Filmemacher nutzen die Preisverleihung, um Israel zu dämonisieren. Das Publikum spendet Applaus. Erneut steht die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth in der Kritik.

Die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele in Berlin nahmen ein unschönes Ende. Bei der Abschlussgala der Berlinale am Samstag hatte der Regisseur Ben Russell der israelischen Regierung vorgeworfen, einen Genozid an den Palästinensern zu verüben. Russell trug auf der Bühne eine Art Palästinensertuch. Vom Publikum erntete er Applaus und Zustimmung. Ebenfalls kräftigen Applaus erhielt der Preisträger und Filmemacher Basel Adra. Er hatte Deutschland aufgefordert, Waffenlieferungen an Israel einzustellen.

Der Regierende Berliner Bürgermeister Kai Wegner, der der Gala beiwohnte, sprach von einer «untragbaren Relativierung». Seine Kritik an den Redebeiträgen äusserte der CDU-Politiker allerdings erst anschliessend bei X (vormals Twitter). Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sagte, an der Berlinale werde unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit «antisemitische und antiisraelische Rhetorik» zelebriert. Das Schweigen des Kulturbetriebs sei ohrenbetäubend.

Fragwürdige Auszeichnung für «No Other Land»

Während der Gala hatten sich mehrere Preisträger einseitig zum Nahostkonflikt geäussert und Vorwürfe gegen Israel erhoben, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober vergangenen Jahres zu erwähnen oder eine Freilassung der israelischen Geiseln zu fordern.

Bereits zuvor hatte sich die Berlinale recht eindeutig positioniert. Der Film «No Other Land», der die israelische Perspektive im Nahostkonflikt nahezu ausblendet, wurde als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Held ist, wie es im Wettbewerbsprogramm offiziell heisst, «ein junger palästinensischer Aktivist aus Masafer Yatta im Westjordanland», der gegen die «israelische Besatzung» kämpfe.

Für kurze Zeit war zudem auf einem offiziellen Instagram-Account der Berlinale das antiisraelische Motto «Free Palastine – from the river to the sea» verbreitet worden. Mit dem Slogan wird Israel das Existenzrecht abgesprochen. Ein Palästina vom Fluss bis zum Meer wäre ein Land, das vom Jordan bis zum Mittelmeer reichte und somit das ganze ehemalige britische Mandatsgebiet Palästina umfasste, wie vor der Staatsgründung Israels.

Auch die Anklage, Israel betreibe einen «Genozid in Gaza» und mache sich, mit deutscher Unterstützung, des «Staatsterrorismus» schuldig, war kurzfristig auf dem Account zu lesen. Die Berlinale erklärte dies mit einem Hackerangriff. Man distanziere sich und habe Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Gemeinsamkeiten mit dem Documenta-Skandal

Dieses Jahr fand das Filmfestival letztmals unter der Leitung von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian statt. Künftig soll es von der Amerikanerin Tricia Tuttle geleitet werden. Im Gegensatz zu den kritisierten Preisträgern hatte Rissenbeek etwas differenziertere Töne angeschlagen: «Wir fordern die Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen, und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann.»

Die Berlinale erhält in erheblichem Umfang Mittel aus dem Bundeshaushalt. Darum gerät nun abermals Kulturstaatsministerin Claudia Roth von den Grünen in die Defensive. Der Botschafter Prosor schrieb bei X, die deutsche Kulturszene rolle ausschliesslich Künstlern den roten Teppich aus, die gegen Israel Stimmung machten.

Aus dem Skandal bei der Kunstausstellung Documenta in Kassel seien die falschen Lehren gezogen worden. Im Jahr 2022 hatte dort ein indonesisches Künstlerkollektiv antisemitische Kunst präsentiert. Es kam zum Eklat, auch weil die Documenta ebenfalls mit Steuergeld unterstützt wird. Staatsministerin Roth stand damals wegen ihres zögerlichen Handels in der Kritik.

Laut einem Redaktor des «Tagesspiegels» hatten sowohl Roth als auch Berlins Regierender Bürgermeister Wegner nach der Rede des Aktivisten und Filmemachers Yuval Abraham, der Israel Apartheid vorgeworfen und ein «Ende der Besatzung» gefordert hatte, geklatscht. Deutschlands Juden seien mit Roth als Kulturstaatsministerin nicht ausreichend vor Angriffen aus der Kulturbranche geschützt, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Maximilian Mörseburg. Er ist Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Kultur und Medien und legte den Grünen nahe, Roth auszutauschen.

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