Montag, September 30

Die UBS macht bei der CS-Integration schnell Fortschritte. Doch das unsichere Marktumfeld könnte der Grossbank den Ausblick vermiesen.

Für Sergio Ermotti verläuft fast alles nach Plan. Bei der Integration der CS kommt die Grossbank schnell vorwärts, und das operative Geschäft hat Fahrt aufgenommen. Das haben die starken Finanzzahlen der fusionierten Bank bereits im ersten Quartal gezeigt. Damals hatte Ermotti nach zwei verlustreichen Perioden einen unerwarteten Gewinn von 1,8 Milliarden Franken präsentiert.

Das freute die Anleger. Sie sorgten dafür, dass die UBS-Aktien, die seit der CS-Übernahme stark gewonnen haben, weiter stiegen. Die Titel kosteten unlängst über 28 Franken. Damit hatten sich die Bankaktien in den letzten eineinhalb Jahren um über 60 Prozent verteuert und die UBS zu einem der beliebtesten europäischen Werte gemacht. Doch mit dem Beginn der Börsenturbulenzen Anfang August wendete sich das Blatt.

Zyklische Bankaktien stehen unter Druck

Bankaktien wurden während des jüngsten Kurssturzes an der Börse hart getroffen. Die UBS-Aktie gehörte unter den Schweizer Blue-Chip-Aktien zu den grössten Verlierern. Auch europaweit haben Bankaktien wie jene der deutschen Commerzbank, der französischen Société Générale oder der italienischen Unicredit gelitten. Auch wenn sich die Lage an den Börsen im Verlauf der vergangenen Woche beruhigt hat, konnten sich die UBS-Aktien vom Kursverlust von einem Zehntel bisher nicht erholen.

Einerseits hat das damit zu tun, dass Bankaktien als zyklisch gelten, also von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Kommen wie jetzt Rezessionsängste auf, trüben sich die Aussichten für künftige Gewinne ein. Und Anleger trennen sich als Erstes schnell von zyklischen Aktien, etwa aus dem Finanz- oder Industriebereich.

Anderseits hat sich in den letzten Tagen die Stimmung an der Börse gewandelt: Investoren meiden Aktien, die sie als besonders risikoträchtig einstufen. Sie kaufen Vermögenswerte, mit denen sie sich sicherer fühlen, etwa Aktien von Versorgern wie Swisscom, Pharmaunternehmen wie Novartis oder hochwertige Obligationen.

Gutes zweites Quartal ist obligatorisch

Das Semesterergebnis wird entscheidend für eine Erholung der UBS-Aktien sein. Es wird am Mittwoch publiziert. Um den Markt zufriedenzustellen, muss Ermotti nicht nur starke Quartalszahlen präsentieren und den Aktienrückkauf bestätigen. Ebenso wichtig wird der Ausblick sein, den er angesichts der Marktverwerfungen geben wird. Enttäuscht die UBS in einem Bereich, dürften die Aktien unter Druck bleiben.

Dass es für die Bank im ersten Halbjahr operativ gut gelaufen ist, gilt als gesetzt. Marktbeobachter erwarten, dass das Ergebnis für das zweite Quartal, das April, Mai und Juni umfasst, fast ebenso stark ausfällt wie für das erste. Damals sorgten ein freundliches Marktumfeld, Einnahmen aus der Abwicklung von nicht mehr gebrauchten Geschäftsbereichen und intensive Sparbemühungen für ein sehr gutes Resultat.

Denn noch bis vor zwei Wochen lief es an den Börsen rund, und es herrschte Zuversicht. Das war gut für Gebühreneinnahmen aus Aktienhandel und Vermögensverwaltung, auch wenn sich Zinsgewinne wegen des vielerorts rückläufigen Zinsniveaus abschwächen.

So erwarten Analysten im zweiten Quartal sowohl im Kerngeschäft der UBS, dem Global Wealth Management, wie auch in der Investmentbank im Vergleich zur Vorjahresperiode höhere Erträge. Für den Gesamtkonzern sollen die Einnahmen fast ein Fünftel höher ausfallen als vor einem Jahr, aber etwas tiefer als im ersten Quartal.

Sorgenkind USA bleibt im Fokus

Interessieren wird auch die Entwicklung im amerikanischen Markt. Denn das wichtige USA-Geschäft ist Ermottis grösstes Sorgenkind. Es ist auch der einzige Bereich der Bank, der nicht von der CS-Übernahme profitiert. Das US-Geschäft war immer wieder ein Problem, weil diese grosse Einheit verhältnismässig wenig Gewinn beisteuert.

Auch heute noch belasten die USA die Profitabilität der Bank. Insbesondere der Geschäftsaufwand ist sehr hoch, trotz hohen verwalteten Vermögen von rund 2000 Milliarden Dollar. Dass sich Profitabilität und Effizienz im US-Geschäft merklich verbessert haben, wird nicht erwartet. Auch der neue Amerika-Chef, Rob Karofsky, kann keine schnellen Wunder vollbringen.

Positiv überraschen könnte Ermotti hingegen bei den Sparbemühungen. Schon im ersten Quartal lieferte die UBS eine Milliarde Dollar mehr an Einsparungen ab als erwartet. Bis Ende Jahr könnte die Bank mit über sechs Milliarden Dollar bereits die Hälfte ihres Sparziels bis 2026 erreicht haben.

Für die Sparmassnahmen war die rechtliche Fusion, die Anfang Juli vollzogen wurde, ein Meilenstein. Jetzt können CS- und UBS-Mitarbeiter direkt miteinander arbeiten und Systeme und Dienstleistungen zusammenführen, was die Kosten weiter senken wird. Jobs sollen – in der Schweiz – erst zu einem späteren Zeitpunkt abgebaut werden.

Die Kapitalfrage belastet die Aktien

Für Anleger ebenso wichtig sind Aussagen Ermottis zu Kapitalrückführungen, also Aktienrückkäufen und Dividenden. Die UBS hat angekündigt, im laufenden Jahr eigene Aktien in Höhe von einer Milliarde Dollar zurückzukaufen, was den Aktienkurs stützt.

Beobachter gehen davon aus, dass die Bank ihre Aktionäre in den Folgejahren mit noch grösseren Rückkäufen beglücken wird – JP Morgan prognostiziert drei Milliarden im Jahr 2025, sechs 2026 und 8 Milliarden Dollar danach. Ob weiter Rückführungen stattfinden können, hängt aber stark davon ab, ob der Bund der UBS strengere Kapitalauflagen macht.

Die Kapitalfrage wird aber in absehbarer Zeit nicht geklärt sein. Muss die UBS Milliarden für den weiteren Ausbau ihrer Eigenkapitalausstattung einbehalten, müssten die Aktionäre auf einen Teil der Kapitalrückführungen verzichten. Diese Aussicht wird die UBS-Aktien weiterhin belasten.

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