Mittwoch, März 19

Der Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster erhebt schwere Vorwürfe gegen René Benko. Der Schaden aus seiner Beteiligung an der Signa-Holding soll 650 Millionen Franken betragen.

René Benko wird von einem weiteren früheren Investor schwer belastet. «Wir haben das Gefühl gehabt, dass wir über den Tisch gezogen worden sind», sagte der Thurgauer Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster bei seiner Einvernahme als Zeuge durch die Staatsanwaltschaft. Befragt wurde er wegen seiner Beteiligung an einer geplanten Kapitalerhöhung der inzwischen insolventen Signa-Holding im Sommer 2023.

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33,25 Millionen Euro hat Eugster im Juni 2023 an Benko überwiesen. Im Einvernahmeprotokoll, das der NZZ vorliegt, schildert der Unternehmer, wie es dazu kam. Damals steckte die Signa bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, für die Immobilien- und Handelsgruppe wurde es immer schwieriger, neue Finanzierungen aufzutreiben.

Im Mai habe es ein Treffen zwischen Benko und den Signa-Investoren in Berlin gegeben. Damals sei das erste Mal die Rede von einer Kapitalerhöhung gewesen. Erst wollte Benko 500 Millionen von seinen Investoren, später sei der Betrag dann auf 300 Millionen Euro reduziert worden. Den Investoren gegenüber wurde die Kapitalerhöhung als vertrauensbildende Massnahme geschildert: «Das heisst, dass die Banken etwas ruhiger werden, weil alle Aktionäre noch dahinterstehen», sagte Eugster.

Ermittlungen wegen «Geldkarussell»

Laut dem Thurgauer Unternehmer hat Benko selbst die Kapitalerhöhung initiiert und mit den Aktionären verhandelt. Obwohl dieser offiziell gar kein Amt bei der Signa bekleidete. Das deckt sich mit Aussagen anderer Investoren; diese berichten immer wieder, dass Benko auch bei anderen Gelegenheiten die Entscheidungen in der Signa gefällt habe.

Diese Kapitalerhöhung ist Teil der Ermittlungen der Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Benko. Sie wirft ihm Betrug vor. Seinen Investoren gegenüber soll er fremdes Geld als sein eigenes ausgegeben haben: Benko signalisierte, dass er persönlich über seine Familie-Benko-Privatstiftung 35,35 Millionen Euro in die Dachgesellschaft seiner Gruppe, der Signa-Holding, einbringen wolle.

Die Strafermittler gehen jedoch davon aus, dass sich die Summe aus dem Geld von Eugster sowie 2,1 Millionen Euro zusammensetzte, die Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli, investierte. Über mehrere Stationen in diversen Signa-Gesellschaften landete das Geld dann in der Privatstiftung, von wo es als frisches Kapital in die Signa-Holding einbezahlt wurde. Der gescheiterte Immobilientycoon Benko sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Arthur Eugster war schon länger Aktionär bei René Benko. Der verschwiegene Thurgauer Unternehmer fertigt mit seiner Firma Eugster Frismag Kaffeemaschinen für bekannte Hersteller wie etwa Nespresso oder Jura. An der Signa-Holding hielt er rund 11,5 Prozent. Sein Finanzchef, der ebenfalls als Zeuge einvernommen wurde, beziffert den entstandenen Schaden auf rund 650 Millionen Franken. Dieser bezieht sich auf den Buchwert der Beteiligungen. Die tatsächlichen Investitionen von Eugster in die Signa-Holding waren tiefer.

Benko reagierte nicht mehr

Nach der Überweisung des Geldes Ende Juni 2023 herrschte Funkstille. Ende Juli erkundigte sich der Finanzchef von Eugster Frismag bei René Benko per E-Mail nach dem Stand der Kapitalerhöhung. Zwei Monate später, im Vorfeld einer geplanten Aktionärsversammlung in den Signa-Büros in Zürich, war der unterzeichnete Rahmenvertrag offenbar immer noch nicht eingetroffen.

Als sie im September nochmals wegen der geforderten Unterlagen nachhaken mussten, habe er zu zweifeln begonnen, dass bei der Signa alles in Ordnung sei, sagte Eugster in seiner Einvernahme. Nach einem Investoren-Treffen in Zürich habe er erfahren, dass nicht alle Investoren mit der Kapitalerhöhung einverstanden gewesen seien und sich daran beteiligt hätten. Darauf forderte Eugster von Benko die Rückzahlung seines Geldes. Diese blieb aus, und Ende November 2023 meldete die Signa-Holding Insolvenz an.

Er fühle sich von Benko getäuscht, sagte Eugster bei seiner Einvernahme: «Er hat sich an keine Abmachung gehalten.» Auf die Frage, ob er der Geschichte noch etwas beizufügen habe, sagte er: «Es ist so. Wir leben damit, und wir müssen damit leben.»

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