Der US-Präsident will bald neue Zölle einführen. Drei mögliche Szenarien in Grafiken.

Glaubt man Donald Trump, dann wird der 2. April 2025 ein «Tag der Befreiung». An jenem Tag will der US-Präsident «reziproke Zölle» vorstellen. Länder, die hohe Zölle auf US-Produkte erheben, müssen dann mit Gegenzöllen rechnen. Trump hat es vor allem auf Länder mit einem grossen Exportüberschuss abgesehen, denn von ihnen fühlt er sich unfair behandelt.

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US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnete die Staaten, die deutlich mehr in die USA exportieren, als sie von dort importieren, als «Dirty 15», die «dreckigen 15». Dazu gehören auch die EU und die Schweiz. Unter den EU-Ländern haben wiederum Irland und Deutschland den grössten Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA.

Doch wie genau sollen diese Zölle aussehen? Trumps Ankündigungen enthielten noch keine Details zur Berechnung. Drei Möglichkeiten sind denkbar.

Drei Szenarien, wie die USA ihre Zölle anpassen

Im ersten Szenario passen die USA am 2. April ihren Zoll für jedes Produkt auf das Niveau des Gegenübers an («symmetrische Anpassung»). Für die Schweiz, Deutschland und die gesamte EU würde das insgesamt einen geringen Anstieg bedeuten. Die USA müssten nämlich im Gegenzug für einige Waren die Zölle senken, weil sie höher sind als jene der Handelspartner. Das zeigen Berechnungen anhand der Global Tariff Database von Feodora Teti, einer Expertin für Aussenwirtschaft am Ifo-Institut in München.

Wahrscheinlicher ist jedoch ein zweites Szenario. Darin erhöhen die Vereinigten Staaten ihre Zölle auf Produkte, bei denen ihr Satz bislang niedriger war als bei den Handelspartnern – ohne im Gegenzug andere Zölle zu senken («Anpassung nach oben»). Würden tatsächlich die Zölle für jedes Produkt neu berechnet, müssten allerdings mehrere Millionen Zollsätze angepasst werden – eine grosse Herausforderung in so kurzer Zeit.

Trump sprach deshalb davon, jedem Land «eine Zahl» zuzuweisen. In diesem dritten Szenario belegen die USA einzelne Länder mit einem pauschalen Zollsatz, also etwa 25 Prozent auf alle Einfuhren. Bei Aluminium und Stahl ist das bereits der Fall. Abgaben auf Autos in derselben Höhe sind für den 3. April angekündigt. Der EU hatte Trump ebenfalls mit einem pauschalen Zollsatz von 25 Prozent gedroht. Es ist jedoch denkbar, dass sich die Pauschale je nach Handelspartner unterscheidet. Neben den Zolldifferenzen könnten auch andere Handelshemmnisse einbezogen werden.

Die EU verlangt höhere Zölle auf Autos und Wein

Europäische Autobauer werden von höheren US-Zöllen ohnehin stark betroffen sein. Autos sind eines der wichtigsten Exportgüter im Handel mit den USA. Die EU verlangt für Autoeinfuhren einen Zoll von 9,7 Prozent, die USA hingegen nur 2,5. Schon eine Erhöhung um sieben Prozentpunkte wäre für die Branche schmerzhaft. Mit dem angekündigten Zollsatz von 25 Prozent werden die Einfuhren aber noch deutlich teurer.

Einen hohen Zoll verlangt die EU auch für die Einfuhr von Wein. Trump hatte bereits mit einem Gegenzoll von 200 Prozent gedroht. Schon eine Anhebung der US-Zölle auf das EU-Niveau würde den europäischen Weinbauern, die in die USA liefern, schaden. Bei verarbeitetem Öl ist es hingegen umgekehrt: Der US-Zoll liegt deutlich höher als jener der EU.

Bei vielen anderen Produkten, von denen die EU viel in die USA exportiert, ist die Zolldifferenz aber sehr gering. Eine reziproke Anpassung würde den Exporteuren also weniger schaden als ein hoher Pauschaltarif.

Im Handel zwischen der Schweiz und der EU gibt es unter anderem bei Uhren und Kaffee grössere Zolldifferenzen. Während die USA für Uhren höhere Einfuhrzölle verlangen, hat die Schweiz für Kaffee einen höheren Zollsatz. Auf Medikamente verlangen weder die USA noch die Schweiz bislang Einfuhrzölle. Sollten die USA jedoch einen pauschalen Zolltarif einführen, würde das die Schweizer Pharmaindustrie treffen.

Jüngst hat Trump indes eine gewisse Flexibilität angedeutet und Ausnahmeregelungen in Aussicht gestellt. Potenzial, um «unfaire Zölle» abzuschaffen oder zu senken, gibt es jedenfalls auf beiden Seiten.

Die Zolldaten stammen aus Feodora Tetis Global Tariff Database (v_beta1-2024-12); vgl. Teti, Feodora A. (2024): Missing Tariffs, CESifo Working Paper Nr. 11590. Die Exportdaten wurden der BACI-Datenbank des CEPII entnommen (Gaulier, G. & Zignago, S. (2010): BACI: International Trade Database at the Product-Level. The 1994–2007 Version, CEPII Working Paper Nr. 2010-23). Alle Zolldaten beziehen sich auf das Jahr 2021.

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