Sonntag, Oktober 27

Wenige Tage vor der amerikanischen Präsidentenwahl haben chinesische Hacker die Telefone von Donald Trump, J. D. Vance und Mitarbeitern von Harris’ Wahlkampfteam ins Visier genommen. Auch Kongressführer und Journalisten könnten betroffen sein.

Chinesische Hacker haben sich in das System des grössten amerikanischen Telekommunikationsunternehmens Verizon gehackt und unter anderem die Telefone des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, seines «running mate» J. D. Vance und Mitarbeitern des Wahlkampfstabs der demokratischen Kandidatin Kamala Harris ins Visier genommen. Dies meldeten am Freitagnachmittag (Ortszeit) mehrere amerikanische Medien. Ob die Hacker dabei auch Informationen abgreifen konnten und falls ja, welcher Natur diese waren, war zunächst nicht bekannt.

Die Bundespolizei FBI und die für Informationstechnologie zuständige Behörde CISA bestätigten am Freitag in einer Medienmitteilung lediglich, dass es chinesischen Hackern, die der Regierung in Peking nahe stünden, gelungen sei, in Telekommunikationsnetze einzudringen. Man habe die Betroffenen kontaktiert.

Reporter, Kongressabgeordnete ebenfalls unter den Zielen

Die «New York Times» meldete später Genaueres. Gemäss ihrem Bericht sind auch Kongressabgeordnete wie der demokratische Mehrheitsführer im Senat Chuck Schumer unter den Betroffenen. Das «Wall Street Journal» hatte bereits Ende September berichtet, dass chinesische Cyberkriminelle vor Monaten in die Systeme amerikanischer Internetanbieter eingedrungen seien. Auch andere Telekommunikationsanbieter wie AT&T waren betroffen. Als Reaktion auf diese Berichterstattung nahmen die chinesischen Hacker offenbar auch einen Reporter ins Ziel, wie die Zeitung nun am Freitag berichtete.

Nicht bekannt war bisher jedoch, dass die Hacker auch konkrete Telefonnummern ins Visier genommen hatten. Das Wahlkampfteam von Trump bestätigte am Freitag nicht, dass die Telefone von Trump und Vance gehackt wurden.

Schon im August gab es Hackerangriffe

Daten von Mobilfunk-Anbietern sind für ausländische Nachrichtendienste interessant, weil diese beispielsweise Aufschluss darüber geben, wer wann und wie lange mit wem telefoniert hat oder auch mit wem Textnachrichten ausgetauscht wurden. Ob dies den Hackern gelungen ist, ist jedoch nicht bekannt. Die amerikanischen Behörden teilten am Freitag nur mit, man arbeite derzeit mit Partnern aus dem Privatsektor zusammen, um sich ein Bild zu verschaffen. Laut Medienberichten könnten die Hacker auch nach wie vor noch in Verizons Systemen sein.

Es ist nicht das erste Mal, dass es im derzeitigen amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu einer Hackerattacke kommt. So hatte das FBI beispielsweise schon vor Monaten mitgeteilt, dass es iranischen Hackern gelungen war, in die E-Mails des Trump-Beraters Roger Stone zu gelangen. Auch andere Mitglieder aus Trumps innerem Kreis wurden Opfer von sogenannten Spear-Phishing-Angriffen, mit dem Ziel, sich Zugriff auf die Kommunikation und Dokumente seines Wahlkampfteams zu verschaffen.

Das Online-Magazin «Politico» hatte später interne Dokumente aus Trumps Wahlkampf erhalten. Eine anonyme Quelle spielte der Redaktion vertrauliche E-Mails zu, die unter anderem einen Bericht über mögliche Schwachstellen von Vance enthielten. Später wurden die Dokumente auch anderen Zeitungen zugespielt.

Sicherheitsexperten zeigten sich am Freitag besorgt über das möglicherweise katastrophale Ausmass des Hackerangriffs. Die Folgen für die nationale Sicherheit könnten beträchtlich sein. Grund zur Sorge gab auch der Zeitpunkt des Angriffs. Laut Medienberichten befürchten einige Beamte, dass es einen grösseren Versuch geben könnte, die Präsidentenwahl zu manipulieren oder zu stören.

Der Chef des FBI, Christopher Wray, hatte bereits im Februar in einer Rede an der Münchner Sicherheitskonferenz in Deutschland gesagt: «Die Cyber-Bedrohung durch die chinesische Regierung ist immens. Chinas Hacker-Programm ist grösser als das jedes anderen Landes zusammengenommen.»

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