Donnerstag, Januar 30

Der neue US-Präsident hat in einem Dekret angeordnet, dass der Meerbusen im Süden der USA fortan Golf von Amerika heissen soll. Es ist nicht das erste Mal, dass Google Maps mit einem umstrittenen Namen zu tun hat.

Mit einer Flut von präsidialen Dekreten hat Donald Trump vergangene Woche seine Präsidentschaft eingeläutet. Eines davon hat auch Auswirkungen auf Google Maps, den beliebtesten Kartendienst der Welt. Denn der neue Präsident hat angeordnet, dass der Golf von Mexiko neu Golf von Amerika heissen soll. In der Nacht auf Dienstag hat Google bekanntgegeben, wie es mit der Änderung umgehen wird.

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In einem Beitrag auf der Plattform X schreibt Google: «Wir haben eine langjährige Praxis, Namensänderungen zu übernehmen, wenn sie in offiziellen Regierungsdokumenten aktualisiert wurden.» Für die Vereinigten Staaten sei dies der Fall, sobald der Name in der Datenbank Geographic Names Information System (GNIS) geändert worden sei. Passiere dies, werde Google den Kartendienst aktualisieren. Für Nutzerinnen und Nutzer in den Vereinigten Staaten wird der Meerbusen vor der Südküste dann als «Golf von Amerika» zu sehen sein.

In Mexiko gibt es keine Änderung

Für Nutzerinnen und Nutzer in Mexiko bleibt jedoch alles beim Alten. Sie sehen den Meerbusen auf Google Maps auch in Zukunft als «Golf von Mexiko». Dies steht in Einklang mit der Praxis von Google, dass, wenn sich offizielle Namen in verschiedenen Ländern unterscheiden, die Nutzer von Google Maps den offiziellen Namen am eigenen Standort angezeigt bekommen. Im Rest der Welt werden beide Namen zu sehen sein, wie Google im Beitrag auf X schreibt.

Bis es so weit ist, dürfte nicht mehr viel Zeit vergehen. Das amerikanische Innenministerium teilte Ende letzter Woche mit, dass die entsprechende Behörde zügig an einer Aktualisierung der offiziellen amerikanischen Bezeichnung für den Meerbusen arbeite.

Auch der höchste Berg von Nordamerika wurde von Trump per Dekret umbenannt. Der 6190 Meter hohe Gipfel im Gliedstaat Alaska ist unter den Ureinwohnern als Denali bekannt. Unter Präsident Barack Obama wurde der Name 2015 auch offiziell in Denali umgewandelt. Donald Trump hat den Namen nun wieder in Mount McKinley, wie er schon bis 2015 hiess, geändert. Google kündigt an, auch diese Änderung zu übernehmen, sobald die GNIS-Datenbank aktualisiert worden sei.

Umstrittene Namen auch in Ostasien und im Nahen Osten

Die gleichen Regeln wie beim Golf von Mexiko wendet Google bereits auf andere Orte mit umstrittenen Namen an. So etwa beim Gewässer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan. In Japan wird es als Japanisches Meer angezeigt, in Südkorea jedoch als Ostmeer. Das zeigt ein Blick auf Google Maps mit einem VPN, einem Dienst, mit dem sich der eigene Standort im Internet verändern lässt. Sucht man das Gewässer aus der Schweiz, wird «Japanisches Meer (Ostmeer)» angezeigt. So eine Schreibweise wird man in Zukunft aus der Schweiz auch beim Golf von Mexiko sehen.

Auch das Gewässer zwischen der Arabischen Halbinsel und Iran hat auf Google Maps zwei Namen. 2012 drohte Iran, juristisch gegen Google vorzugehen, weil Google den Namen Persischer Golf von Google Maps wegliess und das Gewässer ohne Namen anzeigte. Es wir nun international als «Persischer Golf (Arabischer Golf)» angezeigt.

Heikle Grenzziehungen

Nicht nur Namen, auch Grenzen werden je nach Standort auf Google Maps anders angezeigt. Blickt man aus der Schweiz auf die Region Kaschmir, auf die sowohl Indien als auch Pakistan Anspruch erheben, wird die Grenze als gestrichelte graue Linie angezeigt. Damit signalisiert Google, dass die Grenze umstritten ist. Unumstrittene Landesgrenzen werden als durchgehende graue Linien angezeigt. Wechselt man den eigenen Standort mit einem VPN nach Indien, wird Kaschmir auf Google Maps ganz als zu Indien zugehörig dargestellt – also ohne gestrichelte graue Linien.

Auch die Zugehörigkeit der von Russland seit 2014 besetzten Halbinsel Krim wird auf Google Maps je nach Standort anders angezeigt. Greift man aus der Ukraine auf den Kartendienst zu, gehört die Krim zur Ukraine und hat im Osten eine durchgezogene graue Linie. Greift man aus Russland auf den Kartendienst zu, gehört die Halbinsel jedoch zu Russland. In der Schweiz werden die Grenzen der Halbinsel auf Google Maps als umstritten angezeigt.

Wie heikel die Grenzziehungen auf Google Maps sein können, zeigt eine Episode aus dem Jahr 2010. Damals führte eine fehlerhafte Grenzziehung zwischen Nicaragua und Costa Rica zu heftigen diplomatischen Spannungen. Truppen aus Nicaragua überquerten die Grenze zu Costa Rica und machten für diesen angeblichen Fehler den Kartendienst verantwortlich, an dessen Grenzziehung sie sich orientiert hätten. Google gab den Fehler in einem Blog-Beitrag zu und korrigierte den Grenzverlauf.

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