Donnerstag, Oktober 3

Beim Bahnhof Hardbrücke soll ein Stadtpark entstehen. Doch noch gehört die Pfingstweidstrasse dem Bund.

Die Pfingstweidstrasse in Zürich-West ist ein Stück Stadtautobahn. Auf vier Spuren rollt der Verkehr zwischen Hardbrücke und Toni-Areal. Einst war die Strasse Teil des Expressstrassen-Ypsilons, mit dem man die Nationalstrassen mitten in der Stadt Zürich beim Platzspitz zusammenführen wollte.

Ausgerechnet dieses Stück Strasse, offiziell noch immer eine Autobahn, will eine Gruppe nun zur Tempo-30-Zone abklassieren lassen. Sie setzen die Vision des «Pfingsthains» in die Welt. Auf Bildern schlendern Passantinnen und Passanten, plaudernd oder Eis schleckend, in einer traumähnlichen Landschaft zwischen blühenden Kirschbäumen.

Dieser Teil der Pfingstweidstrasse soll zum grünen Boulevard werden

Träume darüber, wie die Stadt Zürich in der Zukunft ausschauen sollte, gibt es viele. Was diesen Fall von anderen unterscheidet: Dahinter steht eine Gruppe, die bereits Erfolge vorzuweisen hat. Es ist die Interessengemeinschaft Zentrum Hardbrücke im Umfeld der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Stiftung Hamasil.

Die «zu gross geratene Einfallsachse»

Im vergangenen Herbst hat sie unter dem Schlagwort «Josef will wohnen» für mehr Wohnungen auf dem Josef-Areal ebenfalls in Zürich-West geworben und die Planung des Stadtrats kritisiert. Meist scheitern Interventionen zu einem solch späten Zeitpunkt. Doch der Gruppe gelang es, im Stadtparlament eine überparteiliche Mehrheit für ihre Idee zu gewinnen. Nun muss der Stadtrat die Planung dort überarbeiten.

Ihre Wohnidee lancierte die Gruppe mit einem Sonderheft der Zeitschrift «Hochparterre». Auch dem «Pfingsthain» ist ein solches Sonderheft gewidmet, das am Mittwoch erschienen ist. Darin ist zu lesen, das Autobahn-Teilstück werde «nicht mehr gebraucht», es sei eine «zu gross geratene Einfallsachse» in die Stadt.

11 000 Fahrzeuge pro Tag verkehren gemäss Berechnungen der Gruppe darauf, 8000 stadteinwärts, 3000 stadtauswärts. Das heutige Verkehrsaufkommen lasse sich auch mit zwei statt wie heute vier Spuren bewältigen, so die Autoren – ergo sei ein Spurabbau angezeigt. Zumal der Verkehr auf der Höhe des ZKB-Gebäudes beim Bahnhof Hardbrücke heute schon auf zwei Spuren verengt werde.

Anstelle der zwei frei werdenden Spuren soll ein 800 Meter langer und mehr als zwanzig Meter breiter Stadtpark entstehen. Neben dem Spurabbau empfiehlt die Gruppe die Einführung von Tempo 30 statt wie heute Tempo 50. Der Zeitverlust betrage für die Automobilisten auf dieser kurzen Strecke lediglich 20 Sekunden.

Der «Pfingsthain» soll so zum Boulevard werden «wie in Paris, Barcelona oder Kopenhagen – schön, gemütlich, urban». Er sei das Gegenmittel gegen die grossen Probleme von Zürich-West: die «Unwirtlichkeit des öffentlichen Raums rund um das Zentrum Hardbrücke» oder die hohen Temperaturen an Hitzetagen.

2000 Wohnungen zusätzlich

Vor allem würden dank dem Niedrigtempo die Lärmemissionen sinken. Als Folge könnte man an der Pfingstweidstrasse in viel grösserem Umfang wohnen als bisher.

Im «Hochparterre-Themenheft» wird das Potenzial beidseits der Strasse im Detail aufgezeigt. Es könnten 2000 neue Wohnungen erstellt werden. Man könnte unter anderem reine Bürogebäude teilweise zu Wohnbauten umnutzen.

Damit liesse sich der Wohnanteil in Zürich-West von heute 12 Prozent auf knapp 30 Prozent steigern. Dies ist das erklärte Ziel der Interessengemeinschaft Zentrum Hardbrücke.

Die Frage ist, ob es sich beim «Pfingsthain» um mehr handelt als um eine weitere schöne Idee mit bunten Visualisierungen. Die grösste Hürde dürfte der Bund darstellen: Er müsste bereit sein, die Verantwortung für die Pfingstweidstrasse an die Stadt Zürich abzutreten.

Laut Martin Hofer von der Interessengemeinschaft Zentrum Hardbrücke sind erste Zeichen, die man vom Bundesamt für Verkehr unter Bundesrat Albert Rösti (SVP) erhalten habe, sehr vielversprechend. Die Abklassierung einer Autobahn in eine Tempo-30-Zone wäre aber ein äusserst ungewöhnlicher Schritt.

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