Sonntag, September 29

In Japan steht der grösste Börsengang des Jahres bevor. Die Investoren des Halbleiterherstellers Kioxia halten den Zeitpunkt wegen des Booms bei der künstlichen Intelligenz für günstig.

Kioxia ist neben den südkoreanischen Konzernen Samsung Electronics und SK Hynix einer der drei grossen Hersteller von Speicherchips. Die drei Firmen profitieren gerade von dem Boom der künstlichen Intelligenz (KI) . Kioxia beziehungsweise die Investoren wollen diese Gelegenheit für einen Börsengang nutzen. Mit einer erwarteten Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden Dollar wäre es der mit Abstand grösste Börsengang des Jahres in Japan.

Besonders gross ist dabei die Nachfrage nach neuen, extrem schnellen DRAM-Speichern, die eine Art Kurzzeitgedächtnis für KI darstellen. Kioxia bietet zwar nur NAND-Speicher an, die Informationen beispielsweise in Smartphones dauerhaft ablegen. Aber KI beflügelt auch deren Absatz.

Günstiger Zeitpunkt

Die Wiederbelebung des Speichermarkts hat Kioxia dieses Jahr bereits geholfen, sich aus tiefroten Zahlen herauszuarbeiten. Im letzten Geschäftsjahr verbuchte der Halbleiterhersteller noch einen Verlust von 244 Milliarden Yen (1,4 Milliarden Franken). Seit Anfang des Jahres weisen die Quartalsbilanzen allerdings stark wachsende Gewinne aus.

Nach gescheiterten Fusionsverhandlungen mit dem Festplattenhersteller Western Digital sehen die Investoren in dieser Wende offenbar eine günstige Fügung, ihr bereits sechs Jahre altes Engagement zu versilbern.

Erschüttert durch einen Bilanzskandal brauchte das japanische Traditionsunternehmen Toshiba vor einigen Jahren schnell Geld. Die lukrative Halbleiter-Geschäftseinheit wurde deshalb 2018 abgespalten und teilweise verkauft. Als Retter sprang ein Konsortium unter der Führung von Bain Capital ein, zu dem auch der südkoreanische Chiphersteller SK Hynix gehört. Die Firmengruppe hält derzeit 56 Prozent der Unternehmensanteile. Toshiba – seit Ende 2023 selbst nicht mehr an der Börse – besitzt weitere 41 Prozent. Gemäss Medienberichten wollen die Investoren ihre Anteile schrittweise auf den Markt bringen.

Details stehen noch nicht fest, dennoch stösst der Börsengang am Markt auf Interesse. Andrew Jackson, Leiter der japanischen Aktienstrategie bei Ortus Advisors, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg über den geplanten Börsengang: «Das Timing ist sehr gut.» Er rechne daher mit einem glatten Börsengang und rate seinen Kunden, so viele Aktien wie möglich zu erwerben.

Der Boom bringt viel Konkurrenz auf den Platz

Die Japaner sind beileibe nicht das einzige Unternehmen, das den KI-Boom zum Abkassieren nutzen will. In Südkorea vereinbarten die ambitionierten Halbleiter-Startups Rebellions und Sapeon Korea vom Telekom-Konzern SK Telecom Anfang der Woche eine Fusion. Sie dürfte es dem Duo erleichtern, frisches Geld einzuwerben.

Die Koreaner sind wie Kioxia ambitioniert. Gemeinsam wollen die Chipentwickler dem Grafikkartenhersteller Nvidia die Marktführerschaft bei KI-Anwendungen streitig machen. Park Sung Hyun, Mitbegründer und CEO von Rebellions, sagte es klar: «Unser Ziel ist es nun, uns als führende Kraft auf dem weltweiten Markt für KI-Chips zu etablieren.»

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