Der designierte Präsident ist selber ein Pop-Star. Bei seiner Inauguration wird er diesmal auch von prominenten Musikern unterstützt. Für klingende Namen sorgen Village People und Carrie Underwood.
Wer etwas zu feiern hat, braucht dazu die passende Musik. Das gilt nun auch für Donald Trump und seine Partei. Angesichts der Inauguration des amerikanischen Präsidenten vom 20. Januar mussten Künstlerinnen und Künstler gefunden werden, deren Standing dem nationalen Ereignis entspricht.
Keine leichte Sache, wenn man bedenkt, dass sich die Pop-Szene während des Wahlkampfs fast in corpore auf die Seite von Kamala Harris geschlagen hatte. Den Einfluss von Pop-Stars weit überschätzend, hatte man seitens der Demokraten gar gehofft, die Parteinahme einer Taylor Swift könnte ihrer Kandidatin zum Sieg verhelfen.
Es überrascht nicht, dass die desillusionierten Künstler keine Lust haben, den Triumphzug der Republikaner musikalisch zu untermalen. Zumal Trumps konservatives und nationalistisches Programm den liberalen und kosmopolitischen Tendenzen der Pop-Kultur ja tatsächlich zu widersprechen scheint. Umso erstaunlicher nun, dass ausgerechnet die Village People an Partys im Vorfeld der Inauguration auftreten wollen.
Männliche Vorbilder
Die in den späten siebziger Jahren formierte Disco-Band gilt als musikalisches Zugpferd der Queer-Bewegung. Trotzdem haben die Republikaner schon während des Wahlkampfs Stimmung zu machen versucht mit den Schwulen-Hymnen wie «YMCA» und «Macho Man».
Das mag einerseits an den mitreissenden Rhythmen gelegen haben und an den Melodien, die zum Mitgrölen animieren. Andrerseits passen die Figuren des Cowboys, Indianers, Polizisten und Soldaten, die die Village People in ihren Shows als muskulöse Role-Models präsentierten, gut in Trumps Männerbild. Denn wenn man den LGBTQ-Kontext weglässt, sind es alles «Macho Men», wie der künftige Präsident einer sein möchte.
Die Village People haben sich anfangs noch dagegen gewehrt, dass ihre Musik von den Republikanern instrumentalisiert wurde. Später mögen sie gemerkt haben, dass ein bisschen Promotion – von welcher Seite auch immer – dem eigenen Portemonnaie nicht schadet: Wer die alten Hits in Erinnerung ruft, sorgt dafür, dass diese auf den Streamingplattformen häufiger angeklickt werden.
Um sich gegen den Vorwurf des Opportunismus zu schützen, hat sich die Band jetzt auf Facebook erklärt. Man habe sich von den Wahlen eigentlich ein anderes Ergebnis erhofft. Nun aber wolle man mit der Musik gesellschaftliche Brüche kitten.
Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch Carrie Underwood. Die 41-jährige Sängerin zählt zu den Country-Stars der Gegenwart. Wenn sie am Montag kurz vor Donald Trumps Amtseid «America The Beauty» intonieren wird, sorgt sie für jenen musikalischen Glamour, der Trumps Amtseinführung 2017 noch fehlte. Die Maga(«Make America Great Again»)-Party hatte damals nicht mehr zu bieten als die bescheidenen Beiträge des Mormon Tabernacle Choirs, der 16-jährigen «America’s Got Talent»-Siegerin Jackie Evancho und des Countrysängers Lee Greenwood.
Eine nationale Feier
Als engagierter Republikaner wird Greenwood auch dieses Jahr mit von der Partie sein. Carrie Underwood indes möchte die Inauguration nicht als rein republikanischen Anlass verstanden haben, sondern als nationale Feier. Sie liebe ihr Land und fühle sich deshalb geehrt, bei der Amtseinführung zu singen, liess sie verlauten.
Die Idee hat was! Wäre es nicht schön, mit Musik ein Land zu einen, das in zwei Lager zu zerfallen droht? Aber um Musiker wie Village People und Carrie Underwood gegen den Verdacht politischer Anbiederung abzusichern, sollte man das Musikprogramm der Inaugurationsfeiern künftig vor den Wahlen festlegen.
Am kommenden Montag wird sich Donald Trump allerdings primär selbst als Pop-Star feiern lassen: nicht als Sänger, aber mit den Worten und Gesten eines Macho-Man.