Es sieht ganz danach aus, als dass Donald Trump neuer, alter Präsident der USA werden dürfte. Die Finanzmärkte reagieren bislang entspannt. Eine Übersicht in Grafiken.
Oops, he did it again: Noch ist die Wahl nicht definitiv entschieden, doch ein Sieg Donald Trumps scheint zunehmend wahrscheinlich zu sein. In einigen der «Swing States» ist das Ergebnis zwar noch offen, doch der ehemalige Präsident hat bereits Georgia, North Carolina und Pennsylvania für sich entschieden, was seine Siegeschancen drastisch erhöht hat. Auch in den «Blue Wall»-Bundesstaaten Wisconsin und Michigan liegt er derzeit vor der Demokratin Kamala Harris.
Im Vergleich zu 2020, als er knapp Joe Biden unterlag, hat der Republikaner Trump diesmal deutlich besser abgeschnitten – sowohl in städtischen, vorstädtischen als auch in ländlichen Gebieten. Zudem haben die Republikaner wieder die Mehrheit im Senat errungen. In einer Rede in Florida erklärte sich Trump bereits zum Sieger. Immerhin haben die Demokraten noch eine (kleine) Chance, die grosse Kammer, das Repräsentantenhaus, zu erobern.
Die Börsen jubilieren
Nicht nur für Trump, auch für die Wettmärkte ist die Sache gelaufen. Kaum jemand räumt Kamala Harris noch reelle Chancen auf den Sieg ein:
Die Börsen in den USA reagieren freundlich auf die Nachrichten: Die Futures auf den Leitindex S&P 500 handeln am Mittwochmorgen um 10:20 Uhr rund 2,1% höher, diejnigen auf den Nasdaq 100 rücken 1,6% vor. Asien zeigte indes keine einheitliche Reaktion. Während der japanische Nikkei 225 deutliche Avancen verzeichnete und auch indische und australische Valoren zulegten, gerieten vor allem chinesische Aktien unter Druck. Offenbar befürchten die Marktteilnehmer eine weitere Verschärfung im Handelskrieg zwischen den USA und China.
Die europäischen Börsen reagieren derweil erfreut. Der Swiss Market Index, der Londoner FTSE 100, der Dax und auch der Euro Stoxx 50 notieren deutlich höher.
Die im Swiss Market Index abgebildeten Valoren verzeichneten nahezu alle Avancen. Besonders kräftig legten die Titel der Grossbank UBS zu. Aber auch Richemont und Holcim handeln mehr als 3% höher. Einzig der Hersteller von Computerzubehör Logitech und der Logistiker Kühne + Nagel müssen einen Kursrückgang einstecken.
Nervosität in Mexiko
Nicht nur China, auch Mexiko ist im Visier von Donald Trump, was sich in einem weiteren Rückgang des Peso zum Dollar spiegelt. Kein Wunder, denn Donald Trump hat eine Re-Industrialisierung der USA im Sinn. Ihm zufolge profitiert Mexiko in unfairer Weise vom US-Markt – mehr als 80% der mexikanischen Exporte fliessen in die USA –, weshalb er das United States-Mexico-Canada-Agreement (USMCA) neu verhandeln möchte. Natürlich sollen die USA bessere Konditionen erhalten. Das sorgt auf der anderen Seite des Rio Grande für Nervosität:
Während der Peso zur Schwäche neigt, zeigt der Dollar Stärke. Der Dollarindex – er misst den Aussenwert des Greenbacks gegenüber sechs wichtigen Handelswährungen – hat zuletzt einen Sprung nach oben vollführt. Angesichts der Wahlversprechen Trumps, die Steuern zu senken, neue Zölle zu erheben und alte anzuheben, rechnen die Anleger mit besseren Wachstumsaussichten und höherer Inflation. Letztere dürfte dazu führen, dass die US-Notenbank die Leitzinsen weniger kräftig senken wird, als bislang erwartet worden war. Die Aussicht auf eine Konjunkturbelebung und höhere Zinsen verleihen dem Dollar Rückenwind:
Auch der Bitcoinpreis zeigte eine kräftige Aufwärtsbewegung und stieg zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch von über 75’000 $. Denn Trump hat sich in den vergangenen Monaten zum Krypto-Befürworter gewandelt. Brandmarkte Trump Bitcoin noch 2021 als «gefährlichen Betrug», griff er jüngst wiederholt Krypto-Themen auf und umgarnte die Branche. Im Fall seines Wahlsiegs wolle er die USA zur «Krypto-Hauptstadt des Planeten» machen, liess er etwa auf X verlauten.
Interessanterweise liess sich beim Goldpreis kein Anstieg beobachten. Zuletzt gab er sogar leicht nach:
Ein Aufatmen signalisiert der Volatilitätsindex Vix, der die von den Marktteilnehmern erwarteten Schwankungen des S&P 500 über dreissig Tage abbildet. Der Rückgang zeigt, dass die Börsianer weniger auf grosse Ausschläge setzen.
Sogar beim Pendant für die Anleihen, dem Move Index, liess sich eine Entspannung beobachten:
Und das, obwohl die Zinsen weiter nach oben streben. Sowohl die Renditen auf zwei- als auch diejenigen auf zehnjährige US-Staatsanleihen legten weiter zu. Die Renditen am langen Ende notieren erstmals seit Anfangs Juli wieder über der Marke von 4,4%. Die Erwartung einer weiteren Konjunkturbeschleunigung und neuerlichen Inflationsdrucks macht sich auch hier bemerkbar.