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Pflanzen in Vasen zu stellen, statt sie einzutopfen, ist ein Experiment. Kommt es gut, sind Sie auf einmal alle Pflegesorgen los.

Zimmerpflanzen können äusserst angenehme Mitbewohner sein. Sie filtern die Luft, setzen stylish grüne Akzente. Aber eine Zimmerpflanze kann auch stressen. Wie überlebt sie die Ferien? Hat sie nun genug Wasser oder schon zu viel? Und das Umtopfen! Wenn nachher Reste von Blumenerde gefühlt die ganze Küche bedecken, dann wünscht man sich fast, man hätte einen Blumenstrauss statt einer Peperomie gekauft. Den stellt man schliesslich einfach in die Vase und erfreut sich daran, bis er verwelkt ist. Schade nur, dass Schnittblumen auf Dauer nicht nur teuer, sondern auch meist wenig nachhaltig sind.

Wenn es nur Zimmerpflanzen gäbe, die einfach in der Vase wachsen! Gibt es, obwohl so etwas nicht im Lehrbuch steht. Wer bereit ist, ein bisschen zu experimentieren, der findet überraschend praktische und dabei überaus dekorative Lösungen.

Welche Pflanzenarten eignen sich?

Hier gilt es auszuprobieren. Grünpflanzen mit ledrigen Blättern wie zum Beispiel Gummibaum (Ficus elastica), Peperomie (Peperomia obtusifolia), Wachsblume (Hoya) oder Vanille (Vanilla planifolia) eignen sich am besten; zudem alle Pflanzenarten, die sich über Stecklinge im Wasser vermehren lassen, wie etwa Pelargonien (umgangssprachlich: Geranien). Wirkliche Regeln gibt es jedoch nicht, das Konzept ist schliesslich experimentell. Viel hängt ab von der Pflege.

Wie fängt man an?

Am besten nimmt man keine Pflanze aus ihrem Topf, sondern schneidet einen Teil ab, zum Beispiel einen zu lang gewordenen Zweig. Sauberkeit ist nämlich Trumpf, und Wurzeln komplett von Erde zu befreien – das ist oft unmöglich. Beim Abschneiden sollte man darauf achten, dass Sprossknoten zu sehen sind. Das sind kleine Punkte, aus denen später Wurzeln entstehen. Die unteren Blätter entfernt man, denn unter Wasser würden sie verfaulen. Dann in einer sauberen Vase in frisches, am besten gefiltertes Wasser stellen, fertig.

Worauf muss man bei der Pflege achten?

Wasser nachfüllen nicht vergessen. Ein Trick für die Ferien: vorübergehend einen breiteren Behälter verwenden; dann hat die Pflanze länger genug Wasser. Wenn die Blätter blass aussehen, die Pflanze ein paar Stunden in Flüssigdünger (Konzentration wie Giesswasser) stellen. Danach unbedingt abduschen und zurück in klares Wasser.

Das Allerwichtigste: Sauberkeit, die Vase regelmässig spülen und das Wasser erneuern. Auch trockene Blätter sofort aus dem Wasser fischen, denn sie erhöhen die Gefahr von Fäulnisbildung. Passiert das trotzdem, dann schnell die Wurzeln abschneiden und dem Zweig in frischem Wasser eine neue Chance geben. Glücklicherweise ist das seltener nötig, als man denkt.

Wie lange hält die Zimmerpflanze in der Vase?

Wenn Zimmerpflanzen so wunderbar im Wasser stehen können, warum gibt es denn überhaupt noch welche, die im Topf wachsen? Nun ja, Erde ist und bleibt das natürliche Medium der meisten Pflanzen. Im Wasser zu stehen, ist für sie ein Ausnahmezustand. Sie tolerieren ihn eine Weile; vor allem zur Vermehrung. Aber es strengt sie an.

Normalerweise nehmen die meisten Pflanzen nämlich über ihre Wurzeln Sauerstoff auf, mit dessen Hilfe sie ihre Energiereserven anzapfen. Ihn aus Wasser zu gewinnen, ist für diese Pflanzen hingegen sehr ineffizient. Viele Pflanzenarten überstehen das auf Dauer nicht. Manche Stecklinge wachsen in der Vase zuerst prächtig, blühen sogar. Nach zwei bis drei Monaten sieht man ihnen den Stress aber an. Dann sollte man sie eintopfen oder wie (sehr langlebige) Schnittblumen behandeln und entsorgen.

Es gibt aber auch Pflanzenarten, die sich jahrelang im Wasser wohlfühlen, wie der Gummibaum. Andere brauchen Hilfe, wie die Tradescantia, die man alle paar Monate quasi wieder in den Vermehrungsmodus versetzen sollte, indem man den bewurzelten Teil der Stämme abschneidet. Im Prinzip gilt aber: ausprobieren. Schlimmstenfalls hält der abgeschnittene Zweig so lange wie eine klassische Schnittblume. Steht die Pflanze auch nach fünf Jahren noch gesund und stilvoll in der Vase, dann fühlt es sich an wie ein kleiner Triumph, erreicht mit fast lächerlich einfachen Mitteln.

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