Donnerstag, März 6

Die amerikanische Automobilbranche wäre von Zöllen in Höhe von 25 Prozent hart getroffen worden. Trumps Einlenken wird jetzt weitere Branchen-Lobbyisten auf den Plan rufen.

Im Zollstreit mit Mexiko und Kanada war US-Präsident Donald Trump bisher stets am Drücker. Er trieb die Nachbarländer mit immer neuen Forderungen, Drohungen und rhetorischen Kehrtwenden vor sich her. Jetzt macht er einen Rückzieher: Die USA nehmen die wichtige Automobilbranche vorerst von den Einfuhrzöllen gegen die Nachbarländer aus, die erst am Dienstag eingeführt worden waren.

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Regierungssprecherin Karoline Leavitt sagte am Mittwoch, dass die Autobauer einen einmonatigen Aufschub erhalten, «damit sie keine wirtschaftlichen Nachteile erleiden». Das heisst: Unternehmen, die ihre Fahrzeuge ganz oder teilweise in Kanada und Mexiko herstellen und diese in die USA importieren, müssen die Einfuhrabgabe von 25 Prozent vorerst nicht entrichten. Trotz Aufschub erwartet die amerikanische Regierung von den Autobauern aber weiterhin, dass sie ihre Produktion in die USA verschieben.

Jammern lohnt sich

Die drei grossen amerikanischen Autohersteller – General Motors, Stellantis und Ford – hatten gemäss Leavitt am Mittwoch das Gespräch mit Trump gesucht. Ihre Branche würde von den neuen Zöllen mit am härtesten getroffen, weil ihre Wertschöpfungsketten über die Landesgrenzen hinweg eng verzahnt sind: Fahrzeugteile passieren die Grenze oft mehrfach, bis die fertigen Autos in den USA verkauft werden. Zölle von 25 Prozent würden dieses engmaschige Netzwerk auseinanderreissen.

Industrievertreter wie der Ford-Chef Jim Farley warnen daher schon seit Wochen, dass Zölle auch den US-Autobauern massiv schaden würden. Auch die amerikanischen Konsumenten würden darunter leiden: Analysten gehen davon aus, dass die Preise betroffener Neuwagen wegen der Zölle um mehrere tausend Dollar ansteigen würden.

Die Aktien von Stellantis, General Motors und Ford legten am Mittwoch um 6 bis 10 Prozent zu. Auch die amerikanischen Börsenindizes verzeichneten Gewinne, als sich abzeichnete, dass Trumps neu errichtete Zollmauer doch das eine oder andere Loch aufweisen wird. Firmen- und Branchenlobbyisten in Washington dürften nun sehr viel zu tun haben. Karoline Leavitt sagte nämlich auch, dass Trump «offen» sei, sich Vorschläge für weitere Ausnahmen anzuhören.

Kein Durchbruch mit Kanada

Trumps Rückzieher ist insofern erstaunlich, als er nicht von Zugeständnissen der Nachbarländern begleitet wird. Der US-Präsident hat am Mittwoch zwar ein längeres Telefongespräch mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau geführt, dabei aber keinen Verhandlungsdurchbruch erzielt, wie Trump selbst auf Social Media darlegte.

Mehrere US-Medien zitierten einen kanadischen Behördenvertreter, wonach Trudeau nicht bereit ist, Kanadas Vergeltungszölle aufzuheben, wenn nicht auch die USA sämtliche neuen Zölle wieder abschaffen. Trudeau sei aber bereit, die Abgabe auf einzelne Güter zurückzunehmen, wenn dies auch die USA tun würden. Der amerikanische Handelsminister Howard Lutnick und der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc sollen die Gespräche fortführen, um Kompromisse auszuloten.

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