Zurzeit glänzt der Schweizer Skiverband auf fast allen Ebenen. Gut, dass mit Marco Odermatt ausgerechnet der Beste demütig bleibt.

Das Ende der erfolgreichsten Skisaison seit vierzig Jahren aus Schweizer Sicht war beinahe kitschig. Marco Odermatts Preis für den besten Riesenslalom-Fahrer der Saison, eine Kristallkugel, zerbrach noch im Zielraum. Odermatt schenkte die Fragmente der Trophäe den Trainern und Kollegen, symbolisch dafür, dass eine Dominanz wie die seine auch in einer Einzelsportart wie dem Skifahren nur durch Teamarbeit möglich ist.

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Dieses Ereignis zeigt, wie viel gerade zusammenpasst bei Swiss Ski. Das gilt nicht nur für Odermatts Leistungen, sondern auch für das grosse Bild der vergangenen Saison. Die 64 Podestplätze der alpinen Athletinnen und Athleten von Swiss Ski in 72 Weltcup-Rennen sind der Lohn dafür, dass der Verband zurzeit in fast allen Bereichen das Optimum herausholt. Zum fünften Mal innert sechs Jahren gewinnt die Schweiz die Nationenwertung. Passend dazu lassen sich im verbandseigenen Online-Shop per sofort Tassen oder T-Shirts mit der Aufschrift «Power of a Team» oder «Spirit of Champions» kaufen – es ist ein kleines Beispiel dafür, wie Swiss Ski die Fanbindung vorantreibt und gleichzeitig neue Finanzquellen erschliesst.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat Swiss Ski sein Budget fast verdreifacht, es liegt heute bei rund 80 Millionen Schweizerfranken. Das Ziel für die nächsten paar Jahre: nochmals zehn Millionen mehr. Ein Drittel fliesst dabei in die wichtigste Disziplin, zu den Alpinen. Das stattliche Budget ermöglicht es, dass auf die Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten individuell eingegangen werden kann. Es gestattet einen grossen Betreuungsstab oder Trainingslager rund um die Welt auf den besten Trainingspisten.

Der optimale Rahmen für einen Teamgeist wie bei den Speedfahrern

Die komfortable finanzielle Situation erlaubt es auch, mit Weitblick zu arbeiten. Sei es mit einem innovativen Command-Center für die Leistungsanalyse. Oder Strategieprojekte wie «Schneesport 2050», wo mit Wissenschaftern die Entwicklung des Wintersports analysiert wird, um nachhaltige Entscheide fällen zu können.

So schraubt Swiss Ski an allen Rädchen. Der Verband hat es geschafft, in wichtigen Positionen die richtigen Leute zu installieren. Sei es in der Geschäftsführung, mit akribischen Planern im Hintergrund oder feinfühligen Trainern auf der Piste. So können sich die Athleten entfalten – und das verhilft zu einem Teamgeist, wie er in diesem Winter etwa beim Speedteam der Männer entstanden ist. Wie sich Odermatt mit den jungen Wilden wie Franjo von Allmen oder Alexis Monney Wochenende für Wochenende um die vorderen Plätze balgte, verzückte die Skifans. Der stimulierende Kampf gipfelte im gemeinsamen Abrasieren der Haarpracht an den Weltmeisterschaften.

Dass es in diesem Winter gleich mehrfach Doppel- und Dreifacherfolge gab, mag aus Schweizer Sicht ebenso begeistern – auf lange Sicht wäre eine solche Dominanz aber kontraproduktiv für das internationale Interesse am Skisport.

Immerhin: Ganz so umfassend ist der Erfolg noch nicht. Bei den Frauen kommt für den Aufwand vergleichsweise wenig zurück. Gerade wenn man die routinierte Lara Gut-Behrami nicht mitberücksichtigt. Das liegt einerseits an der Absenz einiger Verletzter, anderseits wurden in der Vergangenheit Fehler gemacht beim Heranführen junger Athletinnen an den Weltcup. Deren Auswirkungen sind noch heute spürbar: Die Leistungsträgerinnen Gut-Behrami, Wendy Holdener und Corinne Suter sind alle über 30.

An der Überlegenheit von Swiss Ski wird sich aber in den nächsten paar Jahren nichts ändern. Das Bewusstsein, dass man die Bodenhaftung nicht verlieren darf, scheint vorhanden zu sein. Das zeigte zum Saisonende ausgerechnet der Überflieger Odermatt. Im Fernseh-Interview nach dem letzten Saisonrennen kämpfte der erfolgsverwöhnte Athlet mit den Tränen. «Dass es jedes Mal so aufgeht, ist speziell», sagte er. Gut, dass er seine Erfolge auch nach vier Jahren Dominanz nicht für selbstverständlich hält.

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