Die SVP gibt sich «gute Chancen» im Wahlkampf 2026. Und das ausgerechnet mit einem Erdöl-Lobbyisten als Kandidaten.
Ueli Bamert begibt sich auf eine schwierige Mission. Der SVPler will 2026 einen Sitz im Zürcher Stadtrat erobern. Die Geschäftsleitung der Partei hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass sie den 45-jährigen Kantonsrat und Co-Präsidenten der Stadtpartei nominiert hat.
Als zum letzten Mal jemand von der SVP den Sprung in den Zürcher Stadtrat geschafft hat, war Bamert noch nicht einmal im Kindergarten. Damals, 1982, hiess der Kandidat Kurt Egloff. Gewählt wurde er zu einer Zeit, als die Exekutive noch bürgerlich dominiert war. 1990 trat der Schulvorsteher Egloff zurück, nachdem er wegen einer Amtsgeheimnisverletzung in die Kritik geraten war.
Die Partei hat es seither mit diversen Kandidaten probiert, scheiterte aber meist deutlich: So landeten Roland Scheck und Stephan Iten bei den letzten Wahlen auf den Rängen 15 und 16 – bei 9 verfügbaren Sitzen.
Bamert ist sich bewusst, dass es schwierig wird. Aber das heisse nicht, dass man es nicht trotzdem versuchen sollte, sagt er. «Dass wir keinen Sitz zu verteidigen haben, verleiht uns auch eine gewisse Unbeschwertheit, wir können voll auf Angriff schalten.»
Gemessen am Wähleranteil habe die SVP zudem Anspruch auf einen Sitz im Stadtrat, «es ist deshalb selbstverständlich, dass wir antreten». Er wolle das «Zugpferd» für seine Partei sein. Und er sei auch überzeugt, dass er ein guter Kandidat sei. Seit sechzehn Jahren sei er in diversen Verbänden aktiv und auch über die Parteigrenzen hinaus gut vernetzt.
Seine Verbandstätigkeit verleiht ihm aber ein Label, das im links-grünen Zürich nicht gerade sexy ist: das des Öl-Lobbyisten. Bamert ist seit zehn Jahren als Kommunikationsleiter beim Verband der Mineralölimporteure Avenergy Suisse und Geschäftsführer von Swissoil. Er weiss, dass ihm deswegen im Wahlkampf Angriffe von links drohen. Er ist sich dies bereits vom Kantonsrat gewöhnt und nimmt es «schmerzfrei» hin, wie er sagt. Er setze sich für ein Produkt ein, ohne das in der Schweiz fast alles stillstehen würde – «dafür muss ich mich nicht rechtfertigen». Zudem umfasse sein Beruf auch den Einsatz für den Gesamtarbeitsvertrag für das Tankstellenpersonal – ein eher linkes Anliegen.
Er sieht sich als weltoffenen, gesellschaftsliberalen Stadtzürcher. Er sei beispielsweise einst auch als DJ aktiv gewesen. «Ich entspreche nicht dem Bild, das sich viele Städter von einem SVPler machen.» Gleichwohl will er im Stadtrat eine starke Stimme für die konservativ-liberale Wählerschaft werden, die Staatsausgaben bremsen und die Freiheiten des Bürgers stärken.
Fürs Stadtpräsidium kandidiert die SVP nicht. Und im Gegensatz zu früheren Jahren tritt die Partei diesmal nur mit einem Kandidaten an. Co-Präsidentin Susanne Brunner sagt, dies werde es der Partei ermöglichen, einen prägnanten Wahlkampf zu führen. «Das Profil des Kandidaten kommt so stärker zur Geltung.»
Brunner rechnet sich für die Partei «gute Chancen» auf den Sitzgewinn aus. Weil sie einen fähigen Kandidaten hätten und weil auch ein Meinungsumschwung spürbar sei. Die letzten Abstimmungen hätten gezeigt, dass die Stadtbevölkerung die Auswüchse der links-grünen Politik nicht mehr hinnehme. So lehnte die Stadt kürzlich eine drastische Erhöhung der Entschädigung für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier ab, die von linker Seite unterstützt wurde.
Tatsächlich ist die SVP bei städtischen Abstimmungen wieder erfolgreicher geworden. Doch vom Wähleranteil her steht sie so schlecht da wie seit dreissig Jahren nicht mehr. Und in Exekutivwahlen hat sie es jeweils besonders schwer. Es muss also viel passieren, dass Ueli Bamert der nächste Kurt Egloff wird.