Donnerstag, Juli 4

Neue heftige Regengüsse sind in diesem Sommer nur eine Frage der Zeit. Wo genau würde es dann wieder gefährlich werden? Spezielle Karten liefern Hinweise.

Hochwasser und Gerölllawinen haben in der Schweiz in den vergangenen Wochen mehrere Todesopfer gefordert und erhebliche Sachschäden angerichtet. Da die Grosswetterlage vorerst bestehen bleibt, muss man im Laufe des Sommers im Alpenraum mit weiteren Unwettern rechnen, die ähnlich katastrophale Folgen haben können. Spezialkarten liefern Hinweise darauf, in welchen Talgebieten es besonders gefährlich werden würde.

Es hat mehrere Gründe, warum es im Laufe des Sommers erneut problematisch werden kann. Einer davon: Im Frühjahr regnete es überdurchschnittlich viel. Darum sind jetzt viele Böden mit Wasser gesättigt.

Das bedeutet, dass bei einem Gewitterregen kaum Wasser versickert, es fliesst dann an der Oberfläche ab. Diese Wassermassen verursachen ungefähr die Hälfte aller Hochwasserschäden in der Schweiz.

Die Gefährdung durch oberflächliche Abflüsse wurde in einer speziellen Karte festgehalten, der sogenannten «Gefährdungskarte Oberflächenabfluss Schweiz». Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat sie gemeinsam mit dem Schweizerischen Versicherungsverband und der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen erstellt. Potenzielle Überschwemmungen durch Bäche, Flüsse und Seen zeigt die Karte nicht, sie kommen also noch hinzu. Ein Ausschnitt aus dem Wallis zeigt, auf welchen Flächen man im Extremfall mit oberflächlichem Abfluss rechnen muss.

Generell zeigt diese Karte Gebiete, die bei seltenen oder sehr seltenen Unwettern überströmt werden. Das sind Ereignisse, die im Durchschnitt höchstens alle hundert Jahre einmal auftreten. Im Saastal und im Mattertal sind etliche solcher Gebiete zu erkennen. In vielen anderen Alpentälern sieht es ähnlich aus.

In vielen Bachbetten sind Gerölllawinen denkbar

Heftige Gewitterregen haben in den vergangenen Wochen ausserdem etliche Gerölllawinen ausgelöst, etwa im Tessin und in Graubünden. Man bezeichnet sie auch als Murgänge. Sie gehen in den Bachbetten von Wildbächen und auf Schutthalden mit einem hohen Gefälle ab und stellen für viele Siedlungen eine mögliche Gefahr dar.

Eine Karte des Bafu-Projekts Silvaprotect-CH zeigt die Flächen, auf denen sich potenziell solche Murgänge ereignen können. Die Flächen wurden anhand von Berechnungen bestimmt, die Wirkung der Bewaldung wurde dabei allerdings nicht berücksichtigt. Die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, mit der auf einer eingezeichneten Fläche ein Murgang abgehen könnte, ist sehr anspruchsvoll – dazu bedarf es zusätzlicher Informationen.

Wann und in welchen Tälern es gefährlich zu werden droht, lässt sich oft erst wenige Stunden vor einem aufziehenden Unwetter abschätzen. Geht dann ein heftiges Gewitter nieder, bleiben oft nur Minuten bis zu einer Sturzflut oder einem Murgang. Darum ist es so wichtig, Warnhinweise zu solchen Naturgefahren in den Bergen ernst zu nehmen, sich ständig auf dem Laufenden zu halten – und im Zweifelsfall in einer sicheren Unterkunft auszuharren.

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