Sonntag, Oktober 27

Seit das Londoner Victoria and Albert Museum einen Aussenposten im düsteren Dundee eröffnet hat, ist das Hafenstädtchen in Schottland auf Kurs.

Sie heissen Petko, Anisha oder Gerard, kommen aus Bulgarien, Indien oder den Niederlanden und gehören zu den rund 40 000 Studenten in Dundee. Man trifft sie, weil sie in Bars und Läden jobben oder im Café Pacamara, das wir gerade besuchen. «Die Universität ist traditionsreich, die Bevölkerung freundlich und das Wetter besser, als man denkt», wirbt Francesca vorbildlich am Nebentisch für die Stadt. Die Designstudentin aus Rom entdeckte das alles hier, nachdem Dundee zur «Unesco City of Design» gekürt worden war und sich in die Riege von Städten wie Berlin, Bilbao oder Buenos Aires eingereiht hatte.

Damals sicherte sich die schottische Hafenstadt einen Platz im Bewusstsein von zeitgeistorientierten Menschen und zugleich einen beachtlichen staatlichen Zuschuss, der in die Neugestaltung des Ufers des Flusses Tay gesteckt wurde. Wer jedoch zum ersten Mal durch die zentrale High Street mit ihrer gigantischen Shoppingmall und den H&M-, KFC- und Tesco-Express-Filialen spaziert, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Was soll an dieser durchschnittlich wirkenden 150 000-Einwohner-Stadt tatsächlich so toll sein?

Schmale Strassen und schräge Läden

Nein, Dundee ist keine Liebe-auf-den-ersten-Blick-Destination. Wer mit dem Zug aus Edinburg über die berühmte Tay Rail Bridge anreist, sieht erst einmal Baustellen und trostlose Hafendocks. Doch immerhin: Das 2018 eröffnete V&A Museum, gestaltet vom japanischen Stararchitekten Kengo Kuma, ist von der Brücke aus sichtbar – und es hat grosse Dienste geleistet: «In den letzten fünf Jahren hat es über 500 000 Menschen angelockt, es ist ein Grund geworden, die Stadt zu besuchen», sagt die Direktorin Leonie Bell.

Bloss wird man nicht nur ins Museum gehen, sondern sich auch sonst etwas umsehen. Etwa in West Port, einer winzigen Trend-Enklave, wo sich schick-schräge Läden wie der Brillenladen Spex Pistols und Lokale wie «The Parlour Cafe» oder «The Tin­smith» etabliert haben. Von dort führt die schmale Small’s Wynd quer durch das Uni-Viertel zur Perth Road, bekannt für Studentenlokale, Secondhandläden, Kellerbars und kleine Lebensmittelgeschäfte, in denen Bioäpfel, schottischer Schafskäse und selbstgebackenes Brot verkauft werden. Auch ein altes Pub hat sich der jungen Klientel angepasst. Das «George Orwell» gehört Mark Usher, der knapp zwei Jahrzehnte in London lebte und danach zurückkehrte. «Dundee ist heute eine andere Stadt», sagt er, «sie ist kosmopolitisch geworden. Die Menschen sind voller neuer Ideen, und sie reden nicht nur davon, sondern machen.»

Ein Wochenende in Dundee

Freitag: 17:00 | Check-in

Das Hotel Indigo bespielt eine sorgfältig renovierte ehemalige Jutefabrik mit modernen Zimmern.

21:00 | Musik

Die Bar Draffens hat kein Namensschild. Man sucht und folgt den Jazzklängen, die hinter der Tür erklingen.

19:00 | Abendessen

Die besten Fish and Chips und andere maritime Köstlichkeiten gibt es im Tailend, einem in vierter Generation geführten Familienrestaurant.

Samstag: 11:00 | Kunst

Neben dem V&A gibt es noch das Dundee-Contemporary-Arts-Museum mit Ausstellungen, einem Kino und einem Café.

Exit mobile version