Dienstag, November 12

In der drittgrössten Stadt Frankreichs erhält man eine Ahnung von der Kunst, die der Koch aller Köche hier einst geschaffen hat. Und dazu gibt es grosses Kino.

In Lyon könne man nur eines gut machen, nämlich essen, wusste vor 200 Jahren der französische Schriftsteller Stendhal. Für viele Gourmets ist die Stadt mit ihren Musik-, Theater- und Filmfestivals vor allem Ursprung der französischen Küche: Hier wirkte der von Gault-Millau als «Koch des Jahrhunderts» gefeierte Paul Bocuse (1926–2018). Eine Ahnung seines Schaffens erhält man in den vier Brasserien, mit denen der Picasso der Kochkünste sein lukullisches Imperium installiert hat.

Das Institut Paul Bocuse, diese renommierte Schule für Hotellerie und kulinarische Kunst, den internationalen Kochwettbewerb «Bocuse d’Or» und weitere Restaurants führt nach Bocuses Tod sein 55-jähriger Sohn Jérôme: In der Brasserie du Nord zum Beispiel geniesst man die Küche aus Nordfrankreich, hier gibt’s auch typische Bocuse-Klassiker wie die überbackene Zwiebelsuppe, das legendäre Pot au Feu oder Lyon-Spezialitäten wie Blutwurst und Saint-Marcellin-Käse.

Fans des Kochs aller Köche pilgern in alle vier Restaurants, benannt nach allen Himmelsrichtungen, mit ihren vergleichsweise moderaten Preisen, weil ein Tisch in Bocuses mit zwei Sternen dekorierter «Auberge du Pont de Collonges» nur schwierig zu ergattern und überdies wirklich schmerzhaft teuer ist.

Über Steintreppen und durch mittelalterliche Tore

Zwischendurch lässt es sich entlang der beiden Flüsse Rhone und Saône in der drittgrössten Stadt Frankreichs mit einer halben Million Einwohnern prächtig flanieren, fast schöner als in den noch grösseren Metropolen Paris und Marseille. Wer sich eine Stadtführerin nimmt, gelangt mit ihr durch viele mittelalterliche Tore und rund 300 Durchgänge (Traboules) zu alten Innenhöfen und sehr engen Steintreppen, die teilweise mehrere Häuser verbinden. Kaum ist man wieder draussen und befreit von düsteren Geistern, locken allerorten Bistros und Bars.

Oft gibt es etwas zu entdecken, etwa für Liebhaber von Meeresfrüchten in einer unscheinbaren Gasse dieses hübsche blau-weisse Kleinod. «Freunde von mir züchten die schmackhaftesten Austern», sagt Stéphane Hall, ein Bretone vom Meer, der seit drei Jahren seine «Cabane à Huîtres» ganz nahe am Markt «Les Halles de Lyon Paul Bocuse» führt. Er serviert preisgekrönte Muscheln und frischen Hummer, dazu Champagner ab 45 Euro die Flasche – der Geheimtipp ist bei preisbewussten Bankern aus der Nähe beliebt. Denn hier fühlen sie sich ganz wie im Klischee: als Gott in Frankreich.

Zwei Tage in Lyon

Freitag: 15.00 | Check-in

Das Art-déco-Hotel Métropole ist ruhig gelegen und hat einen Outdoor-Pool.

20.00 | Schlemmen

Die Rue du Bœuf hat die grösste Dichte an Sterne-Restaurants in ganz Frankreich, überdies hübsche regionale Bistros.

Samstag: 11.00 | Schlendern

Von der Basilika Fourvière durch den Rosengarten in die romantische Altstadt.

16.00 | Kinomuseum

Das Institut Lumière widmet sich der frühen Filmgeschichte, als die Lumière-Brüder das Kino erfanden.

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