Samstag, November 23

Ron DeSantis war Donald Trumps populärster Gefolgsmann und galt als Favorit für sein Erbe. Um den Meister zu entmachten, fehlte Floridas Gouverneur jedoch das Talent. Am Sonntag beendete er seine Kampagne und unterstützt nun Trump.

Ron DeSantis hat am Sonntag seine Präsidentschaftsbewerbung zurückgezogen. Es ist das Ende einer Kampagne, die schon vor Monaten ins Stocken geraten ist.

Nach den Zwischenwahlen zum Kongress im November 2022 stand der Gouverneur von Florida auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Die Republikanische Partei konnte damals auf nationaler Ebene die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Selbst konservative Medien machten Donald Trump für das schlechte Abschneiden verantwortlich, der im Wahlkampf viele extreme Kandidaten unterstützt hatte. Derweil feierten sie DeSantis als «Ron DeFuture», weil er seine Wiederwahl zum Gouverneur in Florida mit einem Glanzresultat gewonnen hatte.

Ohne Charisma und mit einer halbherzigen Strategie

Selbst Trumps bisheriges Sprachrohr Fox News ging auf Distanz zu ihm. Während der konservative Fernsehsender den ehemaligen Präsidenten praktisch von seinen Bildschirmen verbannte, gab er DeSantis mehr Sendezeit. Im Dezember 2022 lag Floridas Gouverneur in einer Umfrage gar 5 Prozentpunkte vor Trump: 47 zu 42. Doch danach ging es für DeSantis nur noch abwärts.

Die Gründe für den rasanten Auf- und Abstieg sind vielfältig. DeSantis verpasste es gleich nach den Zwischenwahlen, sein Momentum auszunutzen. Anstatt sogleich seine Präsidentschaftskandidatur bekanntzugeben und Trump unentwegt für das schlechte Resultat der Republikaner bei den Zwischenwahlen verantwortlich zu machen, wartete DeSantis ab. Erst im Mai 2023 stieg der 45-Jährige offiziell ins Rennen um das Weisse Haus ein. Zu diesem Zeitpunkt war er in den Umfragen bereits wieder auf 20 Prozent abgesunken, während Trump mit über 50 Prozent in Führung lag.

DeSantis hat in den vergangenen Monaten kontinuierlich an Zustimmung verloren

Wahlabsicht der Befragten bei den republikanischen Vorwahlen, in Prozent

DeSantis wollte Trump zudem rechts überholen. Unter anderem kritisierte er ihn für eine zu restriktive Lockdown-Politik während der Covid-Pandemie, für seine unscharfe Haltung zum Recht auf Abtreibung sowie für die nicht fertiggestellte Grenzmauer zu Mexiko. Trump berief in seiner Amtszeit drei konservative Richter an den Supreme Court und machte damit das Leiturteil gegen das landesweite Recht auf Abtreibung im Juni 2022 erst möglich. Gleichzeitig machte Trump danach jedoch die in vielen konservativen Gliedstaaten erlassenen Abtreibungsverbote für die durchzogenen Zwischenwahlen verantwortlich. Auch DeSantis unterzeichnete in Florida ein Verbot nach der sechsten Schwangerschaftswoche. Er führte dies als Beweis ins Feld, dass er im Gegensatz zu Trump die konservative Agenda knallhart und zielstrebig umsetze.

Bei den Wählern kam diese Botschaft jedoch nicht an. Vermutlich auch, weil sie Trump nicht nur für das lieben, was er wirklich tut. Vor allem seine eingefleischten Anhänger mögen die Art, wie er auftritt und spricht. Der Unternehmer verfügt über eine Gabe, die DeSantis nicht wirklich besitzt: Charisma. Weil er zudem kein Karrierepolitiker ist, braucht sich Trump auch nicht aus Sorge um seine berufliche Zukunft zu verbiegen. Mit dieser Authentizität trifft er den Nerv des konservativen Amerika.

