song «Göschene Airolo» gehört zu den meistgestreamten Mundartliedern. Bruder Moritz übernahm schliesslich das Reden.
Volksmusik im Aufschwung
Vielleicht lag es auch daran, dass noch nie so viel Volksmusik an den Swiss Music Awards vertreten war. Für ihn sei es von Anfang an normal gewesen, dass sie nicht gewinnen würden, sagte Cyrill Rusch von den Rusch-Büeblä unter Tränen. Das Ländler-Trio gewann als «Best Breaking Act».
Daneben zeigen auch die Nominationen des Männerchors Heimweh und des Schwyzerörgeliquartetts Genderbüebu aus dem Wallis, dass die Volksmusik gerade einen Aufschwung erlebt. Die Genderbüebu kamen in einer Art Sennechutteli. Ihre Band ist nach dem Alpteil Gender im Gredetschtal benannt, wo Bandmitglied Kilian Schnydrigs Schwarznasenschafe jeweils sömmern. Drei der vier Musiker sind auch Bauern.
Ein grosses Thema an den Swiss Music Awards war Social Media. Mit den Awards «Best Streaming Artist» und «Most Rising Artist Social» wurden Preise in zwei neuen Kategorien verliehen, die auf den Streaming-Zahlen beziehungsweise den Aktivitäten auf Social Media der drei Nominierten basieren.
Popmusiker Marc Sway, der im Publikum sass und gefragt wurde, wie er es mit Social Media halte, äusserte Skepsis. Wenn man alles filme und dokumentiere, sei man nicht im Moment. Die Bündner Rapperin Gigi, die schliesslich den Preis für ihre Social-Media-Aktivitäten entgegennahm, begann und schloss ihre Dankesrede, sichtlich überrascht, mit: «What the fuck.»