Donnerstag, Oktober 3

The Market zeigt monatlich die Schweizer Unternehmen, die im Fokus der Leerverkäufer stehen, die auf niedrigere Kurse setzen. Im April taucht ein anderer Name auf der Liste auf.

Die Aktien von Tecan haben ihren Kursgewinn von Anfang Jahr in den vergangenen Wochen wieder abgegeben: Ende April notieren sie wieder um 330 Fr. – nachdem sie auf über 370 Fr. gestiegen waren. Ein Grund für den Einbruch war eine ernüchternde Meldung von Sartorius: Der deutsche Pharma- und Laborausrüster publizierte Mitte April enttäuschende Zahlen für das erste Quartal 2024.

Das hat offenbar auch Leerverkäufer auf den Plan gerufen. Seit Ende März ist der Anteil ausgeliehener Tecan-Titel an der Gesamtzahl der ausstehenden Aktien rund 12% gestiegen. Insgesamt lag er per 26. April bei 5,8%. Damit setzen sie darauf, dass der Kurs in den kommenden Wochen und Monaten weiter sinkt.

Short-Seller leihen sich Aktien aus, verkaufen sie am Markt und hoffen, sich später günstiger wieder mit den Titeln einzudecken, um sie dem Eigentümer zurückzugeben. Die Differenz aus dem Verkaufs- und dem Rückkaufkurs ist ihr Gewinn. In der Schweiz werden die Short-Positionen nicht offiziell erfasst. The Market präsentiert deshalb im Monatsrhythmus Erhebungen von S&P Global Market Intelligence. Der Datenanbieter trägt das Volumen der ausgeliehenen Aktien zusammen.

Abgesehen von den Tecan-Aktien, die neu auf der Liste auftauchen, gab es im April nur wenig Bewegung unter den zehn grössten Schweizer Shorts.

DocMorris

Zuoberst auf der Liste taucht ein altbekannter Name auf: DocMorris. Seit Jahren gehören die Aktien der Online-Apotheke regelmässig zu den Lieblingszielen der Leerverkäufer.

Die offensive M&A-Strategie hat DocMorris in den vergangenen Jahren viel Geld gekostet. Immer wieder musste das Unternehmen frisches Kapital aufnehmen. Fast das Genick brach der Gesellschaft die strategisch riskante Entscheidung, voll auf rezeptpflichtige Medikamente und damit auf das E-Rezept in Deutschland zu setzen. Der Aktienkurs verlor zwischenzeitlich mehr als 90% an Wert.

Erst durch den Verkauf des Schweizer Geschäfts an Migros vor etwas mehr als einem Jahr konnte die drohende Pleite abgewendet und das Vertrauen an der Börse langsam zurückgewonnen werden. Seither hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Das Misstrauen vieler Anleger ist indes geblieben, wie die Short-Positionen zeigen. Die Online-Apotheke muss beweisen, dass sie ihre Guidance erfüllen und einen genug grossen Marktanteil im Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten kontrollieren kann.

DocMorris hat allerdings auch Wandelanleihen ausstehend. Damit gibt es ausser der Spekulation auf einen weiter sinkenden Kurs noch einen technischen Grund, Leerverkaufspositionen in den Aktien einzugehen: Wandelanleihen enthalten neben dem Zinscoupon eine Aktienkomponente. Investoren, die diese angesichts der starken Kursausschläge neutralisieren wollen, verkaufen die Aktien leer – ohne dabei aus Überzeugung auf einen sinkenden Kurs zu setzen. Dieser Mechanismus gilt ebenfalls für Idorsia, Santhera und Basilea, deren Valoren die Plätze zwei, drei und fünf der grössten Short-Positionen einnehmen.

SIG Group

Erneut aufgestockt haben Marktteilnehmer ihre Short-Position in SIG Group. Vom Zwischenhoch Anfang April haben die Aktien des Verpackungsspezialisten Terrain eingebüsst und notieren unter dem Niveau von Anfang Jahr.

Begonnen haben die Wetten auf sinkende Kurse, als die Titel im vergangenen Frühjahr mehr als 25% zugelegt hatten – zu viel in den Augen der Short-Seller.

