Sonntag, September 8

Vor allem das Geschäft in China steht unter Beobachtung. Im Gegensatz zu den anderen Tech-Firmen hält sich Apple beim Thema KI bedeckt.

Apple kämpft mit einer schwächelnden Nachfrage bei Macs und iPads sowie Schwierigkeiten in China, einem wichtigen Markt für das iPhone. Der Umsatz des Konzerns aus Cupertino ist das vierte Quartal in Folge zurückgegangen, was es seit dem Jahr 2001 nicht mehr gegeben hat.

Die Einnahmen sanken im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23, das am 30. September endete, auf 89,5 Milliarden Dollar, wie Apple am Donnerstag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein leichter Rückgang von 1 Prozent. Der Gewinn stieg im selben Zeitraum um 10,8 Prozent auf 22,96 Milliarden Dollar. Beide Werte liegen laut Bloomberg etwas über den Erwartungen der Analysten.

Der wichtigste Umsatztreiber für Apple ist nach wie vor das iPhone. Die Sparte ist für rund die Hälfte des Umsatzes verantwortlich. Im vierten Quartal wuchs das Geschäft um 2,8 Prozent auf 43,8 Milliarden Dollar. Damit hebt sich Apple vom Gesamtmarkt für Smartphones ab, der mit einer sinkenden Nachfrage kämpft. Der Konzern kann diesen Rückgang auffangen, indem er es schafft, den Verbrauchern die teureren Pro-Modelle schmackhaft zu machen.

Wie gut läuft es für Apple in China?

Mit Spannung wurde der Geschäftsgang von Apple im chinesischen Markt erwartet. Dort kämpft der Konzern mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, vermehrter lokaler Konkurrenz sowie Gegenwind durch Regierungsstellen. Angestellte der Zentralregierung dürfen seit September keine iPhones mehr für offizielle Aufgaben nutzen. Chinesische Behörden haben vergangene Woche weiter eine Steuerprüfung gegen Foxconn, das 70 Prozent aller iPhones herstellt, eingeleitet.

Im vergangenen Quartal präsentierte der Konkurrent Huawei zudem ein neues High-End-Smartphone, das angeblich über 5G-Kapazitäten verfügt. Das kam insofern überraschend, als der Konzern wegen Sanktionen keinen Zugriff auf fortschrittliche Chiptechnologie hat. Laut der Analysefirma Counterpoint Research stiegen die Verkäufe von Huawei in China im Quartal um 37 Prozent, während die Verkäufe von Apple um 10 Prozent zurückgingen.

Die Vorgänge haben die Investoren aufgeschreckt, und der Aktienkurs von Apple gab seit dem Allzeithoch im September um rund 10 Prozent nach. Ende Juni hatte Apple als erster Konzern überhaupt eine Marktkapitalisierung von mehr als 3 Billionen Dollar erreicht.

Probleme in China schrecken die Anleger ab

Aktienkurs in Dollar

Der Apple-CEO Tim Cook zeichnete bei der Präsentation der Zahlen vor Analysten jedoch ein anderes Bild. Cook erzählte, er sei während seiner Reise nach China im Oktober auf viel Enthusiasmus gestossen. Noch nie habe man in einem September-Quartal in China mit iPhones so viele Einnahmen generiert wie in diesem Jahr. Man glaube sogar, dass Apple eher Marktanteile habe hinzugewinnen können.

Der Umsatz in der Region China, die auch Hongkong und Taiwan umfasst, sank im vierten Quartal um 2,5 Prozent auf 15,08 Milliarden Dollar. Einen Rückgang verzeichneten auch alle anderen Regionen ausser Nordamerika. Apple kämpft dabei unter anderem mit Wechselkursverlusten wegen des starken Dollars.

Ausser beim iPhone konnte Apple in keiner Hardware-Sparte den Umsatz steigern. Die Verkäufe bei den Macs sanken um 34 Prozent. Tim Cook ist zuversichtlich, dass die Verkäufe im Weihnachtsquartal anziehen werden, auch dank den im Oktober neu vorgestellten M3-Prozessoren. Er gibt jedoch zu bedenken, dass der Gesamtmarkt im PC-Bereich herausfordernd bleibe. Bei den iPads betrug das Minus 10 Prozent, während das Geschäft mit Kopfhörern und Smartwatches um 3 Prozent sank.

Services-Sparte wächst weiter

Ein Lichtblick war die Services-Sparte, die im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent zulegen konnte. Die Sparte umfasst Verkaufserlöse aus dem Apple Store, Werbeeinnahmen, iCloud sowie Apples verschiedene Abo-Dienste wie Apple Music.

Dazugezählt wird auch die Zahlung, die Apple von Google kassiert, damit die Suchmaschine im Browser Safari als Standard ausgewählt ist. Dank dem laufenden Prozess gegen Google wegen dessen angeblicher Monopolstellung im Suchmaschinen-Geschäft weiss man inzwischen auch, wie hoch die Zahlung etwa ist: Sie beträgt rund 19 Milliarden Dollar pro Jahr. Sollte das Gericht die Abmachung zwischen Apple und Google verbieten, wäre das für den iPhone-Konzern sehr schmerzhaft.

Die Services-Sparte wird für Apple immer wichtiger. Die Anzahl aktiver Apple-Geräte hat im abgelaufenen Quartal ein Rekordhoch erreicht, wie der Konzern, ohne eine genaue Zahl zu nennen, mitteilte. Es wird gleichzeitig immer schwieriger, den Leuten neue iPhones, Macs oder iPads zu verkaufen. Daher versucht Apple, mit dem Verkauf von zusätzlichen Diensten den Umsatz pro Gerät und Nutzer zu erhöhen. Inzwischen ist die Sparte die zweitwichtigste mit einem Jahresumsatz von 85,2 Milliarden Dollar. Mit dem Verkauf von iPhones hat Apple im letzten Jahr insgesamt 200,6 Milliarden Dollar umgesetzt.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 resultierte über alle Bereiche hinweg ein um 3 Prozent niedrigerer Umsatz von 383,29 Milliarden Dollar und ein Gewinn von 97 Milliarden Dollar. Dabei nahm der Umsatz über alle Regionen hinweg ab.

Nichts Konkretes zu KI

Für das wichtige Weihnachtsquartal erwartet Apple ähnlich hohe Verkäufe wie vor einem Jahr. Anfang 2024 dürfte der Fokus dann ganz auf der Vision Pro liegen, der 3500 Dollar teuren Mixed-Reality-Brille. Das erste neue Apple-Produkt seit zehn Jahren könnte für einen neuen Wachstumsschub sorgen. Ob die Wette gelingt, ist allerdings alles andere als klar. Analysten rechnen damit, dass Apple weniger als eine halbe Million Geräte verkaufen wird.

Auffällig ruhig gab sich Apple beim Thema generative KI. Das steht im starken Gegensatz zu Microsoft, Google (Alphabet), Meta und Amazon, die letzte Woche Quartalszahlen vorgelegt hatten und allesamt ihre Bemühungen in diesem Bereich herausstrichen. Tim Cook erklärte lediglich, dass man in generative KI investiere, ohne Details zum Zeitrahmen oder zu einzelnen Produkten zu nennen. «Wir investieren eine ganze Menge», sagte er und ergänzte: «Wir werden es verantwortungsvoll tun.»

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