Donnerstag, September 19

Der coolste «Tatort» stammt aus Münster. Die grosse Kleinstadt im Norden tickt anders als das mondäne Hamburg, bescheiden ist sie aber nicht.

Leider regnet es gerne im beschaulichen Münster, was nur einer der Gründe sein mag, dass die hier gebürtige Sängerin Ute Lemper ins mondäne New York floh. Doch heute habe sie Frieden mit ihrer Heimatstadt geschlossen, erzählt sie bei einem Treffen: «Ich liebe das unkomplizierte Flair hier.» Tausende Studierende geben der deutschen Velohauptstadt schliesslich einen frischen Anstrich, wenn sie etwa in den ehemaligen Industriehallen feiern.

Münster im Norden Deutschlands tickt anders als das grossstädtische Hamburg: Auch dank so verwunschenen Traditionen wie den 1383 eingeführten Türmern, die mit einem Hornstoss vom St.-Lamberti-Kirchturm jede volle Stunde ankündigen sowie bei allfälligen Bränden Alarm schlagen. Heute macht das eine Frau, Martje Thalmann, sie blickt von hier oben auf eine umwerfende Skyline mit 60 Kirchtürmen und findet, sie habe in 99 Metern Höhe das schönste Büro der Stadt.

Nur scheinbar ist Münster klein und bescheiden, vielmehr gibt man sich auch gerne progressiv. Nicht nur beim Gendern, sondern ebenso mit gleichgeschlechtlichen Ampelfiguren und Regenbogenfarben im Verkehrsdienst. Dazu besitzen die 330 000 Einwohner fast eine Million Fahrräder, und natürlich fährt der Bürgermeister ebenso auf dem Zweirad zur Arbeit.

«Tatort» und True Crime

Noch abgeklärter sind die TV-Kommissare von Münster unterwegs. Frech, politisch unkorrekt und unkonventionell werden die Morde von Jan Josef Liefers und der nur 1,32 Meter grossen Christine Urspruch im «Tatort» gelöst. Und im «Wilsberg»-Krimi wird seit 1995 im ZDF samstagabends ermittelt, mehr als achtzig Fälle gab es bereits.

Wer den realen Morden in der Stadt auf die Schliche kommen will, kann mit der Krimiautorin und Stadtführerin Inge Mischke einer Blutspur durch Münster folgen. Die führt auch durchs architektonisch topmoderne LWL-Museum für Kunst und Kultur und bietet ebenso Gelegenheit, das Pendel von Gerhard Richter in der Dominikanerkirche zu bewundern.

Einen weiteren, nicht ganz so schwindelerregenden Überblick über die Dächer von Münster hat man im Restaurant/Café 1648 in der 11. Etage des Stadthauses. Dort oben ergeht es einem wie der ins Horn stossenden Martje Thalmann, die mit einem Schweizer verheiratet ist, aber in Münster ihre neue Heimat gefunden hat: «Es fällt mir immer schwerer, mal aus dieser hübschen Stadt wegzufahren.»

Ein Wochenende in Münster

Freitag: 15:00 | Check-in

Das moderne Atlantic Hotel ist zentral gelegen und bietet unkomplizierten Service.

Samstag: 19:00 | Anstossen

In den «Holstein Delikatessen» mit Sylt-Austern und Weisswein.

20:00 | Schlemmen

Im derb klingenden Restaurant Brust oder Keule gibt es raffiniert-regionale Küche.

22:00 | Feiern

Im Hawerkamp, einer 100-jährigen Industriebrache, wird in der «Favela», im «Fusion» oder im «Hot Jazz Club» am Binnenhafen getanzt.

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