Mittwoch, Januar 22

Tech-Unternehmer wie Sam Altman oder Larry Ellison buhlen um die Gunst des neuen amerikanischen Präsidenten. Sie wollen 500 Milliarden Dollar in künstliche Intelligenz investieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Vereinigten Staaten wollen ihren Vorsprung bei der künstlichen Intelligenz (KI) auch für die kommenden Jahre sichern. Dafür haben am Dienstag die Tech-Unternehmer Sam Altman von Open AI, Masayoshi Son von Softbank und Larry Ellison von Oracle Investitionen in Höhe von 500 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Unter der Aufsicht von Donald Trump haben die Tech-Grössen dafür die KI-Initiative «Stargate» lanciert, benannt nach einem Science-Fiction-Film aus den neunziger Jahren. Der neue US-Präsident sagte, «Stargate» werde «fast sofort» 100 000 Arbeitsplätze schaffen und dafür sorgen, dass die Zukunft der KI-Technologie in den USA bleibe.

Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen KI-Projekt.

Was ist geschehen?

Trump hat am Dienstag im Roosevelt Room des Weissen Hauses mit Stargate ein neues Milliardenprojekt vorgestellt. Dieses umfasst Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Anfänglich wollen die drei Firmen, Open AI, Softbank und Oracle, 100 Milliarden Dollar investieren. In den nächsten vier Jahren sollen insgesamt 500 Milliarden Dollar fliessen. Zuerst ist geplant, zehn Rechenzentren in Texas zu bauen. Danach soll das Projekt stetig erweitert werden.

Was ist der Hintergrund des Stargate-Projekts?

Die Entwicklung von KI-Anwendungen beanspruchen hohe Rechenleistungen und benötigen Unmengen von Energie, einerseits für das Trainieren der Modelle, andererseits für das Betreiben der Anwendungen. Das Electric Power Research Institute berechnete im Mai, dass Rechenzentren in den USA bis Ende des Jahrzehnts 9,1 Prozent des gesamten US-Stroms pro Jahr benötigen könnten. Das ist fast doppelt so viel wie bisher. Um diesen Zusatzbedarf zu decken, sollen mithilfe der Stargate-Initiative neue Rechenzentren und Infrastruktur zur Energieerzeugung gebaut werden. Trump will dies mit Notstandserklärungen durchsetzen.

Wer ist bei Stargate bislang dabei?

Die Gründerunternehmen der Initiative sind die KI-Firma und ChatGPT-Entwicklerin OpenAI unter Sam Altman, das japanische Tech-Konglomerat Softbank unter CEO Masayoshi Son sowie das US-Softwareunternehmen Oracle von Larry Ellison. Microsoft, der grösste Aktionär von OpenAI, sowie die Chip-Spezialisten Arm und Nvidia sind als «Technologiepartner» dabei. Sie sollen sich um den Aufbau der eigentlichen Infrastruktur kümmern.

Die Investmentfirma MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hilft bei der Finanzierung. OpenAI wird gemäss einem Blog-Beitrag das Projekt leiten, Son von Softbank wird Vorsitzender von Stargate werden. Softbank dürfte auch den Hauptteil der Finanzierung übernehmen.

Wie kommen die 500 Milliarden zusammen?

Wie Stargate die Mittel auftreiben will, ist unklar. Die japanische Softbank-Gruppe verfügte per Ende 2024 über rund 32 Milliarden Dollar flüssige Mittel, Oracle über rund 11 Milliarden. OpenAI hat in der letzten Finanzierungsrunde mehr als 6 Milliarden Dollar eingesammelt, schreibt aber Verluste und verfügt somit über keine eigenen Mittel, die es einbringen kann. Welche Summe MGX beitragen wird, ist nicht bekannt. Gemäss dem «Wall Street Journal» sollen sich künftig weitere Kapitalgeber beteiligen, Softbank will zudem Kredite aufnehmen.

Was erhoffen sich die Beteiligten und Donald Trump?

Teil der grössten KI-Initiative der Geschichte zu sein, ist für die beteiligten Firmen eine Chance, denn es verspricht auf Jahre hinaus garantierte Aufträge in Milliardenhöhe. Das Investitionsvolumen ist auch für Silicon-Valley-Verhältnisse sehr gross.

Entsprechend euphorisch reagierte die Börse auf die Ankündigung. Die Aktie von Softbank gewann am Dienstag mehr als ein Zehntel, Oracle zeitweise über 8 Prozent. Auch die Titel von Arm und Nvidia gewannen deutlich. Für Softbank ist Stargate auch eine Chance, ihr Ansehen als Investorin wieder zu verbessern, nachdem Masayoshi Son mit gescheiterten Projekten wie WeWork Milliarden verloren hatte.

Für Sam Altman festigt es die Position von OpenAI als führendes KI-Unternehmen. Zudem ist es ein persönlicher Sieg gegen Elon Musk, dessen KI-Firma xAI nicht berücksichtigt wurde. Das veranlasste Musk gegen Stargate zu sticheln, weil die Finanzierung des Projekts noch nicht gesichert ist. Er kommentierte auf X: «Sie haben das Geld gar nicht».

Trump positioniert sich mit Stargate als Tech-freundlicher Präsident, der sich neben der Krypto-Branche nun auch für die Zukunftstechnologie KI einsetzt. Nebst den Milliarden-Investitionen für Stargate dürfte die Regierung Trump auch für ein KI- und Krypto-freundliches regulatorisches Umfeld sorgen. Unter Biden galt es als eher restriktiv.

Was bedeutet das Projekt für Europa und China?

Trump will mit dem Projekt die Vormachtstellung der USA im Bereich KI gegenüber China, Europa und dem Mittleren Osten stärken. Trumps Strategie: Den US-Technologieunternehmen den Weg frei räumen. Er sagte am Dienstag: «Wir werden es ihnen so einfach wie möglich machen».

Im Vorfeld hatte Trump einen von Biden verabschiedeten Erlass aus dem Jahr 2023 aufgehoben, der darauf abzielte, mit KI verbundene Risiken zu verringern. In den USA gibt es somit keine staatlich festgelegten Richtlinien für die Entwicklung von KI-Modellen mehr. In Europa hingegen sind mit dem AI Act umfassende Regulierungen in Kraft.

Die Tech-Unternehmen scheinen das Stargate-Projekt ihrerseits mit politischer Bedeutung aufladen zu wollen. In einem White Paper von OpenAI heisst es: Gelinge es den USA nicht, Investitionen in KI-Projekte anzuziehen, würden sie in chinesische Projekte fliessen, was den globalen Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas stärke. Oracle sagte gegenüber «CNN», Stargate helfe, die nationale Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten zu schützen.

Exit mobile version