Anlass für ihre Skepsis war die hohe Bewertung in Kombination mit einer Konsumflaute, die bei der Konkurrenz zu einer rückläufigen Nachfrage nach abgepackten Getränken geführt hat, während die Gewinnmargen von SIG gleichzeitig von Übernahmen belastet waren. Hinzu kam, dass SIG ihre Zahlen jeweils stark bereinigt präsentiert – und sich damit in ein besseres Licht rückt, als es gemäss Rechnungslegungsstandard möglich wäre.

Im ersten Quartal 2024 hat SIG nun erneut klar enttäuscht: Der Umsatz ging leicht, der Gewinn jedoch deutlich zurück. Dennoch erwartet CEO Samuel Sigrist, dass sich das Volumenwachstum im Laufe des Jahres beschleunigen wird, die Profitabilität soll in der zweiten Jahreshälfte vom Umsatzwachstum profitieren. Die im Februar ausgegebenen Ziele werden bestätigt.

Swatch Group

Seit März ist Swatch Group auf der Liste der zehn grössten Positionen. Nach dem Short-Seller ihre Position im Monat davor markant ausgebaut hatten, ist der Anteil ausgeliehener Aktien im April weitgehend konstant geblieben. Der Kurs kannte derweil weiterhin nur eine Richtung: runter.

Die Nachfrage im Luxusgütersegment bleibt schwach, insbesondere die Uhrenexporte nach China, von denen Swatch Group stark abhängig ist, waren im März erneut niedriger als im Vorjahr. Der französische Konzern Kering meldete entsprechend – wie bereits Mitte März angekündigt – einen Umsatzeinbruch in Fernost. Das verheisst nichts Gutes für die Schweizer Schmuck- und Uhrenhersteller.

Hinzu kommt, dass Swatch Group unter der schwachen Unternehmensführung leidet. CEO Nick Hayek schaltet und waltet in Biel, wie er will, einen effektiven, unabhängigen Verwaltungsrat gibt es nicht. Das belastet die ohnehin gedrückte Bewertung der Swatch-Group-Papiere zusätzlich.

Bachem

Die Aktien von Bachem hatten zwischen Mitte Januar und Mitte März einen starken Lauf: Sie verteuerten sich um mehr als 40%. Ähnlich gut performten an der Börse auch andere Pharmazulieferer.

Nun werden aber zunehmend kritische Stimmen laut. Das spiegelt sich in den Leerverkäufen, seit Ende März ist der Anteil ausgeliehener Bachem-Aktien um 12% auf 5,5% gestiegen.

So war denn auch die Anfang März anlässlich der Jahreszahlen für 2023 publizierte Prognose nicht besonders positiv: Sowohl das Wachstum als auch die Profitabilität dürfte tiefer ausfallen als zuvor erwartet. Hinzu kommt, dass sich die Inbetriebnahme des neuen Produktionsgebäudes am Standort Bubendorf verzögert. Dieses schafft die Grundlage dafür, dass das in Aussicht gestellte Umsatzwachstum auf über 1 Mrd. Fr. im Geschäftsjahr 2026 gelingen wird.

Für Fantasie dürfte zuletzt also vor allem gesorgt haben, dass Bachem im Auftrag der grossen Pharmakonzerne Eli Lilly und Novo Nordisk Wirkstoffe für die stark nachgefragten Medikamente gegen Diabetes und Fettleibigkeit herstellt. Dabei profitieren die Schweizer als Branchenleader davon, dass die weltweite Produktionskapazität in diesem Bereich gegenwärtig viel zu niedrig ist.

U-Blox

U-Blox hat den Kurseinbruch von vergangener Woche erneut relativ gut weggesteckt. Wie bereit im März sorgten enttäuschende Zahlen nur kurzfristig für schlechte Stimmung. Die Aktien notieren dennoch unter dem Niveau von Anfang Jahr.

Und Short-Seller setzen entgegen den Beteuerungen des Managements darauf, dass es mit den schlechten Nachrichten noch nicht vorbei ist. Denn noch fehlen die Aufträge, das Geschäft mit Chips für die Telekommunikation ist weiterhin wenig attraktiv. Im ersten Quartal fiel der Umsatz auf noch 56 Mio. Fr., nach 166 Mio. in der Vorjahresperiode.

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