Das Guggenheim gab dem «Bilbao-Effekt» Namen und Bedeutung. In der baskischen Stadt gibt es aber so viel mehr Kunstvolles zu entdecken.
Mehr als neun Meter ragt sie in den Himmel, auf acht dürren Beinen trägt sie 26 Marmor-Eier. «Maman» heisst die Riesenspinne. Louise Bourgeois schuf sie als Hommage an ihre Mutter. Die Bronzeskulptur steht auf der Promenade am Fluss Nervión vor dem Guggenheim Bilbao. Jogger ziehen unter dem Metall-Gliederfüsser ihre Runden, Musiker nutzen den Platz ebenso wie Händler von (Fake-)Shirts von Athletic Bilbao. Spielen dürfen in dem Verein nur Fussballer, die entweder in den baskischen Provinzen geboren oder ausgebildet wurden; 24-mal gewann die Mannschaft bislang die Copa del Rey.
Ebenso erfolgreich, eigenwillig und identitätsstiftend wie der Klub behauptet sich seit 1997 das aus Titan, Glas und Kalkstein komponierte Kunstkraftwerk von Frank O. Gehry am Ufer. Vor den Türen des Museums wird auch die Megaspinne von mehr oder minder begabten Kunsthandwerkern als Miniatur feilgeboten. Gebogen aus buntem Draht, ist es ein überaus beliebtes Souvenir. Erinnerungssammelnde gibt es zahlreich, etwa eine Million Besucher bringt das Museum jährlich in die nordspanische Stadt.
Von neoklassizistisch bis Art-Déco
Bedeutungslos allerdings war sie, gegründet zu Beginn des 14. Jahrhunderts, auch vorher nicht: Bilbao liegt auf dem Pilgerweg gen Santiago de Compostela und entwickelte sich dank dem Fluss zur florierenden Handelsstadt. Die rechteckige, neoklassizistische Plaza Nueva in der Altstadt mit ihren hübschen Bars und Cafés unter wettergeschützten Arkaden zeugt ebenso vom Selbstbewusstsein der Bürgerschaft wie das neobarocke Arriaga-Theater oder die zahlreichen Art-Déco-Bauten, dazu zählen der Ribera-Markt des baskischen Baumeisters Pedro Ispizua oder der Bahnhof La Concordia.
Im sogenannten Mudéjar-Stil, einer Mischung aus maurischer Dekorationslust und Romanik, Gotik und Renaissance, lädt das Café Iruña aus dem Jahr 1903 Einheimische wie Touristen noch heute zu Cortado und drei unaufgeregt schmackhaften Tagesmenus ein. Den Bilbao-Effekt löste dann aber doch erst das Guggenheim aus: Der Begriff bezeichnet inzwischen die Aufwertung eines Ortes durch spektakuläre Architektur. Die Verwandlung des heruntergekommenen Hafen- und Industrieviertels gelang Frank O. Gehry dabei nicht allein: César Pelli entwarf einen 165 Meter hohen Büroturm, und von Arata Isozaki stammen die gläsernen Zwillingstürme, vor denen sich die Zubizuri-Fussgängerbrücke von Santiago Calatrava elegant über den Fluss wölbt.
Ein Tag in Bilbao
10.00 | Check-in
Ricardo Legorreta liess sich vom Künstler Eduardo Chillida inspirieren und gestaltete das Hotel Meliá Bilbao als Skulptur. In zehn Minuten ist man von hier beim Guggenheim Bilbao.
12.00 | Kulturausflug
Eduardo Chillida kam im 100 Kilometer entfernten San Sebastián zur Welt, sein Peine del Viento, der Kamm des Windes, trotzt mit drei rostigen Zangenwesen dem Wetter und den Wellen am Ende der Bucht La Concha. Die Busfahrt aus Bilbao dauert gut eine Stunde. Das Chillida-Leku-Museum in Hernani ist die 15-minütige Taxifahrt ab Strand unbedingt wert.
22.00 | Geniessen
Tapas heissen in Bilbao Pintxos. Sie sind köstlich, klein, kosten nicht viel und werden in den Bars der Altstadt kreativ zubereitet. Dazu schmeckt Txakoli, baskischer Weisswein.