Dagegen wirkt DeSantis stets gehemmt, steif und berechnend. Trump bringt sein Publikum oft mit schlechtem Humor zum Lachen. Floridas Gouverneur scheint derweil über keinerlei Humor zu verfügen. Seine oft auswendig gelernten Floskeln beendet er nicht selten mit einem gekünstelten, überbreiten und gequält wirkenden Lachen. Zudem wagte es auch DeSantis nicht, Trump für seinen grössten Fehler zu kritisieren: die Lüge über eine gefälschte Präsidentschaftswahl 2020, die schliesslich zum Sturm auf das Capitol und damit zu einem Angriff auf die amerikanische Demokratie führte. Am Fundament des Trumpismus wagte DeSantis nicht zu rütteln, weil er seine Anhänger nicht vergraulen wollte.

Ohne Charisma und mit einer halbherzigen Strategie konnte DeSantis die Herzen der Trump-Anhänger jedoch nicht erobern. Warum sollten sie sich auch für eine billige Kopie entscheiden, wenn sie das Original haben können?

DeSantis scheiterte an einer schlichten Wahrheit: Präsidentschaftswahlen sind Personenwahlen. Dabei zählt der emotionale Eindruck eines Kandidaten oft mehr als seine Substanz. Es geht nicht um eine reine Kopfsache.

Von seiner glanzvollen Wiederwahl geblendet

Allerdings liess sich Floridas Gouverneur wohl auch von seiner glanzvollen Wiederwahl 2022 blenden. Die Wähler honorierten damit vor allem sein gesundes Augenmass, das er während der Pandemie bewiesen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Gliedstaaten öffneten die Schulen im Herbst 2020 ihre Türen in Florida wieder. Gleichzeitig machten es die Demokraten dem Amtsinhaber leicht, indem sie einen schwachen Herausforderer ins Rennen schickten. Mit der Abtreibungsfrage konnten sie zudem nicht so stark mobilisieren, weil DeSantis zu diesem Zeitpunkt noch kein Verbot nach sechs Wochen unterzeichnet hatte.

DeSantis vergass zudem, wem er seine erstmalige Wahl zum Gouverneur 2018 verdankte. Er setzte sich damals nur knapp durch. Die republikanische Vorwahl schien für ihn bereits verloren. Doch nachdem sich Trump in einem Tweet für ihn ausgesprochen hatte, setzte sich DeSantis durch. Trumps Zauber machte ihn zum Gouverneur in Florida.

In einer früheren Zeit hätte DeSantis vielleicht eine Chance gehabt. Er hat an den Eliteuniversitäten in Harvard und Yale studiert. Er diente als Militärjurist in der Navy und war im Irak im Einsatz. Mit drei Kindern und seiner Frau Casey an der Seite entspricht sein Privatleben dem konservativen Wunschbild. Als ehemaliger Kongressabgeordneter und als Gouverneur bringt er viel politische Erfahrung mit. Doch dies reicht nicht aus, um gegen einen Trump anzukommen.

DeSantis stellt sich hinter Donald Trumps

Bei der ersten Vorwahl im Rennen um das Haus im konservativen Iowa vor einer Woche erhielt DeSantis lediglich 21 Prozent der Stimmen, Trump hingegen 51. Eigentlich wollte Floridas Gouverneur den Gliedstaat gewinnen. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit hat sich DeSantis deshalb entschieden, erneut auf den Trump-Zug zu steigen. Er musste erkennen, dass seine Zeit ganz an der Spitze der konservativen Bewegung noch nicht gekommen ist. Es ist gut möglich, dass er es 2028 nochmals mit einer Kandidatur versuchen wird. Dieser erste Versuch hinterlässt jedoch Zweifel, ob DeSantis wirklich das Zeug für das höchste Amt im Staat hat.

Zwei Tage vor der richtungsweisenden Vorwahl im New Hampshire stellte sich DeSantis im Rennen um das Weisse Haus hinter Trump und gegen Nikki Haley. Trump habe seine volle Unterstützung: «Denn wir können nicht zurück zur alten republikanischen Garde von gestern gehen oder zu einer neu verpackten Form des Korporatismus, den Haley repräsentiert.»

Im gemässigten Gliedstaat New Hampshire könnte Haley, die nun einzig verbliebene Herausforderin, dem ehemaligen Präsidenten zumindest nahe kommen. Der Rückzug von DeSantis dürfte ihr am Dienstag allerdings kaum helfen. Die Anhänger des strickt konservativen Politikers werden nun wohl mehrheitlich Trump wählen.

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