Montag, November 25

Während des heftigen Unwetters vom Wochenende in China und Vietnam wurden mehr als 750 Personen verletzt. Hochwasser und Erdrutsche rissen Dutzende in den Tod. Rund vierzig Personen werden noch vermisst.

(dpa/Reuters) In Vietnam ist die Zahl der Toten nach dem Taifun «Yagi» auf mindestens 65 gestiegen. Wie die Katastrophenschutzbehörde am Dienstag in ihrem jüngsten Lagebericht mitteilte, werden 39 Personen weiterhin vermisst. Die meisten Opfer seien bei Erdrutschen und Sturzfluten ums Leben gekommen. Mehr als 750 Personen seien verletzt worden.

Der Super-Taifun hatte am Wochenende während 15 Stunden in Vietnam gewütet, nachdem er zuvor über Teile der Philippinen und Chinas gefegt war. Die chinesische Wetterbehörde stufte den Sturm als den stärksten Herbsttaifun ein, der seit 1949 auf das chinesische Festland getroffen sei. In der Volksrepublik kamen mindestens vier Personen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Die meisten Opfer gab es in der vietnamesischen Bergprovinz Lao Cai, wo 13 Personen durch Erdrutsche und eine weitere durch eine Sturzflut ums Leben kam. Weitere sechs Todesopfer meldet die Provinz Quang Ninh.

Starke Strömung führt zu Brückeneinsturz

In Vietnam verursachte der Sturm nicht nur massive Schäden, sondern löste auch ein schweres Unglück aus: Am Montagmorgen (Ortszeit) stürzte nördlich der Hauptstadt Hanoi eine vielbefahrene Brücke in den Roten Fluss, der sich im Zuge des Unwetters in einen reissenden Strom verwandelt hatte.

Mehrere Lastwagen, Autos und Motorräder wurden in die Tiefe gerissen, wie die Zeitung VnExpress unter Berufung auf Vize-Ministerpräsident Ho Duc Phoc berichtete. Am Montag konnten vier Personen nach dem Unglück an der Phong-Chau-Brücke lebend geborgen werden, mehr als ein Dutzend wurden in den Fluten vermisst.

Mögliche Ursache seien das Hochwasser und eine extrem schnelle Strömung gewesen, sagte ein Lokalpolitiker der staatlichen Zeitung «Quang Doi Nhan Dan». Militär und Polizei waren im Einsatz, um nach den Vermissten zu suchen.

Überlebender berichtet von Todesangst

Auf einem in sozialen Medien verbreiteten Video ist der Moment zu sehen, in dem die Brücke einstürzt und ein Lastwagen in die Tiefe fällt. Ein Motorradfahrer und der filmende Autofahrer dahinter konnten gerade noch bremsen. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms «Yagi» seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.

Unter den Geretteten ist der 50-jährige Phan Truong Son, der auf der Brücke unterwegs war, als er plötzlich ein lautes Geräusch hörte. Bevor er habe reagieren können, sei er mit seinem Motorrad ins Wasser gestürzt, erzählte er vietnamesischen Medien: «Es fühlte sich an, als würde ich auf den Grund des Flusses fallen.»

Reisfelder überschwemmt, Bäume entwurzelt

Um wieder an die Oberfläche zu kommen, habe er seine ganze Kraft zusammennehmen müssen. Er habe kaum atmen können und Todesangst gehabt. Dann aber sei es ihm gelungen, sich an einer Bananenstaude festzuklammern, bis er von Menschen auf einem Boot gerettet worden sei. Son wurde nur leicht verletzt, steht aber unter Schock.

Laut vietnamesischen Behörden sowie dem Katastrophenschutz wurden während des Unwetters rund 120 000 Hektaren Reisfelder seien überschwemmt. Mehr als 100 000 Bäume, darunter allein 25 000 in der Hauptstadt Hanoi, seien entwurzelt worden. Viele Bürgerinnen und Bürger waren laut Behörden zeitweise ohne Strom. 25 Schiffe gingen im aufgewühlten Meer unter.

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