Mittwoch, Oktober 2

Mit Investitionen von 300 Millionen Franken kann die Zürcher City links der Limmat mit erneuerbarer Energie beheizt werden.

Die Stadt Zürich setzt für die Wärmeversorgung und zur Erreichung ihrer Klimaziele stark auf Energieverbunde. Als Quelle für Wärme oder Kälte kommt neben der Verbrennung des Abfalls auch Seewasser infrage. Die ersten dieser Projekte entstehen denn auch in Quartieren nahe am Zürichsee, nämlich in der Enge, im Seefeld und in der Lengg.

Der neuste Energieverbund mit dem Namen Cool City des städtischen Elektrizitätswerks (EWZ) reicht weiter. Er umfasst einmal den ganzen Stadtkreis 1 links der Limmat, also das Gebiet zwischen Bürkliplatz, Schanzengraben, Sihl und Limmatufer. Auch der Hauptbahnhof Zürich soll dereinst mit Fernwärme und Fernkälte aus dem Zürichsee versorgt werden.

Für den neuen Verbund braucht es sowohl eine Seewasserzentrale als auch eine Energiezentrale. Das Seewasser wird auf der Höhe des Zürichhorns in einer Tiefe von 28 Metern gefasst und in das weniger tiefe Seebecken beim Bürkliplatz gepumpt. Dort wird ihm mit Wärmetauschern Energie entzogen, dann wird es beim Bauschänzli in die Limmat zurückgeleitet.

Die gewonnene Wärme gelangt über eine Leitung zur Energiezentrale im Unterwerk Selnau des EWZ, die für den Betrieb des Verbundes 100 Prozent erneuerbare Energie einsetzen kann.

Kritik von unerwarteter Seite

Gegen die Wahl dieses Standorts gibt es jedoch Widerstand. In den vergangenen Wochen haben Kritiker verschiedentlich alternative Standorte für eine unterirdische Energiezentrale vorgeschlagen, etwa den Untergrund unter dem Lindenhof und unter der ETH-Heizzentrale.

Im letzten Herbst überwies der Gemeinderat gegen den Willen des Stadtrats ein Postulat von SP, Grünen und GLP, das diesen verpflichtet, innert zweier Jahre einen Bericht zu möglichen Standorten für Energiezentralen zu erarbeiten. Erst vergangene Woche ging zudem eine Anfrage der Grünen zum Thema ein.

Der Stadtrat zeigt sich davon wenig beeindruckt. Er hat nun Ausgaben in Höhe von 300 Millionen Franken für Cool City bewilligt, wie er am Mittwoch bekanntgegeben hat. Die Mittel kommen aus dem Rahmenkredit «Thermische Netze», den die Zürcher Bevölkerung im November 2022 bewilligt hat.

Der zuständige Stadtrat Michael Baumer (FDP) hatte schon früher deutlich gemacht, dass unterschiedliche Versorgungskonzepte und zahlreiche mögliche Standorte nach wirtschaftlichen, technischen und baulichen Kriterien abgeklärt wurden. Das EWZ-Unterwerk Selnau erfülle die Anforderungen am besten, wird nun in der Mitteilung bekräftigt. Es sei bereits ein Infrastrukturbau, befinde sich im Eigentum des EWZ, liege an einem zentralen Ort des Versorgungsgebiets und verfüge über das notwendige Gebäudevolumen.

Das Unterwerk Selnau beherbergt derzeit noch das Haus Konstruktiv und den Impact Hub. Für das Museum eröffnet sich 2025 eine Lösung auf dem Löwenbräuareal. Im Fall des Startup-Netzwerks ist ungewiss, wann der geplante Umzug in das Limmathaus möglich ist.

Bis im Unterwerk die aus dem See gewonnene Wärme durch Wärmepumpen und Kältemaschinen auf die von den Abnehmern erwünschte Temperatur gebracht wird, dauert es jedoch noch eine Weile. Der Verbund wird von 2025 bis 2039 koordiniert mit den Strassen- und Werkleitungsprojekten des Tiefbauamtes umgesetzt. Die erste Energielieferung ist für 2031 vorgesehen. Danach erfolgt ein kontinuierlicher Ausbau des Versorgungsgebietes.

Der Anschluss der Altstadt links der Limmat ist erst in den Jahren 2035 bis 2039 vorgesehen. Wegen der dichten Gebäudestruktur ist es hier schwieriger, Fernwärme zu liefern. Aus dem gleichen Grund ist die Versorgung mit erneuerbarer Energie über Erdsonden kaum möglich, und Luft-Wasser-Wärmepumpen sind aus denkmalpflegerischen Gründen unerwünscht.

Darin liegt auch der Grund, weshalb sich die Versorgung des Niederdorfs rechts der Limmat mit erneuerbarer Energie nach Auskunft des EWZ erst in Prüfung befindet. Die Ausarbeitung eines konkreten Projekts werde noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

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