Die Ukraine ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Bekannt ist sie für Kohle zum Beispiel, da gibt es riesige Vorkommen im Osten. Es gibt auch Öl. Es gibt Gas. Vor allem aber hat sie grosse Bestände an sogenannten seltenen Erden und strategischen Rohstoffen. Und es gibt natürlich auch viele Interessen, dass man Zugang zu diesen Rohstoffen bekommt.
Lithium ist ein Beispiel für einen strategischen Rohstoff. Das ist ein Element, das vor allem in Akkus verwendet wird oder auch sonstigen Batterien. Man geht davon aus, dass die Ukraine etwa 500 000 Tonnen hat. Das ist ein riesiger Bestand. Es gibt vier wichtige Felder, zwei davon sind relativ weit weg von der Front, aber die zwei anderen sind tatsächlich in der Nähe.
Zum Beispiel gibt es dieses Feld von Kruta Balka. Das ist in Saporischja, also ganz im Südosten der Ukraine. Das ist schon seit fast drei Jahren besetzt. Und es gibt auch ein Feld bei Schewtschenko. Das ist praktisch direkt an der Front. Da ist nicht daran zu denken, dass man jetzt beginnt, Lithium abzubauen.
Es ist klar, dass für die Russen die Kontrolle über Rohstoffe im Nachbarland ein wichtiges Ziel ist. Vor allem auch war, 2022, als sie einmarschiert sind. Es ist aber so, dass heute viele dieser Minen, viele dieser Bergwerke oder auch Felder, nicht mehr genutzt werden können, weil die Kämpfe in den letzten drei Jahren so heftig waren, dass das halt alles zerstört ist.
Ich kann das Beispiel von Pokrowsk nennen, das ist eine Stadt im Donbass. Ich war mehrfach dort, zuletzt vor etwa einem halben Jahr. Heute ist die Stadt sehr umkämpft, und da gibt es eine ganz wichtige Mine. Da wird Kokskohle gefördert. Das ist eine Kohle, die vor allem für die Schwerindustrie, für Stahl zum Beispiel, gebraucht wird. Und diese Minen dort, die sind jetzt teilweise schon unter russischer Besetzung, und teilweise haben die Ukrainer sie auch gesprengt, damit die Russen sie nicht militärisch nutzen können.
Viele dieser Metalle sind unter chinesischer Kontrolle. Die Chinesen haben da wirklich eine sehr dominante Position auf den Weltmärkten. Die Hoffnung der Amerikaner und auch der Europäer ist, dass mit diesen Beständen in der Ukraine man sich unabhängiger von China macht und Alternativen hat. Trump hat kürzlich gesagt, dass er Hilfe für die Ukraine nur noch im Gegenzug zum Zugang zu diesen Rohstoffen gewähren wolle.
Selenski hat das eigentlich begrüsst. Selenski selbst hat im letzten Herbst gesagt, dass das quasi ein Deal sei, den er dem Westen anbieten wolle, dass diese Rohstoffe unter westliche Kontrolle kommen und nicht unter chinesische oder russische.
Aber wie sich jetzt schon auch zeigt, ist es natürlich sehr schwierig, im Krieg diese Rohstoffe auszubeuten. Und es ist auch so, dass diese Vorkommen häufig noch nicht erschlossen sind, und das braucht Jahre, bis man das dann wirklich erschliessen kann. Da muss man auch viel bauen. Auch die Infrastruktur ist häufig in einem schlechten Zustand. Auch da müsste wohl zuerst einmal ziemlich viel Geld aus dem Westen fliessen, damit man überhaupt daran denken kann, diese Rohstoffe auszubeuten und damit vielleicht auch Profite zu erwirtschaften.
Die Russen profitieren natürlich momentan inmitten des Krieges auch nicht wirklich davon. Ich glaube, da muss zuerst eine gewisse Beruhigung stattfinden, dass die das dann auch ausbeuten können. Aber ich glaube schon, dass das eine relativ hohe Priorität hat, denn sie sehen ja auch, wie wichtig das ist.
Es gibt auch gewisse dieser Materialien, bei denen die Russen zwar grosse Kapazitäten haben, diese zu verarbeiten, aber keine riesigen Bestände. Ich finde es absolut verständlich, dass da Phantasien und Hoffnungen entstehen, sowohl im Westen als auch in der Ukraine selbst, da man ein wohlhabendes Land werden könnte, wenn man diese Ressourcen nutzen könnte. Aber im Moment bleibt das natürlich eine Illusion, das muss man ganz klar sehen. Es wird zuerst ein Ende dieses Krieges brauchen, bevor da irgendjemand profitieren kann.