Sonntag, November 24

Der grösste Autohersteller der Welt hat seinen robusten Offroader alltagstauglicher gestaltet als bisher. Jetzt fühlt er sich auf Strassen genauso wohl wie abseits davon. Auf Elektrifizierung aber müssen die Kunden noch warten.

Wer an die altgedienten Geländewagen im Automarkt denkt, hat meist den Land Rover Defender, den Jeep Wrangler oder die Mercedes G-Klasse im Kopf. Dass es seit mehr als 70 Jahren auch einen japanischen Konkurrenten dieser Robustheit und Langlebigkeit gibt, vergessen viele. Der Toyota Land Cruiser existiert seit 1951 und hat sich in drei verschiedenen Modellreihen stetig weiterentwickelt.

Ist der Station Wagon als Luxus-SUV seither vor allem in Afrika und Asien präsent, kämpft sich der Heavy Duty 70 seit 40 Jahren in denselben Regionen vor allem als Nutztier durchs schwere Gelände. In Europa leistet der Light Duty, oft auch Prado genannt, als wichtigster Toyota-Geländewagen seit 1985 gute Dienste.

Nun kommt die neuste Version des Land Cruiser Light Duty, die 250er-Baureihe, frisch auf die europäischen Märkte. Ziel des japanischen Herstellers war es diesmal, das Fahrzeug noch vielseitiger, praktikabler und erschwinglicher zu machen, damit es sich für jeden Einsatz eignet. Oder wie es der Chefingenieur Keita Moritsu grob vereinfacht ausdrückt: «Das Fahrzeug entscheidet, was Strasse ist.»

Nach wie vor hält Toyota beim Land Cruiser 250 an der Bauweise mit Leiterrahmen und darauf aufbauender Karosserie fest – genauso wie es die Konkurrenz von Land Rover, Jeep, Mercedes und mittlerweile Ineos handhabt. Beim japanischen Autobauer dient eine neue Plattform für eine bis zu 50 Prozent steifere Karosserie und eine modernere Verpackung des Geländefahrzeugs als bisher, die bisweilen stark an den Land Rover Defender der jüngsten Generation erinnert.

Kulleraugen wie Defender und G-Klasse

Insbesondere die Version mit runden Scheinwerfern («First Edition») deutet auf die britische und die deutsche Konkurrenz hin, aber es gibt den Land Cruiser 250 auch mit rechteckigen Leuchten. Beiden Varianten gemeinsam sind die eckigen Radkästen und die Stufe in der seitlichen Fensterlinie, die dem Wagen ein modernes und robustes Erscheinungsbild geben. Konventioneller sind die rechteckigen Heckleuchten gestaltet. Ein Ersatzrad findet sich an der Heckklappe diesmal nicht.

Beim Platznehmen auf den bequemen Sitzen lässt sich sofort erkennen, dass sich der Land Cruiser 250 mit seinem Kombiinstrument vor dem Lenkrad, dem Band mit Drucktasten und dem grossen Touchscreen in der Mittelkonsole stärker am Land Rover Defender orientiert als etwa am deutlich spartanischer bestückten Ineos Grenadier. Platz für grossgewachsene Personen ist in den ersten beiden Sitzreihen zur Genüge vorhanden, die optionale dritte Sitzreihe lässt sich per Knopfdruck hochklappen. Dabei werden die Sitzflächen elektrisch aus dem Kofferraumboden hochgefahren.

Während der Fahrt fällt zudem auf, wie gut das Interieur von Windgeräuschen und dem Brummen des 2,8-Liter-Dieselmotors abgeschirmt ist. Dafür sorgen eine aktive Geräuschunterdrückung sowie zusätzliche Dämmschichten am Armaturenbrett und im Unterboden. Im Zusammenspiel mit der ausgewogenen Fahrwerkabstimmung wird das Fahren auf Land- und Schnellstrassen deutlich komfortabler als bei den Vorgängermodellen. Dazu tragen auch neue Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse bei, die zudem den Geradeauslauf des Geländewagens verbessern. Die Lenkung, erstmals im Land Cruiser als elektrische Servolenkung ausgelegt, ist ausreichend direkt bedienbar.

Dies erweist sich insbesondere im Gelände als echter Vorteil, denn bei schwierigen Offroadpartien sind plötzliche Richtungswechsel nicht selten besonders wichtig. Die deutlich steifere Karosserie ermöglicht präzise Manöver über Felsen, durch Schlamm und Wasserlöcher. Ein Merkmal moderner Geländesysteme ist eine Tempomatfunktion bei sehr geringen Geschwindigkeiten um etwa 5 Kilometer pro Stunde, die bei Toyota nicht fehlen darf und hier Crawl-Control heisst.

Ein besonderer technischer Leckerbissen ist die Möglichkeit, bei Tempi unterhalb von 30 Kilometern pro Stunde den vorderen Stabilisator per Knopfdruck zu entkoppeln, was die Geländefähigkeit der gelenkten Räder zusätzlich steigert und die Federwege erhöht. Zur optischen Überwachung der Offroadfahrt dient der Multiterrain-Monitor, der auf dem Bildschirm Kamerabilder der beiden Fahrzeugflanken und des Vorderbaus mit virtueller Sicht durch die Motorhaube aufs Gelände unter dem Wagen zeigt. Das hilft zur Orientierung und Umfahrung von Hindernissen jeder Art, ohne jedes Mal vorher auszusteigen und sich die Geländesituation unter der Vorderachse anzusehen und einzuprägen.

Dank Automatik und Servolenkung alltagstauglicher geworden

Das Drehmoment des Dieselmotors genügt mit 500 Nm jederzeit den Ansprüchen an den Vortrieb auch bei steilen Aufstiegen. In extremen Offroadpassagen lohnt sich das Umschalten des Achtgang-Automatikgetriebes auf manuelle Gangwahl. Auf der Strasse und in leichten Geländepassagen aber bietet die fein abgestimmte Automatik Komfortvorteile.

In Summe ist der Toyota Land Cruiser der Light-Duty-Modellreihe nun nicht mehr nur als Geländetier geeignet, sondern auch für Fahrten auf Asphalt inner- und ausserhalb der Stadt. Die ersten Fahrzeuge werden in der Schweiz in der zweiten Jahreshälfte 2024 ausgeliefert. Zu den Verbrauchswerten des 2,8-Liter-Dieselmotors gibt es noch keine geprüften Werte, auch die Schweizer Preise sind noch nicht bekannt. Toyota Schweiz rechnet jedoch mit Werten im Bereich des Vorgängers 150, also einem Verbrauch etwa bei knapp 11 Litern je 100 Kilometer und einem Basispreis unterhalb von 60 000 Franken.

Ab 2025 folgt eine weitere Antriebsvariante mit Mildhybridsystem, also leichter Elektrifizierung. Als Vorteil gegenüber der Konkurrenz nennt Toyota beim Land Cruiser 250 eine neue 10-Jahres-Garantie mit Gratisservice und Rundum-Mobilitätspaket. Spätestens mit diesem Angebot ist Toyota in der Liga der leistungsfähigen Geländewagen angekommen.

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