Donnerstag, Oktober 10
Nachgewürzt

Wolfgang Fassbender


Tipps für Asturien

Nichts gegen Andalusien, Barcelona und Valencia, aber der Norden Spaniens ist kulinarisch nicht weniger interessant. Vor allem die Region Asturien beeindruckt mit Käse, Fisch, Apfelwein und ungewöhnlichen Süssigkeiten.

Oviedo, die Hauptstadt Asturiens, geht seinen eigenen Weg. Dies hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Stadt nicht gerade an den aktuellen Durchgangsstrassen liegt. Das war einmal anders, denn nachdem der asturische König im 9. Jahrhundert eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela angetreten hatte, entstand der Camino Primitivo, der historischste Teil des legendären Jakobsweges.

Weil die Pilger sich stärken mussten, wurden im Laufe der Zeit auch viele kulinarische Traditionen begründet, die sich etwa in Form der Süssigkeiten zeigen. Aber auch bei Käse und Apfelwein sind Oviedo und Umgebung stark. Dass man auch die alte Kathedrale der benachbarten Metropole Gijón besuchen sollte, ist eh klar.

Ländliche Gourmetrestaurants dürfen nicht vergessen werden – und der asturische (Trauben-)Wein hat angesichts des Klimawandels Zukunft. Sich nach einem Aufenthalt in der Foodie-Metropole San Sebastián weiter über Kantabrien bis nach Asturien vorzuarbeiten, dürfte sich also aus vielen Gründen lohnen.

Unsere Kulinarik-Tipps für Asturien:

1. Süssigkeiten: Moscovitas und Rosquillas

Man kommt aus dem Probieren gar nicht mehr heraus. In der Confitería Rialto sind es natürlich die sogenannten Moscovitas, die probiert werden müssen. Eingeschränkte Öffnungszeiten hat der Klosterladen, der dem Heiligen Blasius gewidmet ist und wo, wenn man Glück hat, die Rosquillas de San Blas (eine Mischung aus Donut und Biskuit) direkt bei den Nonnen zu erwerben sind. Tirolés wiederum nennen sich die bekanntesten Desserts des 1914 gegründeten Kolonialwarenladens Camillo de Blas.

2. Sherry trifft grosse Küche im Landrestaurant

Zwei Sterne im Guide Michelin hat das Landrestaurant Casa Marcial verliehen bekommen, und das ist angesichts dessen, was Küchenchef Nacho Manzano, seine Schwester Esther und die ganze Familie an eigenständiger Gastronomie geschaffen haben, eher knapp kalkuliert.

Ob rare Meeresfrüchte wie die Entenmuscheln, ob Spargel in Texturen oder Reispudding mit asturischen Pilzen als Dessert: Es gibt wenige Restaurants, die eine so eigenständige Küche anbieten. Apfelwein steht auch auf der Karte, aber die Sherryauswahl (!) ist riesig und passt prima zum Menu.

3. Apfelwein, auch gern einmal süss

Unzählige Restaurants Asturiens schenken den Apfelwein auf die traditionelle Weise aus – also am Tisch aus maximaler Höhe ins Glas gekippt, auf dass sich die vorhandene Kohlensäure löse und dem Getränk Frische vermittele. Das «La Pomar» in Langreo gehört zu den empfehlenswertesten Adressen und ist alles andere als teuer, selbst wenn man bei Schinken und Jakobsmuscheln zugreift.

Wer Sidra für zu Hause einpacken möchte, kauft beispielsweise bei Señor Cortina, denn der hat auch Ice Cider im Angebot. Bis August abzuwarten, lohnt sich: Dann beginnt das Sidra-Festival von Gijón.

4. Käse in unfassbarer Vielfalt

Nicht weniger als 329 Käsesorten soll es im Fürstentum Asturien geben – viel zu viele, um sich auch nur ansatzweise einen Überblick zu verschaffen. Der reisende Foodie merkt sich am besten die wichtigsten Sorten: neben dem Cabrales und dem Casín auch den Gamonéu und den Afuega’l Pitu.

Manche halten allerdings den Los Beyos für den besten, den man bekommen kann. Zum Glück muss niemand über die Dörfer fahren, sondern kann sich in einem der traditionellen Restaurants von Oviedo oder im Käseladen Paulino im Mercado Fontán versorgen.

5. Genuss in Richtung Kantabrien im «El Retiro»

Wer in Llanes, an der Küste zwischen Oviedo und Santander, keinen Fisch isst, ist selbst schuld. Die Sardinen aus der Kantabrischen See gehören in diesem Restaurant zu den Spezialitäten, die Austern sind nicht schlechter als die besten französischen Exemplare, und der Fang des Tages wurde wirklich am Morgen angeliefert. Man muss hinzufügen, dass die 143 Euro, die das Degustationsmenu samt den passenden Weinen kostet, für die Qualität der Küche fair sind.

6. Sidra seit 1924 in der «Casa Fermín»

Für die einen ist es eines von vielen Sidra-Restaurants, für die anderen eine Attraktion. Tatsächlich geht das Angebot der Casa Fermín, des 1924 ins Leben gerufenen Klassikers, unter den asturischen Beizen weit über deftige Snacks hinaus. Das trocken gereifte Fleisch ist einen Besuch wert, aber wer ein unvergleichliches Erlebnis haben will, bestellt das von verschiedenen Sidras begleitete Degustationsmenu. Es endete bei meinem letzten Besuch mit grossartigem süssen Apfelwein.

7. Gewürztraminer im Landhotel

Wein aus Asturien dürfte in der Schweiz nicht zu bekommen sein – es existieren tatsächlich auch nur kleine Flächen. Allerdings bringt er, vielleicht als Gewürztraminer, des Klimas wegen viel Frische mit. Trinken kann man ihn beispielsweise im Landhotel namens «Narbasu». Nur 23 Zimmer gibt es hier, inmitten der einzigartigen Berg- und Hügellandschaft der Picos de Europa, aber die sind individuell gestaltet und bieten Ruhe für Fortgeschrittene.

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