Freitag, April 18

Die Amerikaner wollen ihre Truppen von dem Versorgungsstützpunkt Rzeszow abziehen und anderswo im Land verteilen. Doch die Erklärung, dass sich damit «Dutzende Millionen Dollar sparen» liessen, macht die Polen skeptisch.

Die Ankündigung der amerikanischen Oberkommandos in Europa und Afrika, ihre Truppen in Polen umzugruppieren, hat in dem Land für grosse Aufregung gesorgt. Das Verteidigungsministerium der Mitte-links-Regierung unter Donald Tusk und das national-konservative Präsidialamt versuchten noch am Montagabend in seltener Einmütigkeit, die besorgte Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Es handle sich bei dieser Ankündigung weder um eine Sensation noch eine Reduktion des Engagements der USA in Polen, erklärte der Sicherheitsberater von Präsident Andrzej Duda. Der Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz schrieb auf X: «Die US-Armee bleibt in Polen!» – Ohne darauf einzugehen, um wie viele Soldaten es sich wohl handelt.

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Die Amerikaner wollen «den Fussabdruck zuschneiden»

Das Oberkommando der US-Armee in Europa und Afrika hatte am Montag mitgeteilt, die Truppen rund um den Flughafen Jasionka bei Rzeszow würden abgezogen und auf andere Standorte verteilt. Rzeszow liegt im Südosten Polens, rund 130 Kilometer westlich der Grenze zur Ukraine, und ist die wichtigste Drehscheibe für die Versorgung der Ukraine mit Waffen und humanitärer Hilfe. Rund 5000 amerikanische Soldaten sind dort stationiert.

«Polen ist ein grossartiger Gastgeber», schreibt General Christopher Donahue, der Oberbefehlshaber, in der Mitteilung. In den letzten Jahren habe man Stützpunkte im ganzen Land bezogen. Die Entscheidung, Soldaten und Ausrüstung zu verlegen, sei das Ergebnis «monatelanger Überlegungen und Planungen», die eng mit Polen und den Nato-Verbündeten abgestimmt worden seien, erklärt Donahue. Doch dann kommt jene Formulierung, die die durch Donald Trumps Politikstil schon arg verunsicherten Polen aufhorchen liess: «Dies ist eine Gelegenheit, unseren Fussabdruck richtig zuzuschneiden und dem US-Steuerzahler Dutzende Millionen Dollar im Jahr zu ersparen.»

Laut polnischen Medienberichten sollen die bisher auf zwei provisorischen Armeestützpunkten bei Rzeszow stationierten, rotierenden US-Truppen vor allem nach Zagan an der Grenze zu Deutschland verlegt werden. Dort befindet sich schon heute ein kleiner US-Stützpunkt. Allerdings klingt die Ankündigung des amerikanischen Kommandos eher nach Truppenreduktion – denn wie sonst soll sich so viel Geld einsparen lassen?

Die Amerikaner hatten in Rzeszow mit mehreren Patriot-Staffeln vor allem den wichtigsten Hub für die Ukraine-Hilfe bewacht und viele der Waffentransporte organisiert. Im Januar sind beim Flughafen Rzeszow-Jasionka indes schon norwegische Nasams und deutsche Patriot-Raketen stationiert worden. Die Aufgaben der US-Soldaten sollen laut Angaben des polnischen Generalstabs fortan auch von Nato-Truppen vor allem aus Norwegen, Deutschland, Grossbritannien und Polen übernommen werden. Dies alles sei bereits auf dem Nato-Gipfel in Washington im Juli 2024 beschlossen worden. «Es handelt sich dabei schlicht um eine Umgruppierung der Landstreitkräfte», schrieb am Dienstag der polnische Generalstabschef Wieslaw Kukula auf der Plattform X.

Für die polnische Öffentlichkeit kommt die Ankündigung des US-Truppenrückzugs aus Rzeszow dennoch überraschend – und ausgerechnet kurz nach einem breit diskutierten Bericht des amerikanischen Fernsehsenders NBC, wonach die Regierung Trump die Halbierung des von Joe Biden an die Nato-Ostflanke entsandten Kontingents diskutiert. Von einer US-Truppenreduktion um rund 10 000 Soldaten betroffen wären laut dem Bericht vor allem Polen und Rumänien.

Umbauarbeiten im Sommer

In Polen sind derzeit rund 10 000 amerikanische Soldaten stationiert; in Rumänien sind es etwa 1500. Die Ausdünnung würde demnach vor allem auf Kosten des halben Dutzends amerikanischer Stützpunkte in Polen gehen. Zwar hatte der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth bei seinem Polenbesuch im Februar versichert, die «Stellung der US-Truppen» in Polen sei «nicht gefährdet». Konkrete Zahlen zu den künftigen Truppenstärken hatte Hegseth indes nicht genannt. Der NBC-Bericht fuhr vielen Regierungspolitikern in Polen deshalb wie ein Schock ein. Darüber seien bisher überhaupt keine Verhandlungen geführt worden, berichteten manche polnische Medien.

Allein von dem Abzug der US-Truppen aus Rzeszow will Ministerpräsident Tusk indes schon lange gewusst haben, wie er am Dienstagabend bekräftigte. «Das wurde vor Wochen schon mit uns besprochen und ist überhaupt keine Überraschung», sagte Tusk. Die US-Truppen, die bisher beim Flughafen Jasionka ihren Dienst getan hätten, würden anderswohin verlegt und keinesfalls reduziert, unterstrich Tusk.

Laut dem Nachrichtenportal «Onet» soll der Ukraine-Hub Rzeszow im Sommer ohnehin wegen Umbauarbeiten bei einer Landebahn nach Lublin im Nordosten Polens verlegt werden. Dort gibt es einen unausgelasteten internationalen Flughafen, der nur 90 Kilometer westlich der Staatsgrenze zur Ukraine liegt.

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