Mittwoch, Dezember 4

Mehrere Länder haben Reisehinweise für Laos erlassen. Asien hat die höchste Rate an Methanol-Vergiftungen weltweit.

Ende November warnte das australische Aussenministerium seine Bürger, die nach Laos reisen, sie sollen keinen «Tiger Wodka» oder «Tiger Whiskey» trinken, zwei lokale Spirituosen. Es gebe «ernsthafte Sicherheitsbedenken», schrieb das Aussenministerium auf seiner Website in den Reisehinweisen für Laos. Der Warnung vorangegangen war der Tod von sechs Touristen in Laos, unter ihnen zwei 19-jährige Australierinnen. Die Touristen hatten gemäss den ersten Erkenntnissen wohl verunreinigten Wodka getrunken, dieser dürfte Methanol enthalten haben.

Methanol ist hochgiftig, schon kleine Mengen führen zu Leberversagen. Methanol wird zum Beispiel im Frostschutzmittel verwendet. Immer wieder strecken skrupellose Brauer ihre Produkte mit dem Industriealkohol, für die Konsumenten endet dies im schlimmsten Fall tödlich.

Neben den zwei Australierinnen starben in Laos innert wenigen Tagen auch ein Amerikaner, eine Engländerin und zwei Däninnen. Grossbritannien und Neuseeland haben ähnliche Reisewarnungen wie Australien erlassen.

Die laotischen Behörden haben eine umfassende Untersuchung versprochen, das Land gilt allerdings als notorisch intransparent und korrupt.

Berüchtigte Partystadt

Die Vergiftungen ereigneten sich in Laos’ berüchtigtem Partyort Vang Vieng im Zentrum des Landes. Vang Vieng galt lange als Reiseziel von jungen Europäern, die in Südostasien mit kleinem Budget den grossen Exzess suchten. Der Ort wurde bekannt durch das sogenannte «Tubing»: Touristen liessen sich in aufgeblasenen Reifenschläuchen den Fluss hinuntertreiben und betranken sich in den Bars entlang des Ufers, die den Alkohol kübelweise anboten. Man konnte sich auf riesigen Rutschen in den Fluss gleiten lassen oder im Restaurant eine Pizza mit halluzinogenen Pilzen bestellen. Immer wieder kam es im kleinen Ort in den vergangenen Jahren zu Unfällen, teilweise mit Todesfolge.

Auch deshalb versuchte die laotische Regierung, in Vang Vieng aufzuräumen, das Städtchen sollte kein Partyort mehr sein, sondern Abenteuertouristen anlocken, die lieber wandern und kayaken wollten, als die Nächte durchmachen. 2012 verbot sie das «Tubing». Die Transformation schien zu gelingen, es reisten vermehrt auch lokale Touristen und Familien nach Vang Vieng. Chinesische Touristen kamen, der neue Hochgeschwindigkeitszug zwischen den Ländern hält in Vang Vieng.

Die Vergiftungen zeigen nun, wie schwer es für die Stadt ist, von alten und profitablen Gewohnheiten wegzukommen.

Die Touristinnen hatten den wohl giftigen Wodka in ihrem Hostel konsumiert, wo ihnen das Personal Gratis-Shots anbot. Die laotischen Behörden haben acht Hostelmitarbeiter festgenommen. Der Besitzer sagte gegenüber Medien, er habe in seinem Hostel keinen unlizenzierten Alkohol ausgeschenkt. Im selben Hostel starben der Amerikaner und die zwei Däninnen. Alle wurden bewusstlos in ihren Zimmern gefunden. Für den Amerikaner kam jede Hilfe zu spät, die Däninnen starben in einem Spital.

Es ist noch unklar, wie viele andere Reisende in Vang Vieng Opfer einer Methanol-Vergiftung wurden. Internationale Medien berichteten von einem Neuseeländer und einem Australier, die ebenfalls betroffen gewesen seien, sich allerdings bereits erholt hätten.

Tausende Tote jedes Jahr

Asien hat die höchste Zahl an Vergiftungen mit Methanol, meistens sind davon ärmere Bevölkerungsgruppen betroffen. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die Methanol-Vergiftungen weltweit rapportiert, schätzt, dass Tausende jährlich von Methanol-Vergiftungen betroffen sind. Die Todesrate liege bei 20 bis 40 Prozent. Die Zahl der Fälle sei jedoch wahrscheinlich eine zu tiefe Schätzung, schreibt die Organisation auf ihrer Website, es gebe wenig Bewusstsein für die schädlichen Effekte von gepanschtem Alkohol.

Eine Methanol-Vergiftung zeigt sich erst bis zu 24 Stunden nach der Einnahme des Giftes. Der unmittelbare Effekt ähnelt jenem von Ethanol, dem trinkbaren Alkohol: Man fühlt sich berauscht, vielleicht wird einem etwas übel. Erst später zeigen sich Symptome wie Bauchkrämpfe, Atemnot und Schwindel.

Zu den am meisten betroffenen Ländern gehören Indonesien und Indien. Erst diesen Herbst starben im indischen Teilstaat Bihar 65 Menschen an Methanol-Vergiftungen. Unfälle in Indien ereignen sich oft in Teilstaaten, in denen Alkohol offiziell verboten ist – und die Menschen zu Selbstgebranntem greifen. In Indonesien hat die Regierung hohe Importzölle auf Alkohol erhoben. Es ist dann auch vor allem der in Hinterhöfen produzierte Zuckerrohrschnaps, der Arak, der Einwohnern und Touristen zum Verhängnis wird.

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