Donnerstag, Oktober 10

Seit einiger Zeit erschwert Netflix die Möglichkeit, Passwörter für einen Account mit Bekannten zu teilen und dadurch gratis vom Streaming-Dienst zu profitieren. Trotzdem registrieren sich immer mehr Nutzer. Nun hat Netflix bereits die nächste Idee, um zu wachsen.

Netflix hat seine Dominanz auf dem Streaming-Markt weiter ausgebaut. Im ersten Quartal hat das Unternehmen mehr als neun Millionen neue Abonnenten gewonnen. Netflix übertraf damit die Prognosen von Experten, die mit knapp fünf Millionen gerechnet hatten.

Erstaunlich ist das insbesondere, weil Netflix zum wiederholten Mal die Abo-Preise erhöht und die Möglichkeit, Zugänge im Bekanntenkreis zu teilen, weiter eingeschränkt hat. Diese Strategie barg das Risiko, dass Nutzer zur Konkurrenz abwandern würden. Die Quartalszahlen zeigen nun aber: Diese Befürchtung war unbegründet.

Die Konkurrenz von Netflix auf dem Streaming-Markt tut sich hingegen schwer. Anbieter wie Disney+ oder Paramount+ ringen Quartal für Quartal um neue Nutzer und sind bis anhin nicht profitabel.

Obwohl Netflix im ersten Quartal fast doppelt so viele Abonnenten gewonnen hat, wie Analysten prognostizierten, will das Unternehmen künftig auf anderem Weg wachsen.

Nur Netflix ist profitabel

In den letzten Jahren konzentrierten sich zahlreiche Streaming-Anbieter darauf, mehr Abos zu verkaufen. Attraktive Serien und Filmproduktionen sollten neue Kunden für das eigene Produkt gewinnen.

Auch durch Produktionen wie «The Crown» konnte Netflix im vierten Quartal 2023 mehr als 13 Millionen neue Nutzer gewinnen. Drei Monate später, am Ende des ersten Quartals 2024, verzeichnet Netflix nun erneut einen deutlichen Zuwachs. Derzeit zählt Netflix weltweit 269,6 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.

Zum Vergleich: Am Ende des vergangenen Geschäftsjahres zählte Disney+, die grösste Konkurrentin von Netflix, 111,3 Millionen Abonnenten. Das entsprach einem Rückgang von 1 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal. Eine Analystin der Bank of America sprach damals davon, dass Netflix die «Streaming-Kriege» gewonnen habe.

Hinzu kommt, dass die Konkurrenz von Netflix nicht profitabel ist. Altgediente Riesen der Unterhaltungsindustrie wie Disney und Paramount stiegen notgedrungen in den Streaming-Markt ein. Weil die Gewinne im linearen Fernsehen seit Jahren rückläufig und wenig nachhaltig sind. Oder anders gesagt: weil sie wegen Netflix immer mehr an Bedeutung verlieren.

Auch grosse Konzerne wie Apple oder Amazon erzielen mit ihren Streaming-Diensten keine Gewinne. Sie subventionieren Dienste wie Apple TV+ oder Amazon Prime mit Gewinnen aus anderen Tätigkeitsfeldern.

Netflix verfolgt eine neue Strategie – die Konkurrenz hinkt hinterher

Neben den Abo-Verkäufen ist in den letzten Monaten auch der Wert der Netflix-Aktien gestiegen. Im letzten Jahr um 90 Prozent. Im ersten Quartal 2024 um rund 30 Prozent.

Als Netflix am Donnerstag seine Quartalszahlen veröffentlichte, fiel die Aktie im nachbörslichen Handel allerdings um 4,76 Prozent. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Prognose für das Wachstum im zweiten Quartal zurückhaltender ausfiel als erhofft. Netflix rechnet im zweiten Quartal mit einem Kundenzuwachs von 16 Prozent.

Zudem kündigte Netflix an, ab dem kommenden Jahr keine Abo-Zahlen mehr zu den Quartalsabschlüssen auszuweisen. Netflix begründet diesen Entscheid damit, dass Nutzerzahlen angesichts verschiedener Abo-Modelle weniger Aussagekraft hätten als früher.

In der Schweiz umfassen diese Modelle neben einem Premium-Abo ein Standard- und ein Basis-Abo. Die Preise für alle drei Varianten hat Netflix in diesem Monat um bis zu 12 Prozent erhöht. In anderen Ländern wie Deutschland oder den USA bietet Netflix neben dem Premium-Abo einzig noch ein kostengünstigeres Modell mit Werbung an. Auch hier sind die Preise gestiegen. In Deutschland kostet das Premium-Abo neu 19 Euro 99. Ein Preisanstieg von 2 Euro.

Neben diesen Preiserhöhungen setzt Netflix künftig vermehrt auf Werbeeinnahmen. Die kostengünstigeren Werbe-Abos in Ländern wie Deutschland oder den USA machen laut Netflix bereits einen erheblichen Anteil an den neuen Registrierungen aus. Ihr Anteil am Gewinn von 9 Milliarden Dollar möchte Netflix bis 2025 steigern.

Übrigens: Disney+ plant, ab diesem Sommer das Teilen von Passwörtern für einen Zugang ebenfalls zu unterbinden. So wie Netflix das schon seit Monaten tut. Die Konkurrenz hinkt Netflix hinterher.